Dr. Wolfgang Lange ist Vorsitzender des Fördervereins. Seit zwölf Jahren betreiben Ehrenamtliche das evangelische Gemeindehaus in Villigst. © Heiko Mühlbauer
Streit ums Putzen
Gemeindehaus in Villigst vor dem Aus? Ehrenamtliche kündigen Vertrag
Seit zwölf Jahren wird das Gemeindehaus in Villigst von Ehrenamtlichen betrieben. Jetzt hat der Verein im Streit mit der Kirchengemeinde den Vertrag gekündigt. Dabei geht es um nicht sehr viel Geld.
Viele Gebäude und Standorte in der Fläche hat die Evangelische Kirchengemeinde Schwerte nicht mehr. Doch das Gemeindehaus in Villigst besteht noch, obwohl sich die Gemeinde vor 13 Jahren bereits für eine Vermarktung der Immobilie entschieden hatte.
2010 unterzeichnete man einen Vertrag mit einem Förderverein, der das Haus bewirtschaftete und dafür Miete an die Kirche zahlte. Der Verein bemühte sich, das Gemeindehaus als Treffpunkt für die Menschen im Dorf aufrecht zu erhalten. Jetzt sieht es so aus, als würde man sich im Streit trennen.
Gemeinde kündigt Versammlung für Mittwoch an
Anfang April hatte Pfarrer Hartmut Görler in einer E-Mail an die Presse mitgeteilt: „Der Förderverein für das Ev. Gemeindehaus Villigst hat zum 1. Juli 2022 den Kooperationsvertrag mit der Kirchengemeinde gekündigt.“ Die Gemeinde werde jetzt in einem längeren Klärungsprozess beraten, welche Zukunft sie für das Gemeindehaus Villigst sehe und lade für Mittwoch (4. Mai) um 18 Uhr zu einer Versammlung in die Kirche in Villigst ein.
Dahinter verbirgt sich ein schon länger andauernder Disput mit dem Förderverein ums Geld. Der Verein trage im Prinzip zu wenig für das Gebäude bei, argumentiert die Kirche. Der Verein findet das nicht. Der Streit entzündete sich an den Kosten für das Reinigen.
Ehrenamtliche wollen nicht auch noch putzen
Das hatte bislang überwiegend die Küsterin und damit die Kirchengemeinde übernommen. Die will das nun aber nicht mehr machen. Zunächst habe die Kirche den Ehrenamtlichen vom Förderverein vorgeschlagen, das selbst zu übernehmen. Doch der Verein sieht sich dazu nicht im Stande. Schließlich brächten die rund 80 Mitglieder schon knapp die Hälfte der Kosten auf, die man der Kirche für das Haus überweise.
Was man nun für das Putzen zahlen müsse? „Vielleicht 2500 Euro“, schätzt der Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Wolfgang Lange. Denn die Putzpauschale, die Mieter der Räume zahlen müssen, gebe man schon jetzt an die Gemeinde weiter.
Der Verein ist nicht der einzige Mieter im Gemeindehaus. Die Stadt hat die Kellerräume für eine Kindergartengruppe gemietet. Der Verein vermarktet die oberen Räume: Frauenhilfe und eine Seniorengruppe der Gemeinde nutzen die Räume genauso wie das Blaue Kreuz, die Diakonie und unregelmäßig Mieter.
Das reicht von einer Feier über ein Beerdigungscafé bis zum spontanen Treffen einer Initiative. In der Corona-Zeit fielen die Veranstaltungen alle aus. „Die Miete haben wir weiter gezahlt“, so Lange. Auch deshalb fühle man sich von der Gemeinde jetzt nicht richtig behandelt.
Ulrich Groth hat die Finanzen der Gemeinde im Blick und argumentiert mit den Kosten der Immobilie. © Bernd Paulitschke
„Gemeinde braucht das Gemeindehaus nicht“
„Es ist eine verfahrene Situation“, betont der Presbyter und Finanzkirchmeister, der ehemalige Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Groth. Eigentlich sei der Förderverein ja eine tolle Sache, aber die Gemeinde brauche das Gemeindehaus selbst nicht und es koste eben.
Denn die beiden Mieten (Stadt und Verein) würden nicht ausreichen, um das Gemeindehaus zu finanzieren. Und in Villigst unterhalte man noch die Kirche, die über einen weiteren Raum verfüge. Für die kirchlichen Gruppen würde der ausreichen. Und die Kirche habe vor 13 Jahren nun mal beschlossen, ihre Aktivitäten in der Innenstadt zu konzentrieren.
Man sei ja bereit gewesen, der Gemeinde zumindest einen Teil der Reinigungskosten zu erstatten. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass 2000 Euro im Jahr das Großprojekt Viktorkirche nach vorne bringen“, so Lange.
Was soll denn mit dem Gemeindehaus passieren, wenn der Förderverein auszieht? „Da gibt es noch keinen Plan“, betont Presbyter Groth. Und schließlich gibt es ja auch noch die Versammlung am Mittwoch mit der Gemeinde. „Wir wollen das Tischtuch nicht voreilig zerschneiden“, sagt auch Dr. Wolfgang Lange.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.