Ein eindringliches Bravourstück: Solo-Geiger fordert Orchester in der Rohrmeisterei
Rohrmeisterei
Mit dem dritten Jubiläumsfestkonzert in diesem Jahr feierte das Ruhrstadtorchester sein 30-jähriges Bestehen in der Rohrmeisterei. Solo-Geiger Fedor Rudin verlieh dem Auftritt besonderen Glanz.
„Meilensteine der Klassik“ versprach Kapellmeister Claus Eickhoff mit dem Titel der Veranstaltung. Mozarts „Ave Verum“ in einer instrumentalen Transkription von Tschaikowski stellte er an den Anfang.
Eine Suite Bachs mit einer Reihe alter Tänze folgte, schließlich noch einmal Mozart, diesmal im Original, mit der Haffner-Sinfonie. Dies alles stellte Eickhoff schon mit viel Holz, Blech und Pauken auf die Bühne.

Das Ruhrstadtorchester mit seinem Dirigenten Claus Eickhoff. © Martin Schreckenschläger
Fiel im Fugato der Bach-Ouvertüre vor allem das plappernde Fagott auf, so startete die Sinfonie mit viel Paukeneinsatz, durchstreifte ruhig fließende, bald energisch aufschwingende Momente, gelangte in erzählerischem Duktus zu erneutem Paukenschlag und rasantem Finale.
Zart und anrührend begann das Zwischenspiel zum 3. Akt aus Verdis „La Traviata“. Mit dem Einsatz der Bläser führten die Geigen endlich die prägnante Melodie ein, die Hans Blum alias Henry Valentino 1974 zu seinem Hit „Ich hab‘ dein Knie gesehn“ verarbeitete.
Ausflug in die Opernwelt
Der kurze Ausflug in die Opernwelt war der richtige Einstieg für den Auftritt des Solisten. Fedor Rudin, bis 2021 bei den Wiener Philharmonikern in der Position des Konzertmeisters, hatte als Student schon seinen ersten Auftritt in Schwerte. Heute tourt der Freiberufler als Solist und Kammermusiker an der Violine, aber auch als Dirigent durch Europa.

Fedor Rudin als Solist und das Ruhrstadtorchester unter Claus Eickhoff in der Rohrmeisterei. © Martin Schreckenschläger
In höchster Lage mit kunstvollen Doppelgriffen eröffnete er Max Bruchs Violinkonzert. Markante Striche und expressiver Bewegungsdrang prägten sein Spiel im Kopfsatz. Mit dem Ruderschlag einer Galeere folgte ihm das Orchester.
Eickhoff am Pult gab alles, doch unbeeindruckt trieb Rodin mit rasanten Läufen das Geschehen voran, allein vertieft in sein Spiel. Zu blühenden Melodiebögen im Adagio bot er seine virtuosen Tonfolgen dem Dirigenten erwartungsvoll dar. Kontrastreiche Zwiesprache allein im Solo, Farbenreichtum mit verklärten Flöten- und Hornklängen im Orchester führten zu tremolierender Tongebung des Künstlers.
Bravo-Rufe und Standing Ovation
Einmal mehr zeigte der Finalsatz mit rasantem Frage- und Antwortspiel, wie sehr der Solist hier das Orchester forderte, gar vor sich hertrieb. Ein eindringliches und nachdrückliches Bravourstück für Rodin wie auch das Ruhrstadtorchester. Bescheiden spielte dieser das Bruch-Konzert als lang nicht mehr gespielte Kindheitserinnerung herunter.
Den Applaus dankte der in Moskau geborene und in Paris aufgewachsene Künstler mit einer Paganini-Caprice als Zugabe: Zunächst ruhig, aber fast ausschließlich in Doppelgriffen, brillierte er schließlich mit Läufen von teuflischer Geschwindigkeit. Dies trug ihm ein weiteres mal Bravo-Rufe und Standing Ovation ein.
Viertes Konzert im Jubiläumsjahr
- Das „Young Artists Festival“ hat schon Tradition beim Ruhrstadtorchester. Das vierte Konzert im Jubiläumsjahr wird ganz in diesem Zeichen stehen.
- Klarinette und Harfe werden vertreten sein.
- Konzert mit Werken von Boyce bis Schnittke am 21. August in der Rohrmeisterei. Beginn: 17 Uhr.
- Infos zu Preisen und Vorverkauf auf www.ruhrstadt-orchester.de