Der Ruhrtalradweg ist ein Touristenmagnet

Ein Pfeil, ein Reporter, 48 Stunden

Wir sind überzeugt: Jeder Quadratmeter Schwerte bietet eine eigene Geschichte. Daher wagen wir ein Experiment und lassen Leser Dartpfeile auf den Stadtplan werfen. Über den Ort, in dem der Pfeil stecken bleibt, schreibt ein Reporter innerhalb von 48 Stunden eine Geschichte. Diesmal geht es um den Ruhrtal-Radweg in Wandhofen.

WANDHOFEN

, 24.06.2017, 07:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hündin Nala freut sich. Sie hat sich gerade am Kanuverein den Bauch in der Ruhr gekühlt und beschnuppert mich schwanzwedelnd. Sie geht mit ihrem Herrchen häufig an der Ruhr spazieren. „Aber nur morgens“, berichtet Jonas Schröder, „nachmittags sind hier so viele Radfahrer unterwegs, da würde der Hund nur stören.“

Im Gegensatz zu mir kennt der Mann sich hier aus. Ich kannte diesen Flecken Erde bisher nur von der Landkarte, dem Stadtplan, den Hans-Georg Winkler am Mittwoch für unsere 48-Stunden-Aktion mit einem Dart-Pfeil „beschossen“ hat. Sein Treffer landete dort, wo ich jetzt meinen Gartenstuhl aufgestellt habe: direkt an der Ruhr, unterhalb des Klärwerks.

„Man riecht das Klärwerk nur ganz selten“

Den Stuhl hat ein Kollege ausgeliehen, der in der sogenannten „Müslisiedlung“ wohnt. Genauer gesagt am Rapsweg. Gehört Raps überhaupt ins Müsli? Ich weiß es nicht, und das wird nicht die einzige offene Biologie-Frage des Tages sein. Vom Rapsweg aus bin ich durch den Babywald zur Ruhr gegangen. Ich komme am Klärwerk vorbei, ich höre Wasser rauschen, blicke durchs dichte Gestrüpp und einen grünen Zaun aufs Werksgelände, aber rieche nichts.

„Man riecht das Klärwerk nur ganz selten“, erzählt mir später Hundebesitzer Jonas Schröder. Das war bei der Inbetriebnahme 1928 sicher noch ganz anders. Von meinem Sitzplatz an der Ruhr aus kann ich es nicht mal mehr sehen. Hin und wieder hört es sich so an, als würde ein Schieber betätigt. Radtouristen auf dem Ruhrtal-Radweg fahren ahnungslos am Klärwerk vorbei. Und ich hätte es auch nicht bemerkt, wenn nicht der Pfeilewerfer direkt neben dem Klärwerk getroffen hätte.

Eine ebene Strecke, immer am Wasser entlang

Ein Anruf am Nachmittag klärt, dass ich offenbar genau an der Stelle gesessen habe, an der das geklärte Wasser zurück in die Ruhr läuft: Da, wo es mitten im Wasserlauf so blubbert. Der Fachmann vom Ruhrverband beschreibt diesen Vorgang anders, aber über die Stelle sind wir uns einig.

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Dass ich sie auf ihrer Tour von Meschede nach Duisburg direkt an einem Klärwerk anhalte, haben Birgit Hoffmeier und Joachim Mattenklotz gar nicht bemerkt. Sie sind seit Dienstag unterwegs, wollen sich für die rund 200 Kilometer lange Strecke eine Woche Zeit nehmen. Das aus dem Lippetal stammende Paar ist begeistert von der Strecke: „Es geht wirklich fast immer am Wasser entlang“, lobt die geübte Radfahrerin. „Und es gibt kaum Steigungen“, fügt ihr Partner hinzu.

Früher stieg man zur Abkühlung hier in die Ruhr

Ein wichtiges Argument für den Ruhrtal-Radweg, denn das Paar ist ohne Motor-Unterstützung unterwegs. Donnerstagmitttag ließen sie beiden sich nicht lange aufhalten: „Es sind Gewitter vorhergesagt, und wir wollen es noch bis Wetter schaffen.“ Das sollte geklappt haben.

Monika Rosenthal hatte es nicht so weit: Sie radelte von Schwerte-Mitte zum Elsebad. „Ich fahre zum Schwimmen“, berichtete die Vorstandsfrau vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub. Die passionierte Radlerin ist die Einzige, die zu meinem Standort eine kleine Geschichte parat hat: „In der Zeit, als das Elsebad geschlossen hatte, sind wir ein paar Meter weiter bei heißem Wetter gern zur Abkühlung in die Ruhr gestiegen.“ Monika Rosenthal spendiert mir noch eine leckere Erdbeere und saust davon. Das Schwimmbad ruft.

6,5 Millionen Radfahrer in zehn Jahren

Der Ruhrtal-Radweg existiert inzwischen seit elf Jahren. Er führt auf 240 Kilometern von Winterberg bis Duisburg und gilt als am dritthäufigsten befahrener Fernweg Deutschlands. Ein Glücksfall für den Tourismus der Ruhrstadt, die etwa in der Mitte der Strecke liegt. Die komplette Tour dauert – je nach Tagesetappenlänge – zwischen drei und fünf Tagen.

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Nach Auskunft der Ruhr-Tourismus GmbH waren in den letzten zehn Jahren über 6,5 Millionen Radfahrer auf der Strecke unterwegs. Analysen haben ergeben, dass rund die Hälfte der Nutzer die komplette Strecke von der Quelle bis zur Mündung fahren. Aber auch Teilstrecken mit und ohne Übernachtungspausen sind beliebt.

Und so geht die Aktion
- Jeden Mittwoch wirft ein Leser der Ruhrnachrichten einen Dartpfeil auf den Schwerter Stadtplan. 
- Über den Ort, in dem der Pfeil stecken bleibt, macht ein RN-Reporter eine Geschichte. Wie die aussieht, bestimmt er selbst. Ist es etwas Historisches, wohnt dort ein besonderer Mensch oder gibt es dort besondere Pflanzen?
- Einzige Auflage: Der Reporter hat nur 48 Stunden Zeit. 
- Wenn Sie Lust haben, selbst den Pfeil zu werfen, melden Sie sich per E-Mail: lokalredaktion.schwerte@mdhl.de

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