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Bürgermeister Axourgos: Trotz Corona-Kosten keine Steuererhöhung in 2022
IHK-Wirtschaftsgespräch
Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie trafen sich Mitglieder der IHK wieder im Schwerter Freischütz. Die Wirtschaft arbeite sich aus der Krise, noch sei der „Patient aber teilbeatmet“, hieß es.
Weniger Arbeitslose, im Durchschnitt mehr Umsatz und ein Anstieg der Ausbildungsverhältnisse. Eigentlich waren es positive Zahlen, die Philipp Halbach beim Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Angebot hatte. Doch das große Aber lieferte der Schwerter Unternehmer gleich hinterher. Alle Zahlen basieren auf den Werten des Vorjahres und nicht des langjährigen Durchschnitts.
Hinter allen Kennzahlen ein großes Fragezeichen
Die Wirtschaft arbeitet sich also langsam aus der Krise, lebt aber immer noch von staatlichen Hilfen. „Der Patient ist gewissermaßen teilbeatmet“, fasste es Halbach bildhaft zusammen. Hinter allen Kennzahlen stehe noch ein großes Fragezeichen. Was passiert, wenn die Hilfen auslaufen? Und erreicht man wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie?
Es war das erste Wirtschaftsgespräch seit Ausbruch der Pandemie, das am Mittwochnachmittag (1.9.) im Freischütz stattfand. Immerhin 70 Gäste aus Wirtschaft und Politik waren im großen Saal unter Corona-Auflagen versammelt. Unter ihnen auch fünf der Direktkandidaten im Wahlkreis Unna I für den Bundestag.

Fünf der sechs Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Unna I waren am Mittwoch zu Gast beim Wirtschaftsgespräch der IHK im Freischütz. © Schaper
Auch hier hatte sich AfD-Vertreter Ulrich Lehmann verweigert – ebenso bei der Wahlarena der Ruhr Nachrichten und des Hellweger Anzeigers am 25. August. „Wir haben überhaupt keine Rückmeldung von ihm bekommen“, so Michael Adel, der neue Regionalbetreuer der IHK für den Kreis Unna. Die fünf Bundestagskandidaten, die anwesend waren, standen zum Abschluss des Wirtschaftsgesprächs zum Thema Wirtschaftspolitik Rede und Antwort.
Schwerte zähle wirtschaftlich zu den Musterschülern
Und in dem zählt Schwerte wirtschaftlich zu den Musterschülern. Die wirtschaftlichen Kennzahlen in Schwerte seien gut, die Finanzlage leider nicht, erklärte Bürgermeister Dimitrios Axourgos. Dennoch hatte er für die Unternehmen positive Nachrichten im Gepäck.
Auch wenn der städtische Etat im Moment im Rathaus noch erarbeitet wird, könne man schon jetzt sagen: „Auch 2022 gibt es keine Steuererhöhungen.“ Allerdings gehe das nur mithilfe der Bundesförderung, die Ausfälle und Kosten der Corona-Pandemie ausgleiche.
Vor allem mit Blick in die Zukunft sei es wichtig, dass Bund und Land weitere Unterstützung für die Kommunen bieten. Denn die Gewebesteuer, eine der wichtigsten Einnahmequellen von Städten und Gemeinden, werde nicht weiter so fließen, wie man es vorherberechnet habe.
Habe nicht erträumt, dass die Stadt Hoesch kauft
Die Finanzknappheit werde die Stadt aber nicht davon abhalten, weiter zu investieren. Und zwar schwerpunktmäßig in Bildung, Digitalisierung und die Infrastruktur.
Thema war auch der Kauf des Hoesch-Geländes: „Ich habe mir nicht erträumt, dass die Stadt mal eine 250.000 Quadratmeter große Industriefläche kaufen würde.“ Doch der Kauf sei richtig und wichtig gewesen. „Ich bin überzeugt, dass wir auch in der Zukunft Industriearbeitslätze brauchen werden“, so Axourgos.
Noch ist wirtschaftlich einiges aufzuholen
Die wirtschaftliche Lage in Schwerte nahm IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber unter die Lupe: Er beschäftigte sich auch mit den Zahlen bis 2020 und zeigte auf, dass noch einiges aufzuholen sei. So sank die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten in Schwerte im Dezember 2020 auf 13.932 Personen, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 3,3 Prozent bedeutet.
Auch das Thema Hochwasser spielte eine Rolle, schließlich sind auch Betriebe im Kreis davon betroffen. Schreiber versicherte: Die IHK werde die Unternehmen unterstützen, beraten und sich auch um deren Azubis kümmern, wenn die Ausbildungsbetriebe die Aktivitäten nicht aufrecht erhalten können.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
