
© Reinhard Schmitz
Autofreie City und Bürgerrat: Für diese Ideen können Sie in Schwerte abstimmen
Mitmachstadt
Demokratie bedeutet, wählen und abwarten? Nein, theoretisch kann man in Schwerte eigene Ideen einbringen. Doch noch läuft das etwas holprig, wie die Forderung nach einer autofreien City zeigt.
Stellen Sie sich vor, zum Thema Marktumgestaltung und Bäume hätte man neben Politikern, Nachbarn und anderen direkt Beteiligten auch noch eine Gruppe von Bürgern befragt. Und zwar eine Gruppe, die nach Altersgruppen, Geschlecht oder Migrationsgeschichte den Querschnitt der Bevölkerung abbildet, aber ansonsten rein zufällig ermittelt wird. Diese Leute könnten sich dann bei Experten und Beteiligten informieren und am Ende dem Rat eine Empfehlung erteilen.
Oder man unternimmt einen Feldversuch und untersucht, was passiert, wenn weite Teile der Schwerter Innenstadt für einen begrenzten Zeitraum für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Lediglich Anlieger, ÖPNV und Rettungskräfte sollen hiervon ausgenommen werden.
Ab 100 Likes muss sich die Politik kümmern
Diese beiden Ideen tauchen als Vorschläge auf der Internetplattform MitmachStadt.Schwerte auf. Wenn sie 100 Likes bekommen, dann muss sich die Kommunalpolitik damit beschäftigen. Auf Mitmachstadt.Schwerte.de kann man gleichzeitig auch die Vorhaben der Stadt einsehen. Und sich an Abstimmungen, zum Beispiel über die Pflastersteine für den neuen Markt beteiligen.

Marco de Matteis machte die zweite Eingabe bei der Mitmachstadt.Schwerte. © Stadt Schwerte
Das scheint zunächst eine tolle Sache. Doch wenn man sich die Abstimmungsergebnisse und Likes auf der Seite ansieht, stellt man fest: Es sind noch nicht viele Schwerterinnen und Schwerter, die bei der Mitmachstadt mitmachen.
Anmeldevorgang aufwendig wie Kundenkonto anlegen
Woran das liegt? Der Anmeldevorgang für die Mitmachstadt ist ähnlich aufwendig, wie für einen Einkauf im Internet, wenn man über kein Kundenkonto verfügt. Und manchmal ist es auch darüber hinaus noch schwierig, sagt Marco de Matteis. Er hat die Idee 2 bei der Mitmachstadt eingereicht, das Verkehrsexperiment „Autofreie Innenstadt“.
Die Möglichkeit, derart mitzugestalten, findet er eigentlich enorm. Allerdings habe er auch von Bekannten oft die Rückmeldung bekommen, dass es bei der Anmeldung zu Problemen kam. Zum Beispiel, wenn man bereits an der Abstimmung zum Pflaster auf dem Markt teilgenommen hat. Da hatten manche nicht auf dem Schirm, dass es sich um dieselbe Plattform handelt. Die bekamen nur die Antwort, dass unter ihrer E-Mail schon ein Konto besteht, ohne den Hinweis „Passwort vergessen“.
Noch hat keine der Ideen das Limit erreicht
Außerdem wünscht sich Marco de Matteis mehr Werbung für die Mitmachstadt. Denn noch hat keine der Ideen die 100-Likes überschritten und käme damit auf die Tagesordnung der Kommunalpolitik.

Gabriele Stange ist Leiterin des Büros des Bürgermeisters. © Thomas Seuthe Fotografie
Bei der Stadt ist man dennoch mit dem Portal zufrieden, sagt Gabriele Stange, Leiterin des Büros des Bürgermeisters. Das Angebot bestehe noch nicht lange und Woche für Woche kämen neue Teilnehmer hinzu.
Technische Probleme sollen geprüft werden
Das Problem mit den Passwort-Button werde man prüfen, verspricht Gabriele Stange. Die Latte für die Teilnahme habe man aber bewusst etwas höher gelegt. Denn das gebiete der Respekt vor der Teilhabe. Schließlich müssen sich die Kommunalpolitiker anschließend mit dem Thema beschäftigen. Und da sei es wichtig, dass man sich mit seinem echten Namen anmelde.
Das sieht auch Aktivist de Matteis ein: Man muss sich ja auch davor schützen, dass Menschen öfters abstimmen. „Aber ob es dann unbedingt 100 Likes sein müssen?“ Aktuell hat sein Vorschlag 78 Likes, aber die Zeit läuft. Denn über einen Vorschlag kann nur jeweils acht Woche lang abgestimmt werden. Und die autofreie Innenstadt hat de Matteis bereits am 24. Juli online gestellt.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
