Armin (v.l.), Brigitta und Volker Stratmann haben seit 1972 Eigentum an der Hörder Straße. Sie fürchten, dass mit dem Ausbau der Straße die Verkehrsbelastung für die Anwohner noch größer wird.

© Heiko Mühlbauer

Anwohner der B236 fürchten Ausbau: „Wir haben hier keine Lobby“

rnB236-Ausbau

Während überall in Schwerte Bürgerinitiativen gegründet werden, bleibt es an der B236 ruhig. Und das, obwohl die Umweltbelastungen für die Anwohner enorm sind, wie Nachbarn schildern.

Schwerte

, 09.03.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer an der B236 wohnt, bekommt deutlich mehr Autolärm und Abgase mit als die übrigen Schwerter.

Und das wird durch den geplanten Ausbau der Strecke wohl nicht weniger. Dennoch formiert sich anders als bei anderen Bauprojekten dort wenig Protest.

Feinstaub, Stickstoff und Lärm nehmen zu

Warum das so ist? Armin Stratmann vermutet, dass die Menschen nicht so eng zusammen wohnen und es auch nicht so viele Anwohner an Hörder Straße und Bethunestraße gibt. Letztlich haben die Anlieger an der B236 offensichtlich nicht so eine starke Lobby wie andere Nachbarschaften.

Dabei hätten sie mehr als einen Grund, sich zu beschweren. Feinstaub, CO2 und vor allem der Lärm haben in den vergangenen Jahren extrem zugenommen.

Auf der Hörder Straße herrscht schon jetzt täglich Stau. Die Anwohner fürchten, dass dies durch den Ausbau nicht besser wird.

Auf der Hörder Straße herrscht schon jetzt täglich Stau. Die Anwohner fürchten, dass dies durch den Ausbau nicht besser wird. © Manuela Schwerte

1972 waren die Stratmanns an die Hörder Straße gezogen. Knapp ein Drittel des Verkehrs von heute habe damals nur die Straße passiert, sagt Brigitta Stratmann. Und ihr Sohn Volker ergänzt: „Vor allem der Lkw-Verkehr hat extrem zugenommen.“ Ausgerechnet der ist hier eigentlich verboten – zumindest dann, wenn es sich um Durchgangsverkehr handelt. Aber das werde ja von keiner Instanz überprüft, so Volker Stratmann.

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Eine Minimallösung, die keinem nutzt

Die Anwohner ärgern sich vor allem aber darüber, dass trotz aller Einwände, die sie im Planungsverfahren gemacht haben, die Trasse nun nahezu unverändert beschlossen wurde. Zumal es sich nach ihrer Ansicht bei dem Ausbau um eine Minimallösung mit vielen Tücken handelt, von der sich die Anwohner keine Entlastung versprechen.

„Das geht ja schon am Talweg los“, erläutert Armin Stratmann. Da verjünge sich das Straßenprofil bergab von zwei auf eine Spur. Weiter untern seien es dann zwar wieder zwei, aber unter den Brücken auch nicht.

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Die Planer hatten angesichts der vielen Häuser im Bereich der Trassenführung auf getrennte Abbiegestreifen und eine höchstens dreispurige Verkehrsführung gesetzt. Ob das tatsächlich den Verkehr entzerrt? Eine Simulation bestätige das, hatte Straßen.NRW einst erklärt. Die Nachbarn bezweifeln das.

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Der wenige Platz, der für die Straße zur Verfügung steht, führt auch zu anderen Konflikten: „Da müssen sich Fußgänger mit Fahrrädern und E-Bikes einen Minimalraum teilen“, sagt Volker Stratmann. Denn wenn man dem Zweiradverkehr einen Platz auf der Straße einräume, gehe das gesamt Ausbaukonzept nicht mehr auf. „Hier wird eine Minimallösung für viel Geld gebaut.“

„Wenn man schon ausbauen will, dann richtig“

Die Stratmanns finden: Wenn man schon ausbauen wolle, dann hätte man das richtig machen müssen: „Ich hätte einen Teil vom Haus und vom Garten abgegeben, wenn man dafür Lärmschutzwände gebaut hätte“, sagt Brigitta Stratmann.

Doch so groß wollte der Landesbetrieb hier nicht bauen. Einem Großteil der direkt Betroffenen und einigen aus benachbarten Straßen stellt das Land dafür passiven Schallschutz in Aussicht. Ob Lüftungsanlagen und Dreifach-Verglasung aber später problemlos genehmigt werden, bezweifeln die Anlieger.

Vor allem ärgert Volker Stratmann aber, dass sich die Grünen jetzt mit einem Antrag im Rat zu Wort melden, nachdem das Rennen ja eigentlich gelaufen sei.

Schon vor zwei Jahren beim Erörterungstermin hätten die Anwohner zu allen Punkten, die jetzt von den Grünen bemängelt werden, klar Stellung bezogen.

„Jetzt wachen die Grünen nach zwei Jahren auf und wollen nachdem alle Fristen verstrichen sind, dass der Rat und die Verwaltung die Bremse treten.“ Das sei doch eine Alibi -eranstaltung, findet Volker Stratmann.

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„Wenn die es ernst meinen, sollten sie doch zumindest klagen.“ Denn ein Gerichtsverfahren könne sich hinziehen und sei teuer. Vermutlich so teuer, dass die Anlieger davor zurückschrecken.

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