Scott Michael Larocca umarmt seinen Konkurrenten Hans Steinbach nach dem Königsschuss.

Scott Michael Larocca (r.) ist neuer Schützenkönig der Kilian-Gilde Schermbeck. © Niklas Berkel

König „Scotty“ Larocca (38): „Mein wichtigstes Vermächtnis ist in Schermbeck“

rnKilian 2022

Scott Michael Larocca ist neuer Schützenkönig der Kilian-Gilde Schermbeck. Ein US-Amerikaner, der kein Deutsch spricht. Da gibt es viele Fragen. Ein Interview.

Schermbeck

, 13.07.2022, 17:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Kilian-Gilde Schermbeck von 1602 hat seit vergangenen Samstag einen neuen Schützenkönig - einen ganz besonderen. Denn Scott Michael Larocca ist US-Amerikaner. Er lebt in Chicago und spricht kein Deutsch. Warum er trotzdem König von Schermbeck werden wollte und wie er Kilian kennengelernt hat, verrät er im ersten Interview seiner Amtszeit, als er wieder in den USA angekommen war.

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Wie war es, als der Vogel nach dem langen Vogelschießen fiel?

Ich war völlig von der Aufregung des Augenblicks gefangen. Seitdem habe ich aber einige Bedenken, ob es wirklich angemessen ist, einen amerikanischen König zu haben. Ich fühle mich geehrt und verpflichtet, alle Aufgaben des Schützenkönigs in einer Weise zu erfüllen, die die Traditionen von Kilian und die Kultur von Schermbeck respektiert.

Wie kam es dazu, dass ein 38-jähriger US-Amerikaner in Schermbeck Kilian feiert?

Ich bin zum ersten Mal 2017 nach Schermbeck gekommen, weil mein Freund Thomas Wittwer (Major der Schützengilde, Anm. d. Red.) mir sagte, dass dies eine der besten Möglichkeiten sei, echte deutsche Kultur zu erleben. Er sagte mir das, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass meine Erfahrung auf dem Oktoberfest in München im Jahr 2013 enttäuschend war. Dort traf ich hauptsächlich Australier, Amerikaner und Italiener. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es eine authentische deutsche Erfahrung war.

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Was fasziniert Sie an Kilian so sehr?

Kilian fasziniert mich, weil so wenige Außenstehende diese Erfahrung gemacht haben. Ich bin so glücklich und geehrt, dass die Schermbecker mir erlaubt haben, ein Teil davon zu sein.

Ein Teil davon waren Sie bereits als Schüppenschütze. Aber warum wollten Sie auch unbedingt König werden?

Die Erfahrung, der offizielle Schützenkönig zu sein, bedeutet mir so viel, weil ich mich jetzt wirklich als Teil der Geschichte von Schermbeck fühle. Ich habe keine Kinder in den USA, also wird mein wichtigstes Vermächtnis und die Art und Weise, wie man sich an mich erinnern wird, hier in Schermbeck und nicht in den USA sein. Das ist etwas ganz Besonderes und Einzigartiges, das ich jetzt offiziell sagen kann.

Ihre Königin Kate stammt auch aus den USA. Was die Situation umso spezieller macht. Kannten Sie sie vorher?
Nein. Das war mein erstes Treffen mit Kate. Sie kannte Lars und Lenja Niesen schon vorher (Lars ist Offizier, Lenja Kates Vorgängerin, Anm. d. Red.). In Anbetracht des Drucks, der auf ihr lastete – ich glaube nicht, dass sie die Absicht hatte, in diesem Jahr Königin zu werden, so wie die Leute darüber diskutiert hatten, mich zum König zu machen – hat sie alles sehr gut gemeistert.

Scott Michael Larocca mit seiner Schützenkönigin Kate Richards.

Scott Michael Larocca mit seiner Schützenkönigin Kate Richards. © Niklas Berkel

Apropos meistern: Als Schützenkönig hat man in der Regel viele Termine. Wie wollen Sie das managen von Chicago aus?

Für jemanden, der in den USA lebt, ist es natürlich eine größere Herausforderung, mehrmals im Jahr nach Deutschland zu reisen. Aber als ich König wurde, habe ich vielen Leuten aus Schermbeck versprochen, dass ich zumindest zu einer nicht-kilianischen Veranstaltung, bei der der König normalerweise anwesend ist, zurückkommen würde. Aber da ich seit meiner ersten Teilnahme an Kilian immer so verliebt war, war ich mir der Verantwortung, die mit dem Titel einhergeht, bewusst. Ich bin darauf vorbereitet.


Das Interview haben wir auf Englisch mit Scott Michael Larocca geführt.

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