
Die ehemaligen „Eintracht“-Sänger Wolfgang Kimpenhaus (l.), Wolfgang Herkel und Bernd Ewald (v.r.) überreichten den Erzieherinnen Michaela Schult, Maren Römer, Melanie Brömmel und Käthe Spaltmann zur Freude des Bürgermeisters Mike Rexforth (v.l.) insgesamt 3.000 Euro. © Helmut Scheffler
Vereinsauflösung: Kindergärten in Schermbeck profitieren
Männergesangsverein
Der Männergesangsverein „Eintracht“ in Schermbeck hat sich bereits vor einem Jahr aufgelöst. Das verbliebende Vereinsvermögen floss nun in drei Kindergärten.
Im Jahr 1865 hat sich der traditionsreiche Männergesangsverein „Eintracht“ in Schermbeck gegründet. Mehr als 150 Jahre danach musste er seine Auflösung beschließen. Die Gründe sind vielschichtig. Das in der Vereinskasse verbliebende Geld überreichte der Verein zu einem besonderen Zweck.
Am 31. Oktober 2021 beschloss der Männergesangverein „Eintracht“ einstimmig, nach 156 Jahren den im Jahre 1865 gegründeten Verein aufzulösen. Vorsitzender Wolfgang Kimpenhaus erinnerte an den Beitrag der „Eintracht“ zum kulturellen Leben Schermbecks. Dazu gehörten Konzerte bei Veranstaltungen weit über Schermbeck hinaus.
„Im Namen vieler Generationen danke ich der Eintracht für die jahrzehntelange Förderung des kulturellen Lebens in Schermbeck“, würdigte Bürgermeister Mike Rexforth die Bereicherung der kleinstädtischen kulturellen Szene.
Von dem in der Vereinskasse verbliebenen Geldern überreichten Vorsitzender Wolfgang Kimpenhaus, Schriftführer Wolfgang Herkel und Kassierer Bernd Ewald am Montag im Schermbecker Rathaus 3000 Euro an drei der gegenwärtigen Schermbecker Kindergärten. Es „profitierten“ das „Evangelischen Familienzentrum und Kindertageseinrichtung an der Kempkesstege“, die „Katholische Kindertageseinrichtung St. Kilian“ sowie die „Caritas- Kindertageseinrichtung Altes Rathaus“.
Kindergärten freuen sich über das Geld
Freud und Leid können manchmal eng beieinander liegen. So war es auch am Montag (29. August 2022) bei der Geldübergabe. „Mit einem solch großen Betrag hatten wir nicht gerechnet“, freute sich Käthe Spaltmann vom „Evangelischen Familienzentrum“. Auch den andern Erzieherinnen sah man die Freude über ein Stück Weihnachten zur Sommerzeit an.
Gründe für die Auflösung waren das fehlende Interesse junger Menschen an Gesangvereinen sowie Tod und Krankheiten aktiver Sänger. Zwischen 2015 und 2020 schrumpfte die Mitgliederzahl von 30 auf 22. Im Januar 2021 standen nur noch 17 Aktive auf der Mitgliederliste.
In den letzten Jahren hat zudem Corona zum Verzicht auf Proben und Auftritte geführt. Als gemeinsame Proben wieder möglich wurden, kamen von den 22 Sängern des Jahres 2020 nur noch fünf bis sieben Sänger zu den Proben. Damit konnte der Dirigent Jörg Remmers keine vierstimmigen Gesänge einstudieren. Die Proben konnten nur deshalb stattfinden, weil Sänger des mit der „Eintracht“ befreundeten MGV „Gahlen-Dorf“ ausgeholfen haben.
Der Versuch, neue Sänger zu gewinnen, scheiterte seit Jahren unter anderem auch daran, dass das vierstimmig gesungene Liedgut großer Volks- und Kunstlied-Komponisten wie Schubert, Silcher oder Beethoven als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde und eine Hinwendung des Chores zu moderner Literatur wegen andersartiger Rhythmik und fremder Sprache misslangen.
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