Silke Sümpelmann steht in einem Feld.

Silke Sümpelmann bewirtschaftet mit ihrer Tochter Jonna "Horstkamps Hof" in Schermbeck. © Privat

Dürre bringt Landwirte in Not - Silke Sümpelmann (49) drohen Sanktionen

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Aufgrund der Dürre häckseln Landwirte wie die Schermbecker Michael Keller oder Silke Sümpelmann ihren Mais bereits jetzt – mehrere Wochen zu früh. Und das sind nicht die einzigen Probleme.

Schermbeck

, 30.08.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Temperaturen über 30 Grad? Gab es Nordrhein-Westfalen im August sehr oft. Regen? Hat sich seit Wochen kaum blicken lassen. Wenn, dann nur kurz. Die Landwirte kämpfen mit der Wettersituation. Auch in Schermbeck.

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„Seit Anfang August hatten wir keinen Regen“, sagt der Schermbecker Landwirt Michael Keller (40). Das zieht Probleme nach sich – und hohe Kosten. Wer auf die Maisfelder aktuell schaut, wird sich vielleicht schon gewundert haben. Sie sind teilweise bereits abgeerntet. Ende August. Und damit vier bis sechs Wochen zu früh.

„Eigentlich ist die Maisernte für Ende September vorgesehen“, sagt Keller. Erst dann ist der Mais in dem Sinne reif, dass er die richtige Qualität hat. Für die Tiere ist der Mais als Nahrungsmittel wertvoll, er besitzt viele Nährstoffe. Doch warum häckseln die Landwirte den Mais schon jetzt?

Ist der Mais zu trocken, verdirbt er

Der 40-jährige Schermbecker erklärt: „Der Mais muss in den Silos nach der Ernte verdichtet werden, damit er konserviert wird. Ist er zu trocken, lässt er sich nicht verdichten.“ Die Folge ist Schimmelbildung - der Mais verdirbt.

Der Nachteil an der frühen Ernte ist, dass die Maiskolben noch nicht voll ausgereift sind. „Es ist weniger Energie im Mais. Das, was fehlt, müssen wir den Tieren mit anderen Futtermitteln ausgleichen.“ Das bedeutet also eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Landwirte und eine schwierige Situation für die Tiere.

Keller hofft auf Dauerregen

Keller hofft auf mehr Regen. „Die Tiefenspeicher müssen sich wieder mit Wasser füllen.“ Dafür bräuchte es aber richtigen Dauerregen. Ein bisschen Regen oder nur ein paar Tage würde nicht reichen. „Der Boden ist so trocken, dass das Wasser nicht richtig versickern kann.“

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Die Situation ist nicht nur für den Mais bedrohlich. „Auch für Kartoffeln, Zuckerrüben oder Gras, das besonders für Milchviehbetriebe wichtig ist, ist es eine dramatische Situation“, sagt Keller.

Unter der beispielsweise Silke Sümpelmann zu leiden hat. Sie bewirtschaftet mit ihrer Tochter Jonna „Horstkamps Hof“ in Schermbeck, einen Milchviehbetrieb. Aufgrund der Trockenheit ist in diesem Jahr kaum Gras gewachsen. Eine weitere wertvolle Nahrungsquelle für Rinder und Kühe, die es aber nur unzureichend gibt. Nebenbei musste auch Silke Sümpelmann den Mais in diesem Jahr früher ernten.

„Zum Glück haben wir noch aus dem letzten Jahr Reserven“, sagt die 49-Jährige. Aber aktuell laufen die Tiere draußen herum und zerstören damit die durch die Trockenheit stark geschwächte Grasnarbe. Diese wieder herzustellen werde teuer, sei aber Voraussetzung für die Futtersituation im nächsten Jahr. Sonst wird das Futter für die Tiere knapp. Für Sümpelmann das aktuell dringendste Problem. Aber nicht das einzige.

Greening-Verpflichtung ist ein Problem

Ein weiteres Problem: „Wir haben eine Greening-Verpflichtung“, erklärt Sümpelmann. „Kann der Hof dieser nicht nachkommen, drohen Sanktionen auf die EU-Zahlungen“, erklärt sie.

Seit dem 1. Januar 2015 müssen Landwirte, die die Basisprämie beantragen, auf ihren beihilfefähigen Flächen bestimmte Landbewirtschaftungsmethoden einhalten, das sogenannte Greening. Sie sollen den Klima- und Umweltschutz fördern. Greening umfasst beispielsweise den Erhalt von Dauergrünlandflächen wie Wiesen und Weiden und eine größere Vielfalt beim Anbau von Feldfrüchten.

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Um das Greening zu betreiben, hat Sümpelmann bereits im Juli teures Saatgut in die Böden gesät. Doch gewachsen ist aufgrund der Trockenheit nicht viel. „Wenn dort bis zum 30. September nichts wächst, stehen wir da.“ Ab 1. Oktober kommen Prüfer, die das Greening kontrollieren.

„Die Angst lebt aber mit“

Was passiert, wenn das Greening unzureichend sein sollte, wisse Sümpelmann noch nicht. Sie hofft, dass die Kontrolleure die aktuelle Situation in die Bewertung mit einfließen lassen und nichts passiert. „Die Angst lebt aber mit“, dass es doch zu finanziellen Einbußen kommt.

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