Marc Overkämping spricht zu mehreren Senioren, die an einem Tisch sitzen.

Die vierstündige Schulung begann der Fahrlehrer Marc Overkämping (l.) mit einer mehr als einstündigen theoretischen Einführung zu Themen, die von den Teilnehmern vorgeschlagen wurden. © Helmut Scheffler

Senior umfuhr Verkehrsinsel falsch: Fahrschule Overkämping testete Fahrtüchtigkeit

rnFahren im Alter

Die Fahrschule Overkämping hat die Fahrtüchtigkeit von Senioren überprüft. Die Schermbecker lernten Änderungen der Straßenverkehrsordnung kennen und den neuen Bußgeldkatalog.

Schermbeck

, 18.10.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zu einer freiwilligen Teilnahme an einem Fahrtest lud der Seniorenbeirat der Gemeinde Schermbeck ältere Menschen ein. 18 Teilnehmer kamen am Samstag in die Fahrschule Overkämping, um an einem fast vierstündigen Test teilzunehmen, dessen Durchführung die drei Fahrlehrer Marc Overkämping, Caesryn Overkämping und Cedric Lenz übernahmen.

Etwa jeder dritte Teilnehmer war am Samstag älter als 80 Jahre. Heinz Ufermann, der im Jahre 1956 seinen Führerschein erwarb, interessierte sich für neue Verkehrsregeln. Ludger Paus war gespannt, welche Schilder in den letzten Jahren hinzukamen. Tochter Christiane hatte ihrem Vater Franz Kreienkamp empfohlen, an der Veranstaltung des Seniorenbeirats teilzunehmen.

Wer in Deutschland irgendwann einen Führerschein erworben hat, darf seinen Pkw oder ein Motorrad in der Regel ein Leben lang fahren. Während in Dänemark und Großbritannien Fahrtüchtigkeits-Prüfungen gesetzlich vorgeschrieben sind, wird in Deutschland keine verpflichtende Teilnahme an Tests von Rentnern verlangt.

Mit zunehmendem Alter nehmen körperliche Mängel oft aber derart zu, dass es schwierig werden kann, ein Fahrzeug sicher durch den Straßenverkehr zu steuern. Ausführlich befassten sich die Teilnehmer mit verkehrlichen Knackpunkten im Schermbecker Ortskern. Dass ein Verkehrsteilnehmer, der die Mittelstraße benutzt, nicht automatisch die Vorfahrt genießen kann, wurde bei der Besprechung sämtlicher Straßeneinmündungen deutlich.

Marc Overkämping steht neben einem Fahrschul-Auto, in dem ein Schermbecker sitzt.

Fahrlehrer Marc Overkämping (l.) begleitete Heinz Tuttas (r.) bei einer kostenlosen Test-Fahrt. © Helmut Scheffler

Wer zum Beispiel vom Rathaus zur Ludgeruskirche fährt, muss mindestens an der Schienebergstege, an der Apothekerstraße und an der Landwehr den von rechts kommenden Fahrzeugen die Vorfahrt gewähren. Dass in umgekehrter Richtung in Rathausnähe einem Fahrradfahrer, der aus dem Lichtenhagen kommt, die Vorfahrt zu gewähren ist, überraschte die allermeisten Teilnehmer.

Neu waren für die Teilnehmer einige Änderungen der Straßenverkehrsordnung. Dazu gehört das Schild für einen Radschnellweg ebenso wie der grüne Abbiegepfeil an Kreuzungen, der nur für Fahrräder gilt, sowie spezielle Schilder für elektrische Tretroller, für Segways oder für Carsharing-Parkplätze.

Dieses neue Verkehrsschild mit den beiden Autohälften kannte keiner der Senioren. Es kennzeichnet Parkplätze fürs Carsharing.

Dieses neue Verkehrsschild mit den beiden Autohälften kannte keiner der Senioren. Es kennzeichnet Parkplätze fürs Carsharing. © Helmut Scheffler

Am 9. November 2021 trat zudem der neue Bußgeldkatalog in Kraft. Wer im Halte- oder Parkverbot sein Fahrzeug abstellt, der muss jetzt mit einem Knöllchen in Höhe bis zu 55 Euro rechnen statt der bisherigen 15 Euro. Wer innerorts statt 50 km/h 66 km/h fährt, muss jetzt 70 Euro zahlen. Anhand eines Bußgeldrechners kann jeder im Internet überprüfen, welche weiteren finanziellen Konsequenzen sein Fehlverhalten nach sich zieht.

Test-Fahrt: Senioren lernten ihre Mängel kennen

Im Anschluss an den theoretischen Part begannen die Ausfahrten in drei SUV-Fahrzeugen der Fahrschule. In jedem Fahrzeug saßen drei Senioren, die nacheinander jeweils 20 Minuten lang ans Steuer durften. Nach der Rückkehr zur Fahrschule berichteten die Teilnehmer von ihren Beobachtungen der eigenen Fahrweise und der Fahrweise der mitfahrenden Senioren.

Zusammen mit den Eindrücken der Fahrlehrer wurde deutlich, dass es häufig am Benutzen des Rückspiegels oder am Schulterblick fehlte, dass zu wenig geschaltet wurde, manchmal die Geschwindigkeit überschritten wurde und bisweilen zu zügig an Straßeneinmündungen herangefahren wurde. Ein Senior umfuhr sogar eine Verkehrsinsel falsch.

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Mit einer Diskussion über eine denkbare Verpflichtung zu einer regelmäßigen Überprüfung der Fahrtüchtigkeit endete die Schulung. Caesryn Overkämpings Feststellung: „Es muss ja nicht gleich ein Zwang sein“, fand große Zustimmung. Stattdessen appellierten die Senioren an die Eigenverantwortlichkeit. Wer von den eigenen Familienmitgliedern oder vom Arzt den Rat bekommt, an einer Schulung teilzunehmen, sollte davon aber Gebrauch machen.

Die Fahrschule Overkämping bietet Termine für die freiwillige Teilnahme an Fahrstunden an. Eine 45-minütige Fahrstunde kostet 49,50 Euro. Preiswerter sind Fahrten mit dem eigenen Fahrzeug. Anmeldungen unter Tel. (02853) 1331 sind montags und donnerstags zwischen 17 und 18.30 Uhr möglich.
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