Bereits um 14.45 Uhr fanden sich die ersten Bürgerinnen und Bürger vor dem Rathaus der Gemeinde Schermbeck ein. Erst anderthalb Stunden später würde der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss über das weitere Vorgehen im stark umstrittenen Verkehrsversuch entscheiden.
Das nahmen die verärgerten Schermbecker zum Anlass, zu einer friedlichen Versammlung aufzurufen. „Wir wollen einen stillen Protest. Wir wollen erreichen, dass dieser Wahnsinn beendet wird“, erklärte Organisator Michael Spix.
Friedlich war der Protest der etwa 200 Bürgerinnen und Bürger allemal, von vereinzelten Buhrufe gegen den CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Gardemann einmal abgesehen.
„Stoppt den Wahnsinn“, „Weg mit den Schranken“ oder auch „Marellenkämpe zu“, wie bei Margret Oesterbeck, war auf den zahlreichen Schildern zu lesen. Margret Oesterbeck ist als Anwohnerin der Marellenkämpe direkt vom Verkehrsversuch betroffen.
Seit dem Beginn des Verkehrsversuches im Mai führt der Verkehr aus Schermbeck heraus komplett durch die Marellenkämpe. Die Mittelstraße, der Kapellenweg und Landwehr sind für den Durchfahrtsverkehr gesperrt.
„Wir wohnen im Nadelöhr. Ein eigentlicher Fußweg wurde als Straße geöffnet. Es gibt keinen vernünftigen Bürgersteig und die Einbahnstraßenregelung wird ständig missachtet“, ärgert sich die 51-Jährige.

400 Falschfahrer hätten die Anwohner der Marellenkämpe seit Mai gezählt. Wie die Kastanienstraße sei auch die Marellenkämpe zur „Rennstrecke“ geworden, betont Michael Spix, der ebenfalls in der Straße wohnt. Mit bis zu 90 km/h würden manche Autofahrer durch die neue Einbahnstraße rasen.
„Es werden künstliche Gefahrenquellen herbeigeführt. Der Schulweg zur Gesamtschule und zur Grundschule und zum Kindergarten verläuft da lang“, betont Michael Spix.
Fahrradfahrer würden zudem von Autofahrer angehupt und angepöbelt und Rettungswagen hätten teilweise vor den Schranken gestanden und wären nicht weitergekommen, führt Spix die Probleme weiter aus.

An der Kritik änderte auch die Tatsache nichts, dass ein zweiter, abgeänderter Verkehrsversuch bereits angekündigt wurde. Im Vorfeld der Ausschusssitzung hatten CDU, SPD und FRAKTION in einem gemeinsamen Antrag eine weitere Versuchsphase mit anschließendem Ratsbürgerentscheid vorgeschlagen.
Konkret soll nach dem Wunsch der drei Fraktionen das Szenario 1 für zwei Monate getestet werden. Die Mittelstraße wird demnach von der Kirche bis zum Rathaus zur Einbahnstraße und die Marellenkämpe komplett geöffnet, um zum Beispiel zu Aldi zu kommen, ohne den Kapellenweg oder die Mittelstraße nutzen zu müssen.
„Das ändert nichts daran, dass die Marellenkämpe dadurch weiter eine Gefahrenquelle bleibt“, sagte Michael Spix. Mit einem Einbahnstraßensystem in der Mittelstraße könne er zwar gut leben. Dann müsse der Abfluss jedoch über den Kapellenweg laufen. Margret Oesterbeck bringt die Forderung auf den Punkt: „Wir möchten, dass die Marellenkämpe zugemacht wird.“
Organisator Michael Spix im Gespräch auf dorstenerzeitung.de
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