Pilotprojekt in Capelle: 3D-Betondruck hat mit Zeitverzögerung zu kämpfen
Vereinsheim
In Capelle soll das erste öffentliche Gebäude mit Hilfe eines 3D-Druckers entstehen. Doch nun gibt es Zeitprobleme. Die Gemeinde Nordkirchen zieht trotzdem positive Effekte aus der Verzögerung.
Nordkirchen will mit dem Bau eines neues Sportheims für den SC Capelle deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn das Vereinsheim wird per 3D-Betondrucker gebaut. Bereits Mitte April sind die vorbereitenden Arbeiten in Capelle gestartet. Doch nun muss die Gemeinde Nordkirchen ihre Absichten nach hinten verschieben, bereits im Sommer 2022 mit dem 3D-Druck des ersten öffentlichen Gebäudes in NRW zu beginnen.
Der Grund: Nach Aussage der bauausführenden Firma steht derzeit keine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung zur Verfügung, erklärt die Gemeinde in einer Pressemitteilung. Nachdem die Gemeinde Nordkirchen mit dem SC Capelle und der Firma „Peri“ die vom Architektenbüro Steinhoff eingebrachte Idee für das Vereinsheim in Capelle vereinbart hatten, sind die Planungen seit Dezember 2021 vorangetrieben worden.
Parallel dazu hatte es laut der Gemeinde wegen der Entwicklung zukunftsweisender Planungs- und Bautechniken vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW eine Förderzusage über 330.000 € gegeben. Die Baugenehmigung für das Gebäude wurde schließlich im April 2022 erteilt.
Anschließend sind vor Ort die ersten Arbeiten erfolgt. So hat die beauftragte Firma mit den Ausschachtungsarbeiten und den Vorbereitungen für die Bodenplatte begonnen. In der vergangenen Woche wurde auch die Bodenplatte gegossen. Zwischenzeitlich sind zudem die ersten Teile des Druckers geliefert worden.
Drucker soll trotzdem nach Capelle geliefert werden
Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann zeigte sich hinsichtlich der Entwicklung überrascht: „Wir halten trotzdem an der Absicht fest, das neue Vereinsgebäude im 3D-Betondruckverfahren zu realisieren und entsprechend dem Sportstättenkonzept der Gemeinde Nordkirchen eine neue zukunftsweisende Sportanlage für den SC Capelle zu realisieren.“ Die zeitliche Verzögerung könne man an der Stelle nur akzeptieren.

So soll das neue Vereinsheim aussehen, wenn es im 3D-Betondruck-Verfahren realisiert wird. © Büro Steinhoff
Lothar Steinhoff und die Firma „Peri“ haben zwischenzeitlich vereinbart, dass der Drucker dennoch im dritten Quartal dieses Jahres nach Capelle geliefert und aufgebaut wird, um dort Test- und Forschungsdrucke mit Interessierten aus der Baubranche und Hochschulen durchzuführen. „Wir wollen die Zeit nutzen, um gemeinsam die Entwicklung des 3D-Betondruckes weiter voranzutreiben“, erklärt die Gemeinde Nordkirchen in der Pressemitteilung.
Zum Hintergrund: Die Firma „Peri“ wollte im Jahr 2020 und 2021 verschiedene 3D-gedruckte Gebäude in Nordrhein-Westfalen und Bayern realisieren. Der Produktionsstandort im europäischen Ausland für das verwendete Druckmaterial steht allerdings nicht mehr zur Verfügung. Durch einen Standortwechsel mussten für die Genehmigung des neuen Vereinsheims aufwendige Prüfserien an gedruckten Strukturen durchgeführt werden. Dadurch habe sich laut der Gemeinde das Bauvorhaben verzögert.
Positiver Blick auf Verzögerung des Projektes
Die Firma „Peri“ arbeitet schon seit 2021 daran, Materialien aus deutscher Produktion für eine Zustimmung im Einzelfall durch das zuständige Ministerium zu ertüchtigen, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde Nordkirchen weiter.
Der positive Blick auf diese Verzögerung sei, dass ab 2023 ein lokal produziertes nachhaltigeres Material genutzt werden kann. Auch für den Stellenwert der 3D-Drucktechnologie innerhalb des Landes Nordrhein-Westfalen ergeben sich Vorteile, wenn die Lieferkette des Materials so lokal wie möglich gehalten wird, erklärt die Gemeinde in der Pressemitteilung. Dadurch würde sich der Mehrwert dieses Pilotprojekts des ersten 3D-gedruckten öffentlichen Gebäudes für das Land Nordrhein-Westfalen weiter erhöhen.
Alle Beteiligten waren zunächst enttäuscht über diese Projektentwicklung, dennoch zeigen sie sich weiterhin hoffnungsvoll, dass im kommenden Jahr das erste öffentliche Gebäude im 3D-Betondruckverfahren in Capelle gedruckt wird.