Wittenbrink umarmt die Fremden mit Zucht und Gründlichkeit
Ruhrfestspiele
Die Flüchtlinge sind da. Deutschland schwankt zwischen "Wir schaffen das" und "Ich hab nichts gegen Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier". Gutmenschen vom "Privaten Flüchtlings-Organisationskomittee" haben in die Turnhalle eingeladen, wo sie den Fremden unsere Kultur zeigen wollen.

Das Ensemble vom St. Pauli Theater singt deutsche Lieder für Flüchtlinge: „Froh zu sein bedarf es wenig“.
"Willkommen - ein deutscher Abend" hat Franz Wittenbrink (auch Regie) seine satirische Integrations-Revue betitelt, mit der das St. Pauli Theater bei den Ruhrfestspielen in Marl gastierte.
Wir sehen Helfer, deren Umarmungsversuche ins Groteske kippen. Freundliche Bevormundung ist das Mindeste, was man diesen Samaritern unterstellen kann.
Deutscher Wesenskern schimmert durch humanistischen Blabla
Schält man das humanistische Blabla ab, schimmert ein deutscher Wesenskern von Arroganz und Dünkel durch, dem Wittenbrinks Interesse gilt.
Er mokiert sich über Bürokraten, die Fragebögen zur Messlatte von Integration machen. Er beschreibt, wie die Wohnungsnot der Flüchtlinge zum Geschäftsmodell findiger Trittbrettfahrer wird.
Wittenbrink landet bei Humpa-Humpa-Volksmusik
Wittenbrink sucht nach Fixsternen deutscher Leitkultur und landet bei Humpa-Humpa-Volksmusik, der "Polonäse Blankenese" und schalen Witzen, die den Humor der Teutonen verkörpern:
"Wie nennt man eine Türkin mit Holzbein? Aysche rustikal!" Haha, am deutschen Wesen mag der Flüchtling genesen.
Chor harmonisiert mit unterhaltsamem Biss
"Willkommen" arbeitet mit Persiflagen des Boulevards, manchmal albern, meist mit Biss, stets unterhaltsam. Die Darsteller sind zu leichtem Chargenspiel angehalten, als Chor (zur Live-Musik eines Trios) harmonieren die Sieben fabelhaft.
Sie singen Wagner, "Kein schöner Land", "Ich bin ein deutscher Knabe", eine herrlich böse "Islamistenpolka" von Andreas Rebers. Viel Beifall in Marl.