Philharmoniker reisten in Bestform durchs Weltall
Konzerthaus Dortmund
Als „Die Planeten“ von Gustav Holst zuletzt 2011 im Konzerthaus Dortmund erklungen sind, gab es einen handfesten Skandal. Am Dienstag stand das Werk wieder auf dem Programm der Dortmunder Philharmoniker.

Tubist Thomas Kerstner war der Solist im achten Philharmonischen Konzert im Konzerthauis Dortmund. Foto: Spinn
2011 führte der ehemalige Generalmusikdirektor das Publikum in die Irre und spielte den Frauenchor im letzten Satz vom Band ein, wollte das Publikum aber in dem Glauben lassen, der Chor sänge hinter den halbgeöffneten Bühnentüren.
Das war der Anfang einer Zerrüttung zwischen Jac van Steen, dem Orchester und Publikum.
Das erste Tuba-Konzert der Musikgeschichte war eindrucksvoll
Am Dienstag sangen die Damen des Dortmunder Opernchors von der ersten Galerie – die Orchesterarbeit ist inzwischen professioneller und ehrlicher geworden.
Es war ein tolles Programm, hervorragend gespielt von dem Orchester unter Leitung von Perfektionist Marc Piollet und einem großartigen Solisten: Thomas Kerstner, Solotubist der Philharmoniker, spielte das erste Tubakonzert der Musikgeschichte, ein Werk von Ralph Vaughan Williams aus dem Jahr 1954.
Die Tuba kann mehr als Hummtata
Der 30-Jährige hatte auch noch die Kondition, als Zugabe eine Uraufführung aus eigener Feder nachzulegen, die vor Witz sprühte – auch, weil der Solist gleichzeitig sang und Tuba spielte.
In dem Williams-Konzert bewies Kerstner, dass eine Tuba nicht nur Hummtata, sondern auch Melodien und schnelle Läufe spielen kann. Mit langem Atem und viel technischer Bravour meisterte der Österreicher das. Und den langsamen Satz so perfekt im Klang in das Orchester eingebettet zu spielen, kann wohl nur ein Solist, der Mitglied dieses Orchesters ist.
Bernsteins Swing in einem Divertimento
Die Reise ins Weltall mit Gustav Holst war ein genauso großes Vergnügen. Die Energie, die die Philharmoniker dem Mars gaben, beeindruckte genauso wie die flirrenden Venus-Bilder und die schwebenden Sphärenklänge im mystischen Neptun-Finale.
Bernsteins Divertimento, aus dem viel „West Side Story“-Swing lugt, passte als Konzerteröffnung perfekt und war spritzig, präzise und mitreißend gespielt. Dieser Abend hat gezeigt, dass man auch mit einem Programm, das ausschließlich aus Werken des 20. Jahrhunderts besteht, begeistern kann.