Und wer nimmt den Priester in den Arm?
Neu im Kino: "Im Namen des ...“
Ein schwuler Priester, eine Einrichtung für schwer erziehbare Jungen, ein Selbstmord: Das hört sich nach skandalösen Verhältnissen an und nach einem skandalträchtigen Film. Doch der polnischen Regisseurin Malgorzata Szumowska lag beim "Im Namen des ...“ nichts ferner als der Eklat.

Priester Adam hat ein Geheimnis.
Adam (Andrzej Chyra) heißt der Priester. Er ist beliebt und wird respektiert bei den halbstarken Heim-Jugendlichen. Er ist ihnen mehr geistreicher Kumpel als unnahbarer Geistlicher, ein Mann der klaren Ansage und ein Mann mit einem Geheimnis. Adam (= Mensch) ist schwul, ohne seine sexuelle Neigung auszuleben. Unterdrückte Sehnsüchte, die permanente Angst, den Sehnsüchten nicht widerstehen zu können und damit das Zölibatsgelübde zu brechen – all das macht ihm zu schaffen.
In einer der besten Szenen des Films nimmt der betrunkene Adam das Porträt von Papst Johannes Paul II. von der Wand und tanzt mit dem Bild durch den Raum. „Und wer nimmt den Priester in den Arm“, fragt sich Adam einige Szenen später? Lukasz (Mateusz Kosciukiewicz), ein Jugendlicher aus dem Dorf, erkennt instinktiv die Nöte des Geistlichen. Er fühlt sich zu ihm hingezogen – durch Gefühle, die Lukasz noch nicht so genau zu bestimmen weiß. „Mich interessiert die Liebe, die Sehnsucht nach einer Liebe, die als Sünde gilt“, sagte die Regisseurin. Es ist ein Interesse, das das Zölibat infrage stellt. Diese Polin traut sich etwas.