Überblick: Amazon investiert kräftig im Ruhrgebiet
Drei neue Zentren
Amazon investiert kräftig im Herzen von Nordrhein-Westfalen. In Werne und Dortmund entstehen gerade neue Logistikzentren, in Bochum hat Ende März das dritte deutsche Verteilzentrum eröffnet. Wir erklären, was sich wo tut, und liefern Eindrücke von der riesigen Amazon-Baustelle in Werne.
Eine riesige Baustelle: Hier entsteht das neue Amazon-Logistikzentrum in Dortmund.
Dortmund
57 Millionen Euro investiert der Online-Händler in ein neues Logistikzentrum in Dortmund. Es ist das zehnte Amazon-Logistikzentrum in Deutschland. Gebaut wird es momentan auf der Westfalenhütte, die Eröffnung ist für den Herbst 2017 geplant. Auf einer Fläche von 75.000 Quadratmetern sollen große zwei Hallen entstehen. In Zukunft sollen hier bis zu 2000 Menschen beschäftigt sein, so Amazon. Sie sollen sogar eine eigene Buslinie zum Arbeitsplatz bekommen. Auch wenn Amazon-Sprecherin Antje Kurz-Möller beschwichtigt und sagt, das neue Lager sei „kein Konkurrent für die Einzelhändler, die um die Ecke sitzen“: Viele Einzelhändler sind beunruhigt darüber, dass der Online-Konkurrent jetzt auch räumlich so nah rückt.
Auf 100.000 Quadratmetern entsteht in Werne seit September 2016 ebenfalls ein neues Logistikzentrum. Auch hier ist die Fertigstellung im Herbst dieses Jahres geplant. Bereits seit 2010 betreibt Amazon ein Lager in Werne - dieses ist aber zu klein geworden. Die Konsequenz ist der Neubau - Amazon mietet die Halle an, steckt weitere rund 28 Millionen Euro in den Innenausbau mit Regallager, Sortieranlagen und so weiter. 2000 Mitarbeiter sollen hier beschäftigt werden. Für die Mitarbeiter entstehen rund 1250 Parkplätze zwischen Neubau und der Bahnlinie.
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So sieht es auf der Amazon-Baustelle aus
500 Meter lang, 200 Meter breit, 13 Meter hoch, 100.000 Quadratmeter überdachte Fläche. Das sind die Kennzahlen für die Halle, die seit September 2017 im Gewerbegebiet Wahrbrink-West wächst. Wir haben uns die Baustelle angeschaut und viele Fotos mitgebracht.
Zwei eigene Verteilzentren hatte Amazon bereits in München und Berlin - in Bochum ist jetzt ein drittes hinzugekommen. Über Nacht sollen hier 20.000 Pakete umgeschlagen werden. Das Ziel: die Kundenwünsche besser zu verstehen und zu erfüllen - zum Beispiel über die Lieferung am selben Tag der Bestellung.
Der Online-Händler Amazon ist aber nicht das einzige Logistikunternehmen, das im Ruhrgebiet Potenzial sieht. Auf der Mercatorinsel im Duisburger Hafen entsteht gerade ein neues Logistikzentrum für den Auto-Hersteller Daimler. Von hier aus sollen in Zukunft Fahrzeugkomponenten verschifft werden, unter anderem in die USA. 500 Arbeitsplätze sollen entstehen. Die Deutsche Post AG baut auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Bochum ein neues Paketzentrum und schafft damit rund 600 Arbeitsplätze, der Konkurrent UPS erweitert gerade in Herne seinen Standort und stellt 300 neue Mitarbeiter ein.
Auch die Dortmunder Harpen-Unternehmensgruppe investiert nicht nur in Büro- und Handelsimmobilien, sondern auch in Logistik. Für 30 Millionen Euro baut Harpen in Herne ein Logistikzentrum für Duvenbeck – ein Dienstleister für die Autoindustrie. Dadurch entstehen 400 Arbeitsplätze. „Das Ruhrgebiet braucht die Logistik und die Logistik braucht das Ruhrgebiet“, sagt Harpen-Chef Franz-Josef Peveling. Er nennt die Investition "zukunftsweisend".
"Säule für Beschäftigung"
Das sieht auch Rasmus C. Beck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr so. „Die Metropole-Ruhr gehört zu Europas Top-Standorten für Logistik. Die Branche trägt zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Sie bietet Jobs für alle Formen der beruflichen Qualifizierung und ist somit eine wichtige Säule für Innovation und Beschäftigung“, sagt Beck.
Das Ruhrgebiet ist drittgrößter Ballungsraum in Europa. Es liegt im Fadenkreuz wichtiger europäischer Nord-Süd und Ost-West-Korridore. Der Rhein als bedeutendste Wasserstraße quert die Region, weitere wichtige Schifffahrtskanäle erschließen die Region. Dazu kommen leistungsfähige Straßen- und Schienenverbindungen. Viele Verbraucher aber auch wichtige Unternehmen des produzierenden Gewerbes sind hier ansässig. Sie alle verlangen nach einer leistungsfähigen Logistik und das macht die Region auch für diese Branche attraktiv.
Größe und Lage
Interessant ist der Standort auch durch seine Größe und Lage in Europa. Hier leben 5,1 Mio. Menschen, ein großer Markt für viele Unternehmen. Zudem können von der Metropole Ruhr aus 60 Millionen Menschen in der EU innerhalb von wenigen Stunden Fahrtzeit mit dem LKW erreicht werden.
In der Region arbeiten laut Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr rund 100.000 Menschen in der Logistik. Beherrschend ist die Branche im Ruhrgebiet dennoch nicht. Der Wirtschaftsbericht 2016 der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr zeigt, dass Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit, Baugewerbe und Industrie den größten Wachstum und die meisten Mitarbeiter haben. Die Logistikbranche liegt hier im Mittelfeld.