Tenor Piotr Beczala erstürmt fulminant die Liederwelt

Konzerthaus Dortmund

Da fehlte nur noch die "Gralserzählung": Der polnische Tenor Piotr Beczala hat am Dienstag aus seinem Liederabend im Konzerthaus Dortmund einen Arienabend gemacht.

DORTMUND

, 08.06.2016, 11:06 Uhr / Lesedauer: 1 min
Tenor Piotr Beczala hat aus seinem Liederabend einen Arienabend gemacht.

Tenor Piotr Beczala hat aus seinem Liederabend einen Arienabend gemacht.

.Mit vier Zugaben (darunter der Tenorhit "Mattinata", etwas von Caruso, Carl Böhm und "Zueignung" von Strauss) gab er ein fulminantes Debüt in Dortmund. Und das Publikum lag dem 49-Jährigen ebenso zu Füßen wie das vor drei Wochen im Dresdner "Lohengrin" an der Seite von Anna Netrebko.

Wahrscheinlich haben wir da in Dortmund auch den Bayreuther Lohengrin von 2018 gehört.

An Weltspitze geschossen

Eine ausnehmend schöne Stimme mit einem perfekten Sitz und vielen Farben hat der Tenor, der an die Weltspitze geschossen und Stammgast der Met und Scala ist. Schon in Schumanns Liederzyklus "Dichterliebe" konnte Beczala den Opernsänger nicht ganz verbergen und machte (sehr sensibel am Klavier begleitet von der Französin Sarah Thysman) schwungvolle Arienszenen aus einigen Liedern.

Aber dann gab es auch wieder Lieder, in denen Beczalas Stimme sehr schön fahl und innig-intim Seelenzustände auffächerte. Und vor allem singt kaum jemand so textverständlich wie er.

Polnischer Puccini

Dieser Tenor hat eine Stimme wie der Fels, den er in Dvorkas "Zigeunermelodien" besang: kraftvoll und mit weichem Fluss - da war er schon angekommen im Opernsänger-Liederteil. Den hatte er mit sechs Liedern seines Landsmanns Miecyslaw Karlowicz eröffnet.

Ein polnischer Puccini ist dieser spätromantische Komponist, und seine Lieder waren Paradewerke für Beczala; ebenso wie die vier Werke von Rachmaninow, in denen die Qualitäten dieser wunderbaren Stimme richtig gut zur Geltung kamen.

Riesenjubel - schade, dass so viele diesen Abend verpasst haben.