So liefen die beiden Streiktage in der Region
Nahverkehr, Kitas, öffentlicher Dienst
Zwei Tage stand unsere Region quasi still. Mit massiven Warnstreiks hat die Gewerkschaft Verdi am Dienstag und Mittwoch in NRW noch einmal Druck auf Bund und Kommunen ausgeübt. Betroffen waren der Nahverkehr, Flughäfen, Kitas, Stadtverwaltungen und mehr. Unsere Übersicht zeigt, welche Städte und Bereiche betroffen waren und wo noch bis Donnerstagmorgen keine Busse und Bahnen fahren.
Annullierte Flüge, abgesperrte U-Bahn-Zugänge und nicht-abgeholte Mülltonnen: Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben am Mittwoch erneut den Alltag vieler Menschen beeinträchtigt. Am zweiten Streiktag hatte die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte in rund 60 nordrhein-westfälischen Städten zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Betroffen waren auch die Flughäfen. Zu zwei zentralen Demonstrationen in Köln und Dortmund kamen nach Angaben von Verdi insgesamt 24.000 Beschäftigte. Vielerorts blieben Busse und Bahnen in den Depots, unter anderem in Köln, Dortmund, Bonn und Aachen. Die Wuppertaler Schwebebahn stand ebenfalls still. An Taxiständen bildeten sich lange Schlangen, auch die Kölner Rikscha-Taxis freuten sich über viel Kundschaft.
Die Streiks haben NRW seit Dienstag mit voller Härte getroffen. Die Gewerkschaft Verdi hatte an beiden Tagen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern gerechnet. Bereits seit Anfang April gab es immer wieder Warnstreiks in Kitas, Krankenhäusern, bei den Sparkassen oder Theatern. Meist waren sie jedoch zeitlich auf einige Stunden begrenzt, die Konsequenzen waren nicht so deutlich spürbar wie jetzt.
Wo wurde am Mittwoch gestreikt?
Dortmund, Lünen, Schwerte, Castrop-Rauxel, Siegen, Siegen-Wittgenstein, Kreuztal, Freudenberg, Hilchenbach, Bad Laasphe, Hagen, Witten, Lüdenscheid, Iserlohn, Hemer, Hattingen, Sprockhövel, Gevelsberg, Werdohl, Schwelm, Hürth, Jülich, Aachen, Stolberg, Eschweiler, Würselen, Herzogenrath, Düren, Niederzier, Bergheim, Wesseling, Kerpen, Frechen, Erftstadt, Heinsberg, Übach-Palenberg, Köln, Bonn, Siegburg, Gummersbach, Troisdorf, Bornheim, Niederkassel, Hennef, Bergisch Gladbach, Swistal, Weilerswist, Solingen, Remscheid, Monheim, Leverkusen, Wuppertal, Velbert, Niederberg, Mettmann, Wülfrath, Heiligenhaus, Haan.
Kundgebungen gab es in Dortmund und Köln.
Hier unser Live-Ticker aus Dortmund zum Nachlesen:
Wo wurde am Dienstag gestreikt?
Bielefeld, Paderborn, Wünnenberg, Unna, Kamen, Hamm, Bergkamen, Fröndenberg, Werne, Lünen, Warstein, Lippstadt, Marsberg, Soest, Bochholt, Beckum, Ahlen, Ibbenbühren, Rheine, Münster, Düsseldorf, Hilden, Ratingen, Erkrath, Duisburg, Kleve, Wesel, Dinslaken, Korschenbroich, Mönchengladbach, Viersen, Krefeld, Neukirchen-Vluyn, Moers, Tönisvorst, Neuss, Rommerskirchen, Bochum, Herne, Herten, Marl, Datteln, Dorsten, Haltern am See, Recklinghausen, Bottrop, Gladbeck, Marl, Essen, Oberhausen, Mülheim.
Kundgebungen gab es in Düsseldorf, Bochum und Bielefeld.
Die Lage am Dienstag: Die Warnstreiks haben am Dienstag in Nordrhein-Westfalen Pendler, Reisende und Eltern vor einige Aufgaben gestellt. In Düsseldorf, Bochum, Duisburg, Münster und anderen Städten blieben nach Gewerkschaftsangaben Busse und Bahnen im Depot. Auch kommunale Kitas - etwa in Gelsenkirchen - blieben geschlossen. Wegen des Streiks im Nahverkehr sind spürbar mehr Berufstätige auf das Auto umgestiegen. Ein Verkehrschaos gab es am Morgen auf den Straßen aber nicht, wie die Polizeibehörden in Düsseldorf, Bochum und Münster berichteten. In Düsseldorf wurde ein Run auf die Taxistände beobachtet. Insgesamt haben Verdi zufolge rund 28.000 Beschäftigte in NRW ihre Arbeit niedergelegt.
Welche Auswirkungen haben die Streiks auf den Nahverkehr?
In vielen Städten führten die Streiks zum kompletten Ausfall von Bus- und Straßenbahnen bzw. U-Bahnen. Diese dauern auch am Mittwochabend noch an. Nicht vom Streik betroffen sind die S-Bahnen und Regionalzüge der Deutschen Bahn und der Privatbahnen.
- Die Bogestra in Bochum und Gelsenkirchen musste am Dienstag den kompletten Betrieb einstellen. Busse und Bahnen blieben in den Depots.
- Die Vestische im Kreis Recklinghausen und die EVAG in Essen fuhren am Dienstag nicht, ebenfalls stehen blieben die Busse und Bahnen in Duisburg und Mülheim. In Düsseldorf betraf der Streik nur einige Linien.
- In Dortmund bleiben Bus und Bahnen am Mittwoch stehen. Erst mit Betriebsbeginn am Donnerstag fahren sie wieder wie gewohnt.
- Da in Castrop-Rauxel sowohl Busse der Bogestra, der Vestischen, der Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH und der Dortmunder DSW21 fahren, liegt hier ein Spezialfall vor: Am Dienstag fuhr die DSW21 nach Plan, alle anderen Busse und Bahnen dagegen nicht. Am Mittwoch nehmen alle anderen Gesellschaften den Betrieb wieder auf, dann streikt die DSW21.
- Die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna(VKU) streikte am Dienstag. Busse privater Unternehmen, die im Auftrag der VKU auf mehreren Linien unterwegs sind, fuhren planmäßig.
- Münsterland: Die RVM (Regionalverkehr Münsterland) wurde am Dienstag bestreikt und hat für die Kreise Coesfeld, Steinfurt und Warendorfin PDF-Dateien aufgelistet, welche Busse ausfielen. Nicht betroffen waren die Busse der RVM im Kreis Borken.
Hier können Sie sich über die aktuelle Lage auf den Straßen informieren.
Die Streiks an den Flughäfen in NRW:
Mit dem Beginn der Frühschicht hatten am Mittwoch auch an sechs deutschen Flughäfen die angekündigten Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi begonnen. In Frankfurt am Main ruhte beim Bodenpersonal seit dem frühen Morgen die Arbeit, wie ein Verdi-Sprecher sagte. Bundesweit mussten sich am Mittwoch Zehntausende Reisende auf Verzögerungen und Ausfälle im Flugverkehr einstellen.
- Am Flughafen Köln/Bonn legte am Mittwochmorgen die Feuerwehr die Arbeit bereits bis 7.30 Uhr nieder, wie eine Sprecherin des Airports mitteilte. Starts und Landungen waren nicht mehr möglich, die Terminals aber geöffnet. Betroffen waren 30 Passagierflüge. Nach dem Ausstand am frühen Morgen wollte die Feuerwehr am späten Vormittag erneut die Arbeit niederlegen, wie ein Flughafen-Sprecher sagte. Zwischen 11.30 und 15.00 Uhr konnten keine Maschinen starten und landen. Betroffen waren 54 Flüge. Ein Teil davon war bereits vorsorglich gestrichen worden, die übrigen Flüge verspäteten sich. Auch im Laufe des Tages haben große Teile der Flughafenbelegschaft in Köln/Bonn ihre Arbeit niedergelegt. Dies betraf insbesondere die Flugzeugabfertigung und den Gepäckdienst, sagte der Sprecher. Bislang wurden 103 von 276 geplanten Flügen gestrichen.
- Dagegen startete der Flughafenbetrieb in Düsseldorf am Mittwoch weitgehend planmäßig in den Tag. Jedoch wurden auch hier mehr als 50 der insgesamt 590 Flüge annulliert. Die Feuerwehr streikte in Düsseldorf jedoch nicht. Am Airport der NRW-Landeshauptstadt endete der Streik am Mittag.
- Auch an den Flughäfen in Dortmund, Frankfurt, München und Hannover wurde gestreikt. Lufthansa und Eurowings rechneten schon im Vorfeld mit massiven Verzögerungen und Flugausfällen und boten Umbuchungen an. Bestreikt wurden Werkstätten, Sicherheitskontrollen sowie Dienste in den Bereichen Vorfeld, Fracht, Gepäck und Verwaltung. Die Lufthansa hatte bereits am Montagabend einen Sonderflugplan veröffentlicht. Insgesamt wurden 895 Flüge mit 87.000 betroffenen Passagieren abgesagt.
In welchen Bereichen wurde außerdem gestreikt?
Bestreikt wurden Stadtverwaltungen, Theater, kommunale Kitas, Sparkassen, Jobcenter, Schwimmbäder und Krankenhäuser, aber auch das Akafö an der Ruhr Universität Bochum oder auch die Schleusen am Wesel-Sattel-Kanal und am Rhein-Herne-Kanal blieben am Dienstag geschlossen. Wie viele Beschäftigte dem Streikaufruf der Gewerkschaft folgten, ist jedoch noch nicht klar. Daher waren die Auswirkungen in vielen anderen Bereichen nur schwer abzuschätzen - anders als im Nahverkehr.
Konnten Schulkinder zu Hause bleiben?
Trotz der Warnstreiks mussten Kinder, die sonst mit Bus oder Bahn fahren, zum Unterricht kommen. „Schule findet statt“, sagte ein Sprecher des NRW-Schulministeriums. Eltern hätten dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder zur Schule kommen.
Fallen Theatervorstellungen aus?
Auch die Theater der Region wurden bestreikt. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Vorstellungen ausfallen. Im Schauspielhaus in Bochum fanden am Dienstag - dem Bochumer Streiktag - alle Vorstellungen statt. Am Theater Dortmund fällt am Mittwochabend die Vorstellung "Die Liebe in Zeiten der Glasfaser" im Megastore, der Interimsspielstätte des Schauspiels, aus. Infos anderer Theater gab es bisher nicht.
Was ist mit der Müllabfuhr?
Auch die Müllabfuhr ist an den Streiktagen in den betroffenen Städten teilweise ausgefallen. Sie verschiebt sich wie bei Feiertagen um einen Tag. Anwohner sollten ihre Tonnen einfach stehen lassen, wenn sie nicht abgeholt werden.
Krankenhäuser:
Beschäftigte in den Krankenhäusern haben bundesweit bereits am vergangenen Donnerstag ganztägig gestreikt, laut Verdi waren es in NRW 3000 Beschäftigte aus 50 Krankenhäusern. In Essen wurden am Dienstag und am Mittwoch in Dortmund die städtischen Krankenhäuser bestreikt.
Kitas:
Eltern sollten rechtzeitig erfahren, welche Kitas bestreikt werden, sagte ein Verdi-Sprecher Ende der vergangenen Woche. In Dortmund waren die Fabido-Kindergärten betroffen. In Münster blieben am Dienstag fünf städtische Kitas geschlossen, 18 öffnen wie gewohnt. Die Stadt richtete Notgruppen und eine Betreuungsgruppe ein. Auch andere Städte richteten Notgruppen ein. Erst im vergangenen Jahr hatten lange Streiks in den kommunalen Kitas viele Eltern hart getroffen.
Die Auswirkungen der Streiks in einzelnen Städten:
Dortmund: Am Mittwoch fahren Busse und Bahnen der DSW21 nicht. Betroffen waren außerdem die Müllabfuhr und Straßenreinigung, viele Fabido-Kindergärten. Aufgerufen zum Streik waren weiterhin Beschäftigte der Stadtverwaltung, des Klinikums Dortmund, der städtischen Seniorenheime, des Jobcenters, der LWL-Kliniken, des Klinikums Westfalen, von EDG, DSW21, DEW21, Flughafen, Fabido und Sparkasse. Eine Kundgebung fand um 10.45 Uhr auf dem Friedensplatz vor dem Rathaus statt. Daran nahmen Tausende teil.
Bochum: Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen fuhren am Dienstag nicht. Ausländerbüro, Standesamt und Bürgerbüros arbeiteten nur eingeschränkt, alle städtischen Schwimmbäder, Sporthallen und Sportzentren blieben geschlossen. VHS-Kurse in Schulen und Turnhallen fielen aus. Alle Personenaufzüge in Dienstgebäuden waren außer Betrieb. Um 11 Uhr gab es eine Kundgebung an der Massenbergstraße/Bongard Boulevard. Tausende zogen durch die Bochumer Innenstadt. Hier geht es zu den Infos der Stadt Bochum. Da auch das Akafö an der Ruhr Universität bestreikt wurde, blieben die meisten Cafeterien geschlossen, die Uni-Kitas nahmen nur Notgruppen auf und das ausgelieferte Schulessen war ein Eintopf. An der Uni wurden die Parkplätze knapp. Am Mittwoch rief die Gewerkschaft Komba zur Kundgebung vor dem Bochumer Rathaus auf.
Castrop-Rauxel: Am Dienstag fuhr die DSW21 nach Plan, alle anderen Busse dagegen nicht. Am Mittwoch nehmen alle anderen Gesellschaften den Betrieb wieder auf, dann streikt die DSW21. Müllabfuhr und Straßenreinigung verschieben sich um einen Tag.
Essen: Busse und Bahnen fielen am Dienstag aus, darüber hinaus wurden Kitas, Offene Ganztagsschulen, Stadtverwaltung, Sparkassen, der Ruhrverband, die Emschergenossenschaft/Lippeverband, die Müllabfuhr, die Stadtwerke, die Agentur für Arbeit und die Theater der Stadt bestreikt. Die Volkshochschule blieb geschlossen.
Lünen: In Lünen wird am Mittwoch gestreikt. Betroffen sind einige Busse der VKU, die Stadtwerke, die Bädergesellschaft, der Stadthafen, die Wirtschaftsbetriebe (WBL) und die Sparkasse. Im Rathaus blieb das Bürgerbüro neben vielen anderen Abteilungen geschlossen. Die Müllabfuhr fiel aus. Die städtischen Kitas hingegen waren geöffnet. Schon am Dienstag fielen wegen des Streiks bei der VKU 50 Prozent der Busfahrten aus. Einige Lüner traf der Streik unerwartet und unvorbereitet.
Münster: In Münster blieben am Dienstag fünf städtische Kitas geschlossen, 18 öffneten wie gewohnt. Die Stadt richtete Notgruppen und eine Betreuungsgruppe ein. Die Müllabfuhr fiel aus, wird aber nachgeholt. Deshalb bittet die Stadt Münster die Bürger, Säcke und Tonnen stehen zu lassen. Ersatzlos ausfallen mussten Sperrgut- und Grünabfuhr.
Dorsten: Die Kindertagesstätte Joachimstraße war am Dienstag geschlossen, es gab keine Notgruppe. Die anderen städtischen Kitas Am Stuvenberg, Am Rehbaum, Metastadt, Theodor-Heuss-Straße, Kreskenhof, Venn- und Marler Straße nahmen nicht an den Aktionen teil. Busse der Vestischen fuhren nicht. Die Schüler haben sich offenbar gut auf den Streik eingestellt, die Scharen von Schülern, die sonst an den Haltestellen warten, waren nicht zu sehen - im Gegensatz zu vereinzelten Dorstenern, die vergeblich nach einem Bus Ausschau hielten. Allerdings meldete die Dietrich-Bonhoeffer-Hauptschule: Eine halbe Klasse fehlte zur Mathestunde.
Haltern: Auch in Haltern fuhren am Dienstag keine Busse. In den Kindergärten lief der Betrieb normal. Da auch die Schleusen bestreikt wurden, fuhren auf dem Kanal keine Schiffe. Die Halterner Schüler fuhren verstärkt mit Fahrrädern zu ihren Schulen, viele Eltern bildeten Fahrgemeinschaften. Bei der Stadt Haltern folgten 21 Mitarbeiter des Bauhofs und vier aus der Verwaltung dem Aufruf.
Schwerte: Bestreikt wurden am Mittwoch der öffentliche Nahverkehr, die Stadtwerke, die Sparkasse und die Stadtverwaltung. Bei den Bussen sind die DSW21 (Linien 430, 435 und NE 25) betroffen. Gestreikt wird vom Betriebsbeginn um 3.30 Uhr bis Donnerstag 1.30 Uhr. Die VKU - Betreiberin der meisten übrigen Buslinien in Schwerte - setzt Subunternehmer ein, deren Mitarbeiter nicht dem Öffentlichen Dienst angehören. Deshalb meldete die Servicezentrale der Verkehrsgesellschaft des Kreises am Montag Entwarnung. Insgesamt hielten sich die Auswirkungen des Streiks in Schwerte in Grenzen. Auch wenn in vielen Ämtern und Abteilungen der Stadtverwaltung gestreikt wurde, werden im Rathaus dringende Angelegenheiten bearbeitet.
Werne: Im Kreis Unna und damit auch in Werne wurde am Dienstag der Nahverkehr bestreikt. Betroffen waren vor allem die Strecken zwischen Werne und Unna, aber auch eine Linie nach Lünen. In der Lippestadt hatte der Streik keine großen Wellen geschlagen - auch nicht an den Werner Schulen, die Schüler waren meist pünktlich zum Unterrichtsstart in den Klassenzimmern.
Mit Material von dpa