Schlappe für SPD, AfD zweistellig: So war der Wahlabend
Liveticker zum Nachlesen
Dramatischer Einbruch für die SPD, politische Zäsur für Deutschland: Erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik zieht mit der AfD eine Partei rechts der Union in den Bundestag ein. Die AfD erzielt voraussichtlich ein zweistelliges Ergebnis, die SPD stürzt völlig ab. Angela Merkel kann Kanzlerin bleiben - doch wie könnte eine künftige Regierung aussehen? Der Liveticker vom Wahlabend zum Nachlesen.
Das Wichtigsten Entwicklungen des Abends in Kürze:
- Die AfD erreicht ein zweistelliges Ergebnis und wird drittstärkste Partei im Bundestag.
- Die SPD stürzt völlig ab und will jetzt in die Opposition gehen.
- Die CDU bleibt stärkste Partei und muss sich neue Koalitionspartner suchen.
- In NRW waren 13,2 Millionen Menschen wahlberechtigt - so viele, wie in keinem anderen Bundesland. Bereits am Nachmittag zeichnete sich eine gute Wahlbeteiligung ab.
- Langsam wird klar, welche Positionen die Spitzenkandidaten der Parteien nach der Wahl einnehmen könnten.
- Politiker von Union, FDP und Grünen haben sich zur Möglichkeit einer Jamaika-Koalition geäußert.
Hier veröffentlichen wir die jeweils aktuellen Prognosen, Hochrechnungen oder Ergebnisse:
Die mögliche Sitzverteilung:
23:06 Uhr: Merkel sieht keine unüberwindbaren Hürden
Angela Merkel gibt sich gelassen: Die Kanzlerin sieht für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen trotz aller Schwierigkeiten keine unüberwindbaren Hürden. Die Union werde das „meistern“, sagte die CDU-Chefin bei einem Auftritt mit Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann auf der CDU-Wahlparty am Abend in Berlin. Herrmann beklagte indirekt, dass die SPD eine Neuauflage der großen Koalition ausgeschlossen hat. Es sei keine „politische Meisterleistung“, lieber in die Opposition zu gehen als zu regieren, sagte Herrmann.
22:18 Uhr: Frauke Petry kritisiert ihre eigene Partei
Frauke Petry hat erneut ihre eigene Partei, die AfD, kritisiert. Zwar begrüßte sie es, dass die AfD bei der Wahl drittstärkste Kraft geworden ist - die Wähler hätten sich jedoch vor allem aus Protest gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die große Koalition für die AfD entschieden. „Aber was wir brauchen, ist eine wirklich konservative Politikwende. Und die schaffen wir mit 13 Prozent nicht.“ Die AfD habe im vergangenen Jahr in Umfragen schon bei 16 Prozent und mehr gelegen. „Wir müssten im Grunde genommen weit über 20 Prozent liegen bei solch schwacher Konkurrenz“, betonte Petry. „Das ist auch darauf zurückzuführen, dass wir einen Teil der bürgerlichen Klientel leider verschrecken.“
21:58 Uhr: Verhandlungen um Jamaika-Koalition könnten kompliziert werden
Die Arbeit an einer möglichen Jamaika-Koalition (CDU, CSU, FDP, Grüne) könnte ein hartes Ringen werden - zumindest, wenn es nach Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt geht. „Ich bin sicher, wir werden uns da streiten, es wird hart werden, das wird schwierig werden, es wird kompliziert werden“, sagte sie. „Ich weiß nicht, ob es zu einem Ergebnis kommen wird.“ Auf die Frage, ob sie ein Jamaika-Bündnis reizen würde, entgegnete sie: „Das ist nicht die Kategorie. Da geht es um Ernsthaftigkeit und um Verantwortung.“
21:36 Uhr: Merkel will keine Minderheitsregierung
Bleibt für Deutschland am Ende nur eine Jamaika-Koalition? Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Spekulationen über eine mögliche Minderheitsregierung der Union abgeschmettert. „Ich sehe das nicht. Ich habe die Absicht, dass wir zu einer stabilen Regierung in Deutschland kommen.“ Merkel betonte, rechnerisch gebe es nach dem Wahlsonntag zwei Möglichkeiten zur Regierungsbildung: die Fortsetzung der großen Koalition oder ein Jamaika-Bündnis mit FDP und Grünen. Sie habe aber zur Kenntnis genommen, dass SPD-Chef Martin Schulz „offensichtlich für Gespräche nicht zur Verfügung steht“.
21:05 Uhr: Schulz attackiert Merkel in "Berliner Runde"
SPD-Chef Martin Schulz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf kritisiert - und eine Mitschuld am Erfolg der AfD gegeben. „Ich glaube, dass Frau Merkel einen Wahlkampf geführt hat, der skandalös war“, sagte der gescheiterte Kanzlerkandidat in der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF. „Die systematische Verweigerung von Politik hat ein Vakuum entstehen lassen, das die AfD teilweise geschickt gefüllt hat. Ich glaube dass Frau Merkel eine große Verantwortung dafür trägt.“ Derzeit diskutieren Spitzenpolitiker der Parteien in der "Berliner Runde" über die bisherigen Ergebnisse der heutigen Bundestagswahl.
20:48 Uhr: Niederlage für die SPD - auch im Ruhrgebiet
Schlappe für die SPD in der einstigen Hochburg der Partei: Die SPD hat bei der Bundestagswahl im Ruhrgebiet schwere Verluste erlitten. In Gelsenkirchen sackte sie nach Auszählung fast aller Wahlbezirke auf 33,4 Prozent. Der Trend ist deutlich: Bei der Landtagswahl im Mai waren es noch 37,9 Prozent gewesen, bei der Bundestagswahl vor vier Jahren 44,0 Prozent. Im Kreis Unna, wo die SPD bei der Wahl vor vier Jahren 40,9 Prozent geholt hatte, lag sie am Sonntag nach Auszählung fast aller Wahlbezirke bei 33,8 Prozent. In Duisburg kam sie nach Auszählung der Hälfte aller Stimmbezirke auf 33,1 Prozent, auch dort hatte sie bei der Bundestagswahl 2013 rund 40,9 Prozent.
20:25 Uhr: Lindner legt Landtagsmandat demnächst nieder
FDP-Chef Christian Lindner will sein Landtagsmandat in Nordrhein-Westfalen niederlegen. „Das werde ich in ganz kurzer Zeit abgeben“, sagte er. Spätestens wenn sich der Bundestag konstituiere, werde er sein Landtagsmandat abgegeben haben.
20:13 Uhr: Und jetzt - Jamaika?
Wie sieht die künftige Bundesregierung aus? Eine Möglichkeit wäre eine Jamaika-Koalition - also eine Regierung aus CDU/CSU, Grünen und FDP. FDP-Chef Christian Lindner kann sich sowohl eine Regierungsbeteiligung als auch eine Oppositionsrolle für seine Partei vorstellen. Schwierigkeiten bei einer Jamaika-Koalition mit Union und Grünen ergäben sich schon aus den Wahlprogrammen, sagte er. Er sprach von "Gemeinsamkeiten", aber auch von "Entfernungen" zu Union und zu den Grünen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hat sich zurückhaltend zu den Erfolgsaussichten für eine Jamaika-Koalition im Bund geäußert. „Es gibt keine Garantie, dass es am Ende funktionieren wird“, sagte er am Sonntagabend in der ARD. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hält eine Koalition aus Union, FDP und Grünen als neue Bundesregierung für möglich. „Ich weiß, dass es eine besondere Herausforderung ist auch an die Stabilität der einzelnen Partner“, sagte sie im ZDF. „Aber sie ist durchaus machbar.“
20:05 Uhr: Doppelspitze für die Fraktionsführung bei der AfD?
Auch in der AfD tauchen unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Prognosen Personalfragen auf. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel etwa steht bereit, die neue Fraktion im Bundestag gemeinsam mit dem zweiten Spitzenkandidaten Alexander Gauland anzuführen. Das sagte sie am Sonntagabend bei der AfD-Wahlparty in Berlin. Das gute Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl sei Auftrag zur politischen Veränderung. „Jetzt müssen wir liefern - und jetzt werden wir liefern.“ Entsprechend ruft Weidel die künftigen AfD-Abgeordneten dazu auf, ihre neue Aufgabe "mit Demut" zu erfüllen.
19:50 Uhr: Demonstration vor AfD-Wahlparty
Die AfD wird voraussichtlich in den Bundestag einziehen - zum Unmut einiger hundert Demonstranten, die am Abend vor dem Gebäude protestierten, in dem die AfD ihre Wahlparty feierte. Etwa 300 Menschen versammelten sich vor dem Hochhaus am Berliner Alexanderplatz. Parolen wie „Haut ab, haut ab“ und „AfD Rassistenpack“ waren zu hören. Manche AfD-Politiker und -Anhänger fotografierten und filmten vom Balkon aus die Demonstranten.
19:41 Uhr: Lindner soll Fraktionsvorsitzender der Liberalen werden
Christian Lindner, Spitzenkandidat der FDP im Bundestagswahlkampf, soll Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bundestag werden. FDP-Vize Wolfgang Kubicki will ihn an diesem Montag vorschlagen, wie am Sonntagabend in FDP-Kreisen zu erfahren war. Die Bundestagswahl ist für Lindner ein Erfolg: Er führte die FDP nach vier Jahren wieder zurück in den Bundestag.
19:30 Uhr: Schulz will nicht Fraktionsvorsitzender werden
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will nach der historischen Wahlniederlage zwar Parteichef bleiben, aber nicht Fraktionsvorsitzender im Bundestag werden. „Ich werde den Fraktionsvorsitz selbst nicht anstreben, sondern mich voll auf die Erneuerung der Partei konzentrieren“, sagte er in einem ARD-Interview.
19:01 Uhr: CSU-Chef enttäuscht über Unions-Ergebnis
Zu den Wahlverlierern zählt nach derzeitigem Stand wohl vor allem die SPD. Sie erreichte ein historisch niedriges Ergebnis. Doch auch die Union ist mit ihrem Abschneiden nicht zufrieden: Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sieht das Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl als schweren Rückschlag. „Es gibt nichts schönzureden. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2017 ist für uns eine herbe Enttäuschung, sowohl das gemeinsame Ergebnis von CDU und CSU als auch das Ergebnis der CSU in Bayern“, sagte Seehofer am Sonntagabend. Man hatte vor allem im September eine „Flanke auf der rechten Seite, eine offene Flanke“. Es komme nun besonders darauf an, diese Flanke zu schließen, „mit klarer Kante und klaren politischen Positionen“.
18:56 Uhr: Lange Wartezeiten bei Duisburger "Dreifachwahl"
Eine Stimme abgeben - auch nach der offiziellen Schließung der Wahllokale? In Duisburg war das möglich. Bei der „Dreifachwahl“ in Duisburg haben sich am Sonntag vor einigen Wahllokalen lange Schlangen gebildet. In mindestens einem Fall habe die Wartezeit rund eine Stunde betragen, sagte Stadtsprecherin Anja Kopka. Kopka betonte, dass alle, die um 18.00 Uhr vor einem Wahllokal anstanden, ihre Stimme noch abgeben konnten - auch nach der offiziellen Schließung der Lokale. Die Stadt führte die langen Wartezeiten darauf zurück, dass die Bürger in Duisburg nicht nur über den Bundestag abstimmen sollten, sondern auch über den Oberbürgermeister und die Pläne für ein Designer Outlet Center. Organisatorische Probleme habe es aber nicht gegeben, sagte Wahlleiterin Dörte Diemert.
18:46 Uhr: Reaktionen in den sozialen Netzwerken
Die Bundestagswahl schlägt auch in den sozialen Netzwerken hohe Wellen. Besonders das Abschneiden der AfD ist Thema:
Das Unmögliche ist wahr geworden: ?? erlebt ein unvegleichliches politisches Erdbeben. Packen wir es an!#TrauDichDeutschland#AfD#Btw17 *
— Frauke Petry (@FraukePetry)
Das Wahlergebnis ist schrecklich. ABER: 87% haben die AfD NICHT gewählt.
— Der Wurfschuh (@Wurfschuh)
Auch der SPD-Parteivorstand hat auf Twitter reagiert - mit Dankbarkeit:
Wir danken allen, die in den letzten Wochen unermüdlich für ein gerechteres Land und unsere Demokratie gekämpft haben! #EsistZeitpic.twitter.com/4xE3VQSE2L
— SPD Parteivorstand (@spdde)
Auch FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner ist dankbar. Vier Jahre war seine Partei nicht im Bundestag vertreten - das ändert sich nun wieder:
Nur ein Wort: Danke. CL #btw17
— Christian Lindner (@c_lindner)
18:25 Uhr: Prognose, Hochrechnung, Ergebnis - was bedeutet was?
Seit wenigen Minuten sind erste Zahlen bekannt - noch handelt es sich um Prognosen. Was ist der Unterschied zu einer Hochrechnung? Und wann kann man von einem Ergebnis sprechen? Wenn die Wahllokale schließen, wird ein erster Trend mit der Prognose verbreitet. Sie basiert auf einer Umfrage, in der Wähler in repräsentativ ausgewählten Stimmbezirken kurz nach ihrem Besuch im Wahllokal ihr Kreuz ein zweites Mal machen. Hochrechnungen sind noch konkreter: Kurz nach Schließung der Wahllokale berücksichtigen sie ausschließlich Wahlergebnisse. Die Meinungsforscher rechnen dafür erste ausgezählte Teilmengen auf die Wähler insgesamt hoch. Und wann gibt's ein Ergebnis? Erst wenn der letzte Wahlbezirk ausgezählt ist, stellt der jeweils zuständige Wahlleiter am Wahlabend ein vorläufiges amtliches Ergebnis fest. Das endgültige amtliche Ergebnis kommt Tage oder Wochen später.
18:16 Uhr: Schlappe für die große Koalition
Steiler Aufschwung der AfD, historisches Fiasko der SPD, verlustreicher Sieg der Union: Bundeskanzlerin Angela Merkel kann nach der Bundestagswahl trotz schwerer Verluste voraussichtlich vier weitere Jahre regieren. Ihr bisheriger Koalitionspartner SPD mit dem Herausforderer Martin Schulz stürzt nach den Prognosen aber auf ein Rekordtief. Großer Profiteur der Schlappe für die große Koalition ist die Rechtsaußen-Partei AfD. Mit ihr schafft erstmals seit den 50er Jahren eine rechtsnationale Partei den Sprung ins Parlament - und erobert gleich Platz drei.
18:03 Uhr: SPD geht in die Opposition
Die SPD-Spitze hat sich nach dem historischen Absturz bei der Bundestagswahl einmütig dafür ausgesprochen, in die Opposition gehen.
18 Uhr: Die Wahllokale sind geschlossen
Die Spannung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Direkt um 18 Uhr gab es die ersten Prognosen: Die CDU/CSU hat die Bundestagswahl am Sonntag trotz deutlicher Verluste klar gewonnen, die SPD stürzt auf ihr bisher schlechtestes Ergebnis ab. Die AfD zieht nach den 18-Uhr-Prognosen von ARD und ZDF mit einem zweistelligen Ergebnis als drittstärkste Kraft in den Bundestag ein, die FDP kehrt dorthin nach vier Jahren zurück.
17:48 Uhr: Wahlbeteiligung am Nachmittag bei etwa 68 Prozent
Die Wahlbeteiligung lag in Nordrhein-Westfalen um 16 Uhr bei rund 68 Prozent. Das teilte Landeswahlleiter Wolfgang Schellen mit. Der Durchschnittswert sei in acht ausgewählten Kriesen und kreisfreien Städten des Landes gemessen worden, heißt es aus dem NRW-Innenministerium. Zum Vergleich: Bei der vergangenen Bundestagswahl 2013 lag sie um 16 Uhr bei rund 65 Prozent.
17:29 Uhr: Panne und Open-Air-Wahl in Krefeld
Eine skurrile Panne gab es in einem Wahllokal in Krefeld-Traar. Wie die Kollegen von RP Online berichten, hatten die Wahlhelfer einen falschen Schlüssel bekommen und konnten das Wahllokal nicht um 8 Uhr öffnen. Die Bürger, die schon da waren, machten dann unter freiem Himmel ihr Kreuzchen - alles ganz korrekt. Um kurz nach 9 Uhr war der richtige Schlüssel dann aber da.
17:22 Uhr: Angela Merkel setzte ihr Kreuzchen
Natürlich hat auch die Bundeskanzlerin gewählt: Zusammen mit ihrem Mann Joachim Sauer hat Angela Merkel (CDU) am Mittag im Wahllokal der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte ihr Kreuzchen gesetzt. Ein kurzer Plausch mit den Wahlhelfern - das war's. Zwar war der Medienandrang riesig, zu ihrer Wahl gab die Bundeskanzlerin aber kein Statement ab.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Ehemann Joachim Sauer auf dem Weg zum Wahllokal. Das Medieninteresse ist groß. Foto: dpa
15:54 Uhr: Wahlbeteiligung bundesweit stabil
Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl am Sonntag ist bis zur Mittagszeit nahezu identisch gewesen wie bei der jüngsten Wahl vor vier Jahren. Bis 14 Uhr hatten 41,1 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben, wie der Bundeswahlleiter am Sonntagnachmittag in Wiesbaden mitteilte. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt bei 41,4 Prozent gelegen. Der Zwischenstand wird auf Grundlage der Wahlbeteiligung in ausgewählten Wahllokalen ermittelt. Allerdings sind in den Berechnungen nicht die Stimmen der Briefwähler enthalten. Experten erwarten in diesem Jahr einen Rekord an Briefwahlstimmen. Vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung am Ende bei 71,5 Prozent. Angesichts einer stärkeren Politisierung in diesem Jahr und der teils aufgeheizten Debatte um die AfD hatten Demoskopen aber einen leichten Zuwachs erwartet.
15:24 Uhr: Super-Wahlsonntag in Duisburg
In Duisburg wählen die Bürger nicht nur den Bundestag, sondern entscheiden auch ob sie einen neuen Oberbürgermeister bekommen. Amtsinhaber Sören Link (SPD) hatte im Frühjahr angekündigt, sein Amt zum Datum der Bundestagswahl vorzeitig niederzulegen und sich einer Wiederwahl zu stellen. Seine Amtszeit hätte eigentlich bis Mai 2018 gereicht. Der 41-Jährige gab als Grund an, der Stadt Kosten ersparen zu wollen. Bei einer Zusammenlegung mit der Bundestagswahl sei außerdem eine höhere Wahlbeteiligung zu erwarten.
Außerdem stimmen die Menschen über den geplanten Bau des größten deutschen Designer-Outlets ab. Das Outlet-Center mit zahlreichen Modegeschäften auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in der Nähe der Innenstadt soll rund 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche erhalten. Die Gegner befürchten durch das Center für die Innenstadt hohe Umsatzeinbußen in Einzelhandel und Gastronomie und in der Folge Leerstand.
14:50: Warten, Warten, Warten
Während in einigen Wahllokalen Menschen Schlange stehen, um ihre Stimmen abzugeben, herrscht in Basdorf, Rheinsberg im Bundesland Brandenburg gähnende Langeweile. Warum? Es gibt nur 23 Wähler, von denen 18 ihre Stimme auch noch Briefwahl abgegeben haben. Nun könnte man vorschlagen, dass sich die 23 das nächste Mal besser absprechen könnten. Aber schließlich ist die Wahl ja geheim...
Warten auf 5 Wähler in 10 Std:Im Wahllokal Basdorf (Rheinsberg) sind 23 Bürger wahlberechtigt,18 hatten Briefwahl gemacht #BTW17@maz_onlinepic.twitter.com/wZTyONCViB
— Hannah Suppa (@hannah_suppa)
14:01 Uhr: Frauke Petry mit Personenschützern
AfD-Chefin Frauke Petry hat in einer Schule in Leipzig gewählt - im Beisein von Personenschützern. Foto: dpa
13:31 Uhr: Wahlbeteiligung höher als vor vier Jahren
Jetzt ist es amtlich: Wie Landeswahlleiter Wolfgang Schellen offiziell mitteilt, liegt die Beteiligung an der Bundestagswahl in nach ersten Erkenntnissen bisher höher als vor vier Jahren. Die Beteiligung in acht ausgewählten Kreisen und kreisfreien Städten lag bis 12 Uhr bei durchschnittlich etwa 40 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2013 waren es 37 Prozent gewesen. Bis zur Schließung der Wahllokale um 18 Uhr beteiligten sich in NRW damals 72,5 Prozent der Stimmberechtigten. Der Landeswahlleiter appellierte am Sonntag noch einmal an alle Bürgerinnen und Bürger, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
13:10 Uhr: Stimmzettel gut behandeln
Die Wahlbeteiligung verspricht gut zu werden - aber wer sich ins Wahllokal aufmacht, der sollte seinen Stimmzettel auch gut behandeln. Alles andere, als Kreuze macht die Stimmen ungültig.
Wenn der typische #AfD-Wähler seinen Wahlzettel wirklich SO ausfüllt, könnte es heute Abend eine große Überraschung geben. #BTW17pic.twitter.com/gXbLNtHPsQ
— jurabilis.de (@jurabilis)
12:15 Uhr: Wahlbeteiligung bislang gut
Zur landesweiten Wahlbeteiligung gab es am Vormittag zunächst keine offiziellen Angaben. Doch in Dortmund zeichnet sich nach dem Rekord bei der Briefwahl auch heute eine gute Beteiligung ab. Bis 10.45 Uhr hatten in Dortmund 13,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben - 2 Prozentpunkte mehr als 2013. Die Briefwahl ist dabei noch nicht mitgerechnet. Sie allein liegt in Dortmund schon bei gut 23 Prozent.
Die Stadt Essen teilte auf ihrer Website mit, dass die Beteiligung am Morgen leicht über der von vor vier Jahren gelegen habe: Um 10 Uhr hatten demnach 10,3 Prozent der Stimmberechtigten gewählt, 2013 waren es zu diesem Zeitpunkt 9,7 Prozent gewesen.
Im Wahlbezirk Düsseldorf-Nord zeigten sich die Ehrenamtlichen zufrieden mit der Beteiligung am Vormittag: „Läuft gut, wir sind zufrieden. Bei dem Wetter kann man den Wahlgang auch gut mit einem Spaziergang verbinden“, sagte ein Wahlhelfer. Eine Sprecherin der Stadt Köln versicherte, die Wahl sei problemlos angelaufen.
11:36 Uhr: Werdender Vater wählte auf dem Weg zum Krankenhaus
In Raesfeld im Kreis Borken hat ein werdender Vater schnell noch Halt an der Wahlurne gemacht, bevor er ins Krankenhaus fuhr. Da kann man nur den Hut ziehen. Herzlichen Glückwunsch an die Familie! Die Kollegen im Raum Dorsten tickern hier alle wichtigen Ereignisse:
11:24 Uhr: Appell von Martin Schulz an Nichtwähler
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gab seine Stimme in seinem Wohnort Würselen bei Aachen ab. Er betrat zusammen mit seiner Ehefrau Inge das Wahllokal im Rathaus. „Ich hoffe, dass heute möglichst viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und eine demokratische Zukunft der Bundesrepublik Deutschland bestärken, indem sie demokratischen Parteien ihre Stimme geben“, sagte der 61-Jährige. „Ich bin optimistisch, dass die SPD mit einem guten Resultat aus diesem Wahlkampf herauskommt.“ Den Umfragen zufolge liegt die SPD weit abgeschlagen hinter der CDU von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der Stand am frühen Morgen:
Die Fakten:
Rund 61,5 Millionen Bürger sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Viele haben bereits per Briefwahl abgestimmt. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Unmittelbar danach werden Prognosen für das voraussichtliche Ergebnis veröffentlicht, wenig später erste Hochrechnungen.
Mit Spannung wird vor allem auf das Abschneiden der AfD geblickt, die erstmals in das Parlament einziehen dürfte.
Der neue Bundestag muss spätestens 30 Tage nach der Wahl zusammentreten. Die Entscheidung über die künftige Regierung wird aber erst in einigen Wochen oder gar Monaten fallen. Neben einer neuen großen Koalition aus Union und SPD gilt auch ein Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen als möglich. In beiden Fällen bliebe die CDU-Vorsitzende Angela Merkel Kanzlerin.
Die Prognosen:
Letzte Umfragen sehen die Union zwischen 34 und 36 Prozent. Die SPD steht bei 21 bis 25 Prozent. Die AfD käme auf 11 bis 13 Prozent, die Linke auf 9,5 bis 11, die FDP auf 7 bis 9,5 Prozent. Die Grünen stehen bei 6 bis 8 Prozent.
Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Union 41,5 Prozent bekommen, die SPD 25,7 Prozent, die Linke kam auf 8,6. Die Grünen erreichten 8,4 Prozent. FDP (4,8) und AfD (4,7) scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde.
Darum ist Nordrhein-Westfalen ein Schwergewicht bei der Wahl:
- Wahlberechtigte: Im bevölkerungsreichsten Bundesland dürfen 13,2 Millionen Wahlberechtigte mitentscheiden - so viele wie in keinem anderen Land.
- NRW-Bundestagsabgeordnete: Insgesamt sitzen 631 Abgeordnete im Bundestag, davon 138 aus Nordrhein-Westfalen. Von den NRW-Abgeordneten im Bundestag stellt die CDU 63, die SPD 52. Die Grünen verfügen über 13 Mandate, die Linke stellt 10 Abgeordnete. Wie viele NRW-Abgeordnete diesmal den Einzug in den Bundestag schaffen, hängt von der Zahl möglicher Überhang- und Ausgleichsmandate und den Wahlergebnissen in den anderen Bundesländern ab.
- Kandidaten: In den 64 Wahlkreisen und auf den Landeslisten von 23 Parteien stellen sich in NRW 772 Kandidaten zur Wahl.
- Wahllokale: Abgestimmt wird in rund 16.000 Wahlräumen. Etwa 110.000 Wahlhelfer sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Sie werden voraussichtlich so viele Briefwahlstimmen auszählen wie noch nie bei einer Bundestagswahl in NRW.
- Wahlbeteiligung: Vor vier Jahren gaben in Nordrhein-Westfalen 72,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, das war etwas mehr als im Bundesschnitt (71,5 Prozent).
mit Material von dpa