„Roland Topor. Panoptikum“ illustriert Angst und Misstrauen
Museum Folkwang
Überraschend bunt ist die Ausstellung „Roland Topor. Panoptikum“ im Museum Folkwang in Essen – hat der französische Zeichner, Illustrator, Schriftsteller und Schauspieler doch teils verstörende Schreckens-Szenen des Menschseins bebildert.

„Das Wogen der Susanna“ zeichnete Roland Topor 1977. © VG Bild-Kunst
Etwa 210 Werke von Roland Topor, darunter eine beeindruckende Sammlung großformatiger Kino- und Schauspiel-Plakate, sind anlässlich seines 80. Geburtstags auf einer Fläche von 500 Quadratmetern im Museum Folkwang in Essen zu sehen.
Was das vielfältige Werk des 1997 verstorbenen Künstlers eint: „Er war ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler“, formuliert der geschäftsführende Museumsdirektor Hans-Jürgen Lechtreck. Es sind hoffnungslose Geschichten menschlicher Beziehungen, Geschichten mit aufreizender „Femme fatale“ und Geschichten von Angst, die Topor scharf beobachtete und vorrangig im Bild pointierte.
Auf der Flucht den Namen geändert
Angst als absurde Mischung aus Sexualität und Gewalt: Die Stimmung der feinen Tuschzeichnungen und Drucke ist düster; wenngleich mal mit satirischem Witz versehen. Als Kind flüchtete der Franzose vor deutschen Besatzern, musste seinen Namen ändern. Später thematisierte er die NS-Zeit in einem schwarzen Druck. Geprägt habe ihn der elterliche Gedanke, Menschen stets zu misstrauen, erklärt Kurator Tobias Burg.
Zum Teil bebilderte Roland Topor mit seinen Zeichnungen ganze Texte oder Theaterstücke. In mindestens einem der Bilder erinnert die surreale Kombination von Körperteilen, Tierköpfen, sogar Zeichen an einen Rebus.
Abgeschlagene Kinnladen und betörende Leiber
Dicht an dicht hängen die Gesichtslosen, die abgeschlagenen Kinnladen, aufgeschlitzten, betörenden Leiber mit gespreizten Beinen und dreifacher Brust. Sicher keine Ausstellung für Kinder, wenngleich die bunten Kostüme der „Zauberflöte“, die Topor für die Premiere am Essener Aalto-Theater 1990 entworfen hatte, dafür den Anschein erwecken – ragte nicht gleich der entblößte Busen der Papagena aus deren rotblauen Federkleid. Dennoch: Es gibt eine Kostüm-Bastelaktion im Museum Folkwang.
Neben fünf Originalkostümen ist eine Zeichnung, die Roland Topor für die New York Times entwarf, ein Höhepunkt der Schau. Sie ist per Luftpost verschickt worden und mit Anmerkungen der Redaktion versehen. In langen Reihen sind Plakate übereinander angeordnet, die Topor ab 1991 für Stücke der Münchner Kammerspiele illustrierte und die aus der Sammlung des Deutschen Plakatmuseums in Essen stammen. Im Raum dahinter läuft sein Zeichentrickfilm „Die Schnecken“ (1965).
Fiktive Biografie
Das Begleitprogramm ist zu empfehlen, verfolgt man den Ansatz, das Werk von Roland Topor in seiner Vielfalt zu sehen – denn als Schriftsteller und Schauspieler kommt er in der Schau zu kurz: Fotografien von Topor neben Licht-Figuren sind die einzigen Verweise auf sein schauspielerisches Schaffen.
Am 31. August liest Karl Walter Sprungala aus den „Memoiren eines alten Arschlochs“, einer fiktiven Biografie von Topor. Und im September gibt es jeden Mittwoch um 17.30 Uhr im Filmstudio Glückauf an der Rüttenscheider Straße 2 in Essen ein Filmprogramm.
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