Raphael von Hoensbroech will Publikum emotional begeistern
Intendant Konzerthaus Dortmund
Dr. Raphael von Hoensbroech hat gestern einen Sechs-Jahresvertrag als Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund unterschrieben. Am Donnerstag hat der Rat der Stadt Dortmund einstimmig für den Vorschlag der Findungskommission votiert. Der 40-Jährige, noch Geschäftsführer des Berliner Konzerthauses, nimmt seine Arbeit am 15. September 2018 auf. Zur Vertragsunterzeichnung im Rathaus kam er mit Ehefrau Christina.

Raphael von Hoensbroech hat gestern einen Sechs-Jahresvertrag als Intendant und Geschäftsführer des Konzerthaus Dortmund unterschrieben.
Den Donnerstag hat der designierte Intendant im Konzerthaus verbracht und das Team kennengelernt. "Das Haus ist toll aufgestellt. Das Konzerthaus Dortmund steht für mich schon lange auf der Liste der bewunderten Konzerthäuser", erzählte der Musikwissenschaftler, der über Mendelssohns "Christus" promoviert hat.
Auch das Team des 2002 eröffneten Hauses habe ihn begeistert: "Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, dass ich nicht mit ihm weiterarbeite." Er habe einen "starken Geist von Zusammenarbeit" gespürt.
Offen, sympathisch, intelligent
Einen sympathischen, offenen, intelligenten und konsequenten Eindruck macht der 40-Jährige. Und man spürt im Gespräch seine große Vorfreude auf die neue Aufgabe.
In einer sehr emotionalen, zehnminütigen Rede stellte er gestern im Dortmunder Rathaus das in den Mittelpunkt, was ihn als Chef des Konzerthauses am meisten antreibt: "Sinn ist, das Publikum emotional zu bewegen. Zu erreichen, dass jemand anders aus dem Konzert herauskommt, als er hineingegangen ist. Wenn ein Besucher innerlich auf der Stuhlkante sitzt, die Musik von innen Tränen an die Augen drückt und man sich nach dem letzten Ton nur noch wünscht, dass niemand in den Schluss hineinapplaudiert - das ist der Grund, warum ich für Musik brenne."
Exklusivkünstler und "Junge Wilde"
Ende August möchte sich der neue Intendant mit Benedikt Müller, Chef des Künstlerischen Betriebsbüros des Konzerthauses, der seit 2012 zusammen mit Intendant Benedikt Stampa die Programmlinien des Dortmunder Konzerthauses entwickelt hat, zwei Tage zusammensetzen und Spielplanideen entwickeln.
Dann will er auch entscheiden, wie es mit den Exklusivkünstlern und "Jungen Wilden" weitergeht.
Kindheit im Sauerland
Das Programm für die Saison 2018/19 hat Benedikt Stampa, der das Konzerthaus im Juli 2018 verlässt und 2019 Intendant des Festspielhauses Baden-Baden wird, noch geplant. Die Spielzeit 2019/20 werde Raphael von Hoensbroech "mit ersten eigenen Ideen spicken", seine erste komplett eigenständig geplante Saison sei 2020/21.
"Ich habe einen Haufen Ideen. Die jucken schon von innen", erzählte der 40-Jährige gestern. Aber er wolle nicht "Dinge verändern, um der Veränderung willen". Wichtig sei es ihm, "künstlerisch hochwertige Musikveranstaltungen" zu planen und neues Publikum für das Konzerthaus zu begeistern.
Philharmonie Köln war ein zweites Wohnzimmer
Die Region ist dem Wahl- Berliner, der mit Familie, zu der fünf Kinder zwischen drei und 13 Jahren gehören, vertraut. Sieben Jahre seiner Kindheit hat der in Tokio geborene Musikwissenschaftler und ehemalige Unternehmensberater im kleinen Ort Voßwinkel im Sauerland verbracht, zur Schule gegangen ist er in Neheim.
"Schon damals sind wir mit der Schule nach Dortmund in die Oper gefahren", erzählt er: "Dortmund war als Kulturstadt immer präsent." Sein Vater sei ein großer Klassik-Fan gewesen, später war die neu gebaute Philharmonie Köln auch für Raphael von Hoensbroech ein "zweites Wohnzimmer" gewesen.
Doppelbegabung
Eine Fortführung von Kooperationen mit der Philharmonie Essen (wie gerade die Ruhr-Residenz der Berliner Philharmoniker) kann sich von Hoensbroech vorstellen, ebenso eine App, wie es sie in Berlin gibt, die junge Leute ins Konzerthaus lockt. Und auch die Reihe "Konzertante Oper" mag der künftige Intendant. "Ich liebe konzertante Oper. Wenn wir uns das leisten können, spricht nichts dagegen, diese Reihe fortzuführen", sagte er.
Doppelbegabung
"Raphael von Hoensbroech ist eine wunderbare Doppelbegabung. Er hat das Handwerkszeug eines Unternehmensberaters und ist seit frühester Kindheit Musiker", sagte der Dortmunder Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Er begrüßte den neuen Intendanten mit Dortmunder Pralinen - "diesmal mal nicht mit einem BVB-Trikot", so Stüdemann. "Schade eigentlich", fand von Hoensbroech, "noch klebt auf meinem Auto ein FC Köln-Aufkleber. Mal sehen, wie lange noch."