Orchester erklommt mit Muße Bruckners Klanggipfel

Dortmunder Philharmoniker

Bruckners monumentale achte Sinfonie stand am Dienstag auf dem Programm des sechsten Sinfoniekonzertes der Dortmunder Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund. Fast 100 Minuten ließ sich Generalmusikdirektor Gabriel Feltz Zeit, um diesen Mount Everest der Spätromantik zu erklimmen.

Dortmund

, 14.03.2018, 12:16 Uhr / Lesedauer: 1 min
Der Dortmunder Generalmusikdirektor Gabriel Feltz dirigierte auswendig und mit viel Elan. Foto: Archiv Menne

Der Dortmunder Generalmusikdirektor Gabriel Feltz dirigierte auswendig und mit viel Elan. Foto: Archiv Menne

Bruckners achte Sinfonie, der Mount Everest der Spätromantik, gehört zur DNA der Dortmunder Philharmoniker. Vor 20 Jahren hat Anton Marik mit dem Orchester die überarbeitete zweite Fassung aus dem Jahr 1890 auf CD aufgenommen. Und Jac van Steen hat mit der Urfassung des Werks aus dem Gründungsjahr der Philharmoniker 1887 vor sechs Jahren die Jubiläumsspielzeit des Orchesters gekrönt.


Urfassung stammt aus dem Gründungsjahr des Orchesters


Am Dienstag und Mittwoch dirigierte Generalmusikdirektor Gabriel Feltz im Konzerthaus die Philharmoniker in der 1890er-Fassung.

Satte 100 Minuten brauchte Feltz, um mit 93 Musikern diese Kathedrale aus Klang zu bauen. Marik war 20 (!) Minuten schneller. Aber spannungsärmer war Feltz‘ Interpretation dennoch nicht. Der Dirigent, der auswendig und dadurch emotionaler und mit besserem Kontakt zu den Musikern dirigierte, nahm sich viel Zeit, um Übergänge sehr detailreich und dynamisch ausgefeilt zu gestalten. Das „Mysterium“, wie Bruckner selbst dieses Gipfelwerk nannte, machte Feltz für das Publikum zu einer Achterbahn der Gefühle.


Wagner Tuben und launige Schlagwerker


Breit, aber sehr durchsichtig, legte er den ersten Satz an, um sich im Scherzo dann noch mehr Raum für filigranes Musizieren zu lassen. Im Adagio breitete das Orchester dann mit beeindruckender Ruhe orgiastische Klänge aus. Das war vor allem ein Streicherfest.

Die Bläser, auch die vier Wagner-Tuben in der vorzüglichen Horngruppe, hinterließen in den anderen Sätzen ebenfalls den allerbesten Eindruck. Und Schlagwerker, die mit so viel Sinn für den Effekt Beckenschläge zelebrieren oder so temperamentvoll hinter der Pauke tänzeln, sieht man auch selten.

Ein paar Kürzungen hätten dem halbstündigen dritten Satz und dem Finale gut getan. Aber so ist das beim Besteigen eines (Klang-)Gebirges: Das Gefühl nach dem Erklimmen des Gipfels ist nach ein paar Mühen zuvor schöner.

Am Mittwochabend (14.3.) um 20 Uhr noch einmal im Konzerthaus Dortmund. Karten gibt es an der Abendkasse.