Nur Bronze für Obergföll - Europarekord weg
Im Regen von Peking ist nicht nur die Gold-Hoffnung von Christina Obergföll davon geschwommen, sondern auch ihr Europarekord. Doch der dritte Platz für nur 66,13 Metern war für die Speerwerferin aus Offenburg kein kleiner Trost.

Christina Obergföll setzt mit dem Speer zum Wurf an.
«Ich bin echt happy, dass ich Bronze noch geschafft habe. Aber ich weiß, dass ich wesentlich mehr kann», sagte sie ein paar Minuten später und konnte schon wieder lächeln. Den großen Wurf bei Olympia landeten andere: Die Tschechin Barbora Spotakova und die Russin Maria Abakumowa kamen am Donnerstag auf 71,42 und 70,78 Meter.
«Bei mir war irgendwann der Stecker gezogen, und nach den 70 Metern habe ich gedacht: Oh, was geht denn hier ab?» sagte Obergföll nach der ersten Medaille für die deutschen Leichtathleten bei den Sommerspielen in Peking. «Das ist ein besonderer Tag für unser Land, weil vor 40 Jahren die russische Invasion war», freute sich Spotakova - ausgerechnet nach einem Erfolg über eine Russin.
Wenige Stunden vor ihrem 27. Geburtstag war die zweifache Vize- Weltmeisterin Obergföll noch nicht in Festtagslaune, versicherte aber: «Heute Abend geht's ins deutsche Haus, und ich werde mit meinen Eltern und meinem Trainer feiern.» Mit ihrem fünften Platz und den 65,29 Metern richtig zufrieden war hingegen Europameisterin Steffi Nerius aus Leverkusen. «Ich habe mir nichts vorzuwerfen», meinte sie. «In den letzten sechs Jahren hat diese Weite immer für eine Medaille gereicht, dieses Mal nicht.» Ihr Vereinskollegin Katharina Molitor durfte sich bei ihrem Olympia-Debüt über Rang acht freuen.
Als die Werferinnen vom zweiten Durchgang an mit dem rutschigen Anlauf kämpften, hatte Obergföll ihr Pulver schon verschossen. «Es war schwer heute, ich hab's nicht ganz auf die Reihe gebracht.» Dabei hatte sie in der Qualifikation noch über 67 Meter geworfen. Dann musste die Lehramtsstudentin machtlos mit ansehen, wie die 22 Jahre alte Russin Abakumowa mit 70,78 Metern ihren Europarekord von München 2007 (70,20) übertraf. Im letzten Durchgang bewies Weltmeisterin Spotakova noch einmal ihre Klasse und riss Gold mit einer weiteren Steigerung auf 71,42 an sich.
«Ich habe heute Abend meinen Europarekord verloren, deshalb war ich im ersten Moment enttäuscht.» Dann besann sie sich jedoch auf das, was sie sich in den letzten Monaten immer wieder eingeredet hatte: «Freu' dich über jede Medaille!» Auf ihren ersten internationalen Titel muss Obergföll weiter warten: «Hut ab vor den beiden da vorn. Ich bin froh, dass Barbora gewonnen hat, weil sie so sympathisch ist.» Über die Leistungskurve der jungen Russin wollte sie nicht spekulieren. «Ich habe mich damals bei der WM in Helsinki auch von 64 auf 70 Meter gesteigert. Dadurch hatten mich einige bestimmt auch auf der Liste. Deshalb mache ich so etwas nicht.»
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