
Nail Kocapinar kritisiert, dass beim TSC Kamen Ex-Spieler als „Söldner“ tituliert wurden. © Sebastian Reith
„Keine Söldner mehr?“ – Ex-Trainer Nail Kocapinar verteidigt sich und seinen alten TSC Kamen
Fußball
Der TSC Kamen ist im Umbruch. Der neue Vorstand möchte wieder auf eigene und junge Spieler setzten. Eine Aussage ruft Ex-Trainer Nail Kocapinar auf den Plan, der auch den neuen Vorstand anprangert.
Nach der 3:5-Niederlage des Fußball-Bezirksliga-Absteigers TSC Kamen gegen Wethmar II sprach der neue Sportliche Leiter, Ersin Özdemir, über die neue Ausrichtung des Vereins. Dabei möchte Kamen den Fokus auf eigene und junge Spieler legen und keine „Söldner mehr von Außen holen“, wie Özdemir es nannte. Das bringt Nail Kocapinar, Ex-Trainer des Klubs, gewaltig auf die Palme.
Nail Kocapinar war lange beim TSC Kamen tätig. Ob als Trainer der A-Jugend, der zweiten oder auch der ersten Mannschaft. Während viele Trainer sich nur um die sportlichen Belange kümmern, war für Kocapinar auch die Vorstandsarbeit immer wieder Mittelpunkt des täglichen Geschäfts.
„Ich war fast jeden Tag am Platz des TSC Kamen. Ich habe mein Leben dem TSC gewidmet und vieles dafür vernachlässigt, das war einfach zu viel“, beschreibt Kocapinar, dass er auch persönlich unter dem damaligen Stress litt. Ob es die Werbung neuer Sponsoren oder auch finanzielle Dinge waren: Kocapinar war gemeinsam mit seinem Bruder Nadir, Oktay Sönmez und Thomas Kock immer vor Ort, wenn es was zu tun gab.
Oktay Sönmez übernahm den TSC Kamen vor über acht Jahren als Notvorstand, wie Kocapinar es nannte. In dieser Zeit halbierte der Klub die Schulden fast, die im hohen fünfstelligen Bereich angesiedelt waren. Dazu gelang der Aufstieg in die Bezirksliga und die Reserve schaffte es bis in die Kreisliga A.
„Wenn der jetzige Vorstand mal eher seine Hilfe angeboten hätte, dann wäre auch für uns alles angenehmer gewesen und ich hätte mich mit Nadir allein auf den Trainerjob konzentrieren können“, schildert Kocapinar merklich enttäuscht über die derzeitige Situation.
Kocapinar: „Haben versucht, aus Scheiße Gold zu machen“
„Es gibt immer Spieler, die nur für Geld spielen, aber unsere Jungs sind uns sehr entgegengekommen und haben teilweise auf viel Geld verzichtet“, erklärt der ehemalige Trainer, der sich sehr über den Wortlaut „Söldner“ aufregt. „Wir haben jahrelang versucht, aus Scheiße Gold zu machen, aber die finanziellen Mittel fehlten einfach, um in der Bezirksliga konkurrenzfähig zu bleiben.“
Auch berichtet Kocapinar von mangelnder Kommunikation gegenüber der letztjährigen Bezirksligamannschaft, sodass die Spieler sich zwangsläufig nach anderen Vereinen umgesehen hätten.
Trotz des unschönen Überganges hat Nail Kocapinar der neuen sportlichen Leitung nach eigener Aussage bereits Hilfe angeboten: „Ich wurde gefragt, ob ich noch Spieler kenne. Daraufhin habe ich Orhan Özkan sieben Nummern von Spieler gegeben, die alle frei waren. Das hätte ich auch nicht machen müssen, aber ich schätze Orhan wirklich sehr und wollte ihm und dem Verein helfen.“
Kocapinar stellte klar, dass er keine Schlammschlacht möchte, sondern lediglich sich, seine Freunde und seine alte Mannschaft verteidigen will. „Es gibt nur einen TSC Kamen und der gehört weder Oktay Sönmez noch Namuk Kanar oder jemand ganz anderem. Stattdessen sollte man jedem einzelnen Respekt zollen, die für den TSC gearbeitet haben“, vertritt Kocapinar seine Einstellung und fügt hinzu: „Der neue Vorstand soll sich jetzt auf seine Arbeit konzentrieren und nicht die alten Spieler mit Dreck bewerfen. Wenn wir nach drei Monaten immer noch das Thema dort sind, dann sollte man besser auf dem Platz etwas zeigen.“