
Die Spieler haben sich mit dem 6:2 gegen Alstedde teuer verkauft, doch insgesamt ging in dieser Saison zu viel schief beim TSC Kamen, sodass die Brüder Nail (2.v.r.) und Nadir Kocapinar (r.) nun folgerichtig einen Schlussstrich ziehen. Das „Project Future“ ist damit fürs Erste Geschichte. © Schürmann
„Project Future“ beim TSC Kamen ist krachend gescheitert: Zu viel Last auf zu wenigen Schultern
Meinung
Der Rücktritt der Kocapinar-Brüder beim TSC Kamen ist der richtige Schritt. Der Verein kann und muss einen Neustart machen - und unbedingt den künftigen Trainer mehr entlasten, meint unser Autor.
Für den TSC Kamen geht am Pfingstmontag eine Horror-Saison zu Ende. Nach dem Rückzug der zweiten und fünften Fußballmannschaft steht nun auch der Abstieg der Bezirksligatruppe fest. Da war es schon fast abzusehen, dass die Brüder Nail und Nadir Kocapinar den Trainerposten an den Nagel hängen werden. Und es ist die richtige Entscheidung. Das vom Verein so groß angekündigte „Project Future“ wird nach dem letzten Spiel gegen Geisecke schon wieder beendet sein. Zumindest was die Trainerpersonalien angeht.
Das sympathische Trainerduo war stets mit großem Ehrgeiz dabei, keine Frage. Die Ansprachen von Nail Kocapinar waren immer voller Enthusiasmus und Feuer. Er versuchte alles, um seine Mannschaft zu pushen. Geklappt hat das leider viel zu selten.
Es gab zudem vor wenigen Wochen einen Bruch in der Mannschaft, als viele Spieler lustlos spielten, dem Chefcoach im Anschluss der Kragen platzte und er Spieler teilweise suspendierte. Hatte er eine andere Wahl, als genau das zu tun? Wohl kaum. Er handelte richtig und zieht mit seinem Abschied nun seine Konsequenzen.
TSC Kamen braucht sich über ausgebrannte Trainer nicht wundern
Nail und Nadir Kocapinar verbrachten in den vergangenen Wochen und Monaten viele Tage und Nächte am Sportplatz an der Kamener Gutenbergstraße. Denn neben dem Traineramt üben die beiden auch Posten im Vorstand aus. Das ist zu viel Last auf zu wenigen Schultern.
Kein Wunder, dass man nach einer so intensiven Saison mit Aufs und Abs - man denke da an den tollen Schlussspurt in der Hinrunde, wo der TSC aus den letzten fünf Spielen 13 Punkte holte - ausgebrannt ist. „Wir sind einfach platt“, sagte auch Nadir Kocapinar, der betonte, dass er seine Familie zuletzt kaum noch gesehen habe.
Er meinte auch, er hätte sich „ein bisschen mehr Unterstützung“ gewünscht, betonte aber auch im gleichen Satz, den Verein nicht schlechtreden zu wollen. Der liege ihm ja auch am Herzen: „Aber wenn wir uns aus der Vorstandsarbeit zurückgezogen hätten, wäre die Arbeit total vernachlässigt worden.“
TSC Kamen braucht eine bessere Arbeitsteilung - und mehr Personal
Es ist sicherlich nicht leicht für einen Verein, in der Winterpause einen externen Neuzugang für den Trainerposten zu verpflichten. Doch nach dem Abgang von Co Enes Karaaslan im Januar muss sich der Verein folgende Frage gefallen lassen: Hat er wirklich alles getan, um adäquaten externen Ersatz zu finden, um die Kocapinar-Brüder zu entlasten? Immer nur auf interne Lösungen setzen, funktioniert nun mal nicht.
Jetzt wird es die Aufgabe der Vereinsführung um Oktay Sönmez sein, seinen TSC wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Er braucht neue Trainer für die erste und zweite Mannschaft, zudem einen neuen Sportlichen Leiter. Am besten eine Person, die nicht mehrere Posten gleichzeitig ausführen muss.
Denn sonst ereilt einen neuen Trainer/Sportlichen Leiter schnell dasselbe Schicksal wie den Kocapinar-Brüdern - auch wenn es sportlich in der Kreisliga dann vielleicht wieder etwas besser laufen wird. Nur mit einer gescheiten Arbeitsteilung kann der TSC Kamen einen zweiten Anlauf starten und so ein „Project Future Vol. 2“ ins Leben rufen.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
