Installation "TouchMe" ist Kunst zum Anfassen
Lichtkunst-Zentrum Unna
Sie rennen wild auf das Kunstwerk zu, begrapschen es, pressen ihre Körper dagegen - und das Museumspersonal schaut lächelnd zu. Undenkbar im Ausstellungskosmos, glauben Sie? Ab sofort ist die Regel "Bitte nicht anfassen!" im Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna außer Kraft gesetzt.

Hier wollen alle mal anfassen: Die Installation „TouchMe“ von David Kousemaker und Tim Olden macht Spaß.
Die neue Installation der niederländischen Künstler David Kousemaker (45) und Tim Olden (35) benötigt den direkten Körperkontakt wie Kerzenlicht den Sauerstoff. "TouchMe" heißt das wuchtige Objekt nicht von ungefähr. Nur wer auf einen Buzzer-artigen Knopf drückt, löst den überdimensionalen Fotokopierer aus.
Je dichter am Glas, desto deutlicher das Bild
Ein vertikaler Lichtstreifen wandert von rechts nach links. Je dichter die Menschen sich an die mannshohe Scheibe drücken, umso deutlicher erscheint das Abbild anschließend als Projektion auf dem Glas. Wird "TouchMe" eine Zeit lang in Ruhe gelassen, sind die Fotoprojektionen in Endlosschleife zu sehen.
"Der Vergleich mit dem Kopierer stört uns nicht. Es bestätigt vielmehr, wie leicht unsere Kunst zu verstehen ist", sagt Kousemaker. Interaktiv bedeutet dabei mehr als das bloße "Begreifen" der Installation. Ohne es zu merken, werden die Nächsten in der Warteschlange Teil einer Art Aktionskunst.
Junges Paar küsst sich artistisch
Sie kopieren Gesehenes, verkleinern die Posen oder kennen keine Scheu: Ein fast noch junges Paar presst die Nasen an die Scheibe, küsst sich artistisch. So spielerisch erscheint das Museum, das nun 17 feste Installationen von James Turrell bis Rebecca Horn beherbergt, sonst nicht.
Die Macher um Leiter John Jaspers, der auf die beiden Landsleute der Künstlergruppe Blendid in Eindhoven aufmerksam wurde, freuen sich auf eine Attraktion für alle Altersklassen. Tim Olden sagt: "Wenn wir die Fünfjährigen begeistern, wecken wir bestimmt auch das Kind im Erwachsenen."
Menschenströme in Washington werden zu Lichtprojektionen
"TouchMe" hat erstmals ein festes Zuhause gefunden. Zuvor zeigte Blendid Modelle in Brasilien, Kanada, Australien, China und im Iran. Gerade entwickeln die Niederländer eine Licht-Installation für eine Metrostation in Washington. Unter einem Vordach werden die Menschenströme in Lichtprojektionen verwandelt. Dort geschieht es anonym.
In Unna verlassen die Menschen die Lichtkeller der Lindenbrauerei in dem Wissen, der Ausstellung ein Gesicht gegeben zu haben.