Homosexueller Theologe von Aufgaben entbunden
Vor Bischofssynode
Kurz vor der Bischofssynode zu Ehe und Familie am Sonntag hat sich ein Theologe aus dem Vatikan zu seiner Homosexualität bekannt. Die katholische Kirche lehnt homosexuelle Partnerschaften ab und hat den Theologen von seinen Aufgaben entbunden.

Klosterurlaube werden immer populärer: Mehrere Hundert der etwa 3000 katholischen Klöster in Deutschland nehmen Gäste auf. Foto: Claudia Schuh
"Ich möchte, dass die Kirche und meine Gemeinschaft wissen, wer ich bin: ein homosexueller Priester, glücklich und stolz auf seine eigene Identität", sagte der Pole Krzysztof Charamsa (43) der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".
Er sei bereit, die Konsquenzen bis hin zum Verlust seiner beruflichen Existenz zu tragen. Laut Zeitung ist er der erste Theologe mit einer aktiven Rolle im Vatikan, der sich zu einer Homosexualität bekennt.
Die katholische Kirche verlangt Unmenschliches
Charamsa lebt seit 17 Jahren in Rom, ist Assistenzssekretär der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan und unterrichtet Theologie unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Er hat nach eigener Aussage einen festen Partner. "Der Augenblick ist gekommen, dass die Kirche die Augen gegenüber schwulen Gläubigen öffnet und begreift, dass die Lösung, die sie vorschlagen, die völlige Abstinenz vom Liebesleben, unmenschlich ist", sagte Charamsa.
"Der Augenblick ist gekommen, dass die Kirche die Augen gegenüber schwulen Gläubigen öffnet und begreift, dass die Lösung, die sie vorschlagen, die völlige Abstinenz vom Liebesleben, unmenschlich ist", sagte Charamsa. Den Zeitpunkt, sich jetzt zu offenbaren, habe er bewusst gewählt. "Ja, ich möchte der Synode sagen, dass die homosexuelle Liebe eine familiäre Liebe ist, dass sie Familie braucht", sagte er.
Vatikan kündigt Charamsa
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi reagierte verärgert. "Die Entscheidung, eine solch aufsehenerregende Äußerung am Vortag der Eröffnung der Synode abzugeben, erscheint sehr schwer und unverantwortlich, denn sie zielt darauf, die Synodenversammlung einem ungebührlichen Mediendruck zu unterwerfen", sagte Lombardi der Nachrichtenagentur Ansa. Sicherlich werde Charamsa seine bisherigen Aufgaben bei der Glaubenskongregation und den Päpstlichen Universitäten nicht weiter ausüben können.
Von dpa