Heimat-Check: So sicher ist es in der Region

Einbrüche, Gewalt, Diebstahl

Wo in der Region ist es sicher? Wo sind Einbrecher aktiv? Wo wird viel aus Autos gestohlen? Was ist mit Raub, Körperverletzung, Rauschgift? Wir haben die Polizeistatistik für mehr als 100 Städte im Ruhrgebiet, Münsterland, Sauerland und am Niederrhein ausgewertet - für interaktive Grafiken mit einigen überraschenden Ergebnissen.

NRW

, 21.06.2016, 02:38 Uhr / Lesedauer: 4 min

So sind wir vorgegangen

  • Einmal im Jahr veröffentlichen alle Polizei-Behörden ihre Kriminalstatistiken. So wird deutlich, wie häufig die einzelnen Delikte vorkommen, beispielsweise Raub, Körperverletzung, Wohnungseinbrüche, Diebstahl aus Autos, Sachbeschädigungen, alles rund um das Thema Rauschgift.
  • Diese Zahlen haben wir genommen und auf die Einwohnerzahlen umgerechnet - für mehr als 100 Städte und Gemeinden im Ruhrgebiet, Münsterland, im westlichen Sauerland und am östlichen Niederrhein. Damit nicht etwa immer Dortmund, Essen, Münster oben stehen, sondern die Orte, an denen prozentual viel passiert.
  • Einige Delikte wie Mord oder Totschlag haben wir weggelassen. Gerade für die kleineren Orte sind die Ausschläge ansonsten zu groß. Ein Doppelmord in einer Kleinstadt lässt es dort besonders gefährlich erscheinen. Dabei kann es sich auch um einen Einzelfall gehandelt haben, nicht um etwas Aussagekräftiges.
  • Die Daten haben wir in sieben Grafiken visualisiert und mit weiteren Erläuterungen versehen. Die lassen sich in drei Themenbereiche unterteilen.
  • Hier kommen Sie direkt zum Thema Wohnungseinbrüche und Diebstahl aus/in Fahrzeugen.
  • Hier kommen Sie direkt zum Thema Körperverletzungen, Raub und Sachbeschädigungen.
  • Hier kommen Sie direkt zum Thema Rauschgiftdelikte.

 

So viele Straftaten gibt es pro 1000 Einwohner

Je größer die Stadt desto mehr Kriminalität - ist es so einfach? Auf den ersten Blick schon. Nicht nur das Ruhrgebiet sticht rot hervor. Auch Münster, Rheine, Bocholt, Wesel, Gronau, Coesfeld und Lüdenscheid sind dunkler eingefärbt als die kleineren Städte und Gemeinden drumherum.

Negativer Spitzenreiter ist eindeutig Dortmund. Doch auch ganz generell gibt es im Ruhrgebiet deutlich mehr Kriminalität als im Münsterland, am Niederrhein, im Sauerland. 

Was landet überhaupt in dieser Statistik? Mord und Totschlag ebenso wie Wohnungseinbrüche, Auto-Diebstahl, Körperverletzung, Ladendiebstahl oder Widerstand gegen die Polizei. Ein Gewaltverbrechen zählt in dieser Statistik ebenso viel wie ein Trickbetrug oder das Schwarzfahren. 

Deshalb lohnt ein genauerer Blick auf die Zahlen - auf Einbrüche und Auto-Aufbrüche, auf Drogendelikte, Sachbeschädigung, Körperverletzung.

 

 

So viele Wohnungseinbrüche gibt es pro 1000 Einwohner

Auch in dieser Karte ist das Ruhrgebiet tiefrot. Aber dann sind da noch die dunklen Flecken im Münsterland: Ascheberg und Nottuln zum Beispiel. Zwei kleine Orte, die an der Autobahn liegen.

Das ist typisch: In den Orten rund um A1, A3, A30, A31, A43, A45 gibt es deutlich mehr Einbrüche als in den benachbarten Städten und Gemeinden. Es gebe einen "neuen Einbrechertyp", unterstreicht Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) immer wieder: Die Täter seien schnell, mobil und gut vernetzt, und sie nutzten die offenen Grenzen und gut ausgebauten Autobahnen, um länderübergreifend auf Einbruchstour zu gehen.

Als Beispiel nannte Jäger den Fall einer lettischen Bande, die der Polizei nach einem Einbruch in Aachen ins Netz ging. Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass sie in der gleichen Woche bereits in Polen und Belgien auf Beutezug war.

Es gibt zwar Kriminologen, die die Gefahr durch internationale Diebesbanden für überschätzt halten, doch die Zahlen scheinen Jäger recht zu geben: Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik gab es 2015 bundesweit 149.500 Wohnungseinbrüche - so viele wie seit 15 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig ist das Entdeckungsrisiko für die Täter gering. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt bei gerade einmal 15,5 Prozent.

Also sind vor allem Banden für die Einbrüche verantwortlich? Der Kriminologe Thomas Feltes zweifelt daran. Zwar gebe es internationale Einbrecherbanden – „aber nicht in dem Umfang, wie die Politik es glauben machen will“, sagte der Wissenschaftler von der Bochumer Ruhr-Universität. Der typische Einbrecher sei „jung, männlich und drogenabhängig“ und schlage oft in seinem eigenen sozialen Umfeld zu.

 

So viel Diebstahl aus Fahrzeugen gibt es pro 1000 Einwohner

Wo werden Autos aufgebrochen? Wo werden Navis und teure Airbags ausgebaut, Taschen und Handys gestohlen? Ebenfalls im Ruhrgebiet und in der Nähe zu Autobahnen. 

Es gebe zwei Kategorien von Einbrechern, bestätigte ein Sprecher der Essener Polizei: den Gelegenheitsdieb, der um die Autos herumschleicht, nach Wertvollem sucht, dann die Scheibe einschlägt und mit Taschen, Geld, Handys, Tablets flieht. Und die Mitglieder professioneller Banden. Sie wissen genau, wo teure Autos stehen, wie sie schnell hochwertige Felgen abmontieren, wie sie Navis und Unterhaltungselektronik ausbauen, wie sie einen Mercedes, BMW, Audi oder Porsche in kurzer Zeit ausschlachten.

Die Aufklärungsquote ist auch hier gering. Zu schnell sind die Täter auf der Autobahn und weg. Einen Erfolg verbuchte allerdings kürzlich die Polizei in Schwerte, also unweit von A1 und A45: Die Ermittler nahmen vier Männer fest, die mindestens 70 Mal Felgen gestohlen haben sollen. Teile der Hehlerware tauchten übrigens in einem Laden am anderen Ende der Republik auf.

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So viele Körperverletzungen gibt es pro 1000 Einwohner

Wo ist es besonders gefährlich? Wo werden Menschen verprügelt und ausgeraubt? Wo gibt es viele Sachbeschädigungen? Eher in den größeren Städten, wo viele Menschen aufeinandertreffen, als im ländlicheren Raum. Wo abends gefeiert wird, wo viel Alkohol fließt, steigt auch das Aggressionspotenzial. 

Erstaunlich allerdings: In Bocholt, Gronau, Coesfeld, selbst in Legden gab es 2015 mehr Körperverletzungen als in Münster oder Essen - zumindest umgerechnet auf die Einwohnerzahlen. 

 

So viel Raub gibt es pro 1000 Einwohner

Und wo werden Menschen ausgeraubt? Besonders gefährlich ist es laut Kriminalstatistik 2015 in Dortmund und Gelsenkirchen. Wobei: "Besonders gefährlich" heißt in diesem Fall nur, dass in Dortmund von 10.000 Menschen 18 ausgeraubt wurden. In Gelsenkirchen waren es 13 von 10.000 Menschen.

Generell verweist die Polizei darauf, dass die Gesamtzahl der Gewaltdelikte 2015 fast konstant blieb - mit 46.351 Delikten nur etwas über dem Niveau von 2014.

Und dass die Aufklärungsquote hier deutlich höher sei: Gefährliche und schwere Körperverletzungen wurden zu 80,7 Prozent aufgeklärt, sonstige Gewaltdelikte zu 71,1 Prozent, Straßenraub immerhin noch zu 35,9 Prozent.

 

So viele Sachbeschädigungen gibt es pro 1000 Einwohner

Was Sachbeschädigungen angeht, ist die Datenlage dürftiger. Aus Gelsenkirchen, Hamm, dem Kreis Wesel, dem Kreis Borken und dem Kreis Steinfurt hat die Polizei in ihren Jahresberichten diese Punkte ausgelassen.

Dennoch ist die Tendenz auch hier eindeutig: große Stadt bedeutet häufige Sachbeschädigung. Die hellen Flecken zwischen Ruhrgebiet und Münster, an denen nur selten etwas passiert, wie so häufig: Olfen und Nordkirchen im südlichen Kreis Coesfeld.

 

So viele Rauschgiftdelikte gibt es pro 1000 Einwohner

Einmal ist nicht das Ruhrgebiet Spitzenreiter, sondern das westliche Münsterland. Zumindest wenn es um Drogendelikte geht: An der niederländischen Grenze gibt es einen dunkelroten Gürtel, der sich von Gronau über Ahaus und Südlohn bis zum Niederrhein zieht - bis Isselburg und Wesel.

Spitzenreiter: Borken. Entscheidend hier wie auch an den anderen dunkelroten Orten nebenan der Drogenschmuggel. 

Mit Material von dpa.