Farbstarke Geburtstags-Schau befreit den Bauhaus-Künstler
„Josef Albers. Interaction“ auf Villa Hügel
Josef Albers war ein Künstler, der „Augen öffnen“ wollte. Und der „frei für Neues“ war, so Heinz Liesbrock Leiter des „Josef Albers Museum Quadrat Bottrop“ und Kurator der großen Ausstellung „Josef Albers. Interaction“. 170 Werke aus allen Schaffensphasen des Bauhaus-Künstlers sind ab Samstag (16.6.) in der Essener Villa Hügel zu sehen. Anlass geben Albers‘ 130. Geburtstag und das 50-jährige Bestehen der „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ in diesem Jahr. Für die Kombination gab es Kritik.

Bauhaus, Fotografie, Religion – die Schau auf Villa Hügel zeigt viele Facetten von Josef Albers‘ Werk. Die Serie „Hommage to the Square“ steht nicht im Zentrum. © Kulturstiftung Ruhr
„Befreien“ wollte Liesbrock den Bauhaus-Meister aus Bottrop anlässlich dessen 130. Geburtstags auch vom „Nimbus des Quadrat-Malers“. Denn Albers kann man nicht nur auf die farbstarken Werke seiner berühmten Serie „Hommage to the Square“ reduzieren.
Dieser Ansatz ist gleich im ersten Raum der Schau hervorragend umgesetzt: Im Zentrum steht nicht etwa ein „Square“, sondern das blutrote Ölgemälde „Lozenge Horizontal“ von 1946, also in Albers’ Zeit in den USA entstanden. Fotografien, Möbel im Bauhaus-Stil und ein Buntglasfenster von 1923 ergänzen die komprimierte Variation seines Werks. Jedoch wirkt der Raum nach der riesigen Empfangs-Halle der Villa mit imposanten Wandteppichen fast zu übersichtlich, rechts führt der Weg in die Bauhaus-Zeit, links zur Kunst nach Albers’ Emigration in die USA 1933.
Dezente Spiegelungen
Vorab sei die Kulturstiftung Ruhr skeptisch gewesen, ob die Kunst der Moderne in die historischen Räume der Villa passt, so die Vorstandsvorsitzende Susanne Henle. Es funktioniert: Das Kuratoren-Team des „Quadrat Bottrop“ hat wohl bewusst die Prachträume der Villa ausgelassen oder nur reduziert bestückt – etwa mit drei dezenten Werken im hellen, holzverkleideten Ankleidezimmer. In den Spiegeln reflektiert, geben die pinkfarbenen, roten, schwarzen Formen der „Kinetics“ dem Raum doch eine neue Wirkung.
Auch die spirituellen Einflüsse und solche der mexikanischen Kultur zeigt die Schau klar verteilt auf die Räume. Kurze Texte geben einen Überblick. An den Wänden stehen passende Zitate von Albers, die in ihrer Gegenüberstellung so spannungsreich sind wie seine Kunst.
Eindrucksvolle Quadratserie ist das äußere Herzstück der Schau
Herzstück der Schau und Albers’ Werks ist und bleibt aber die großformatige Quadrat-Serie, wenngleich sie in der Villa nach außen gerückt ist: Eine Treppe führt hinab in einen langen Raum – von allen Seiten strahlen die Farben der Formen. Ein eindrucksvolles Bild. In kleinen Kabinett-Räumen werden Details zu den „Squares“ vermittelt – auch das letzte Bild von Albers in Coelinblau und Kobaltgrün ist darunter.
Doch nicht nur knallige Farben nutzte der Bauhaus-Künstler: Arbeiten in Schwarz und Weiß zeigen, Albers konnte selbst das „tristeste Grau zum Tanzen bringen“, wie er einst sagte. Die Interaktion von Albers und Villa Hügel passt: Selbst auf dem Holzboden scheinen sich die Motive zu spiegeln. Schließlich zeigt der „Resonanzraum“, wie Albers die internationale Kunst, etwa von Donald Judd, beeinflusst hat. Mehr Informationen zum Künstler gibt ein Film. Und ein 300 Seiten starker Band, der über übliche Kataloge hinausgeht. Rundum gelungen.
- Kultur ,
- Ausstellung ,
- Ausstellungen ,
- Kunst ,
- Kunstausstellung ,
- Bauhaus ,
- Josef Albers