Esa-Pekka Salonen reiste unaufgeregt durch Finnland
Konzerthaus Dortmund
Als Esa-Pekka Salonen (Foto) zuletzt 2013 als Exklusivkünstler im Konzerthaus Dortmund dirigiert hat, gab es noch nicht so viele Auftritte von jungen wilden Pultstars wie Yannick Nézet-Séguin oder Teodor Currentzis. Diese Dirigenten haben die Hör- und Sehgewohnheiten verändert. Und so wirkte Salonens Auftritt am Samstag nicht nur völlig unaufgeregt, sondern fast meditativ.

Esa-Pekka Salonen im Konzerthaus Dortmund
An Präzision kann dem 59-jährigen Finnen kaum einer das Wasser reichen. Zu einem Ensemble mit einem überaus geschliffenem Klang hat er sein Philharmonia Orchester aus London geformt. Dennoch wirkte fast alles an diesem Abend genau einstudiert und wenig spontan. Und das klingt weniger mitreißend.
Tolle Entdeckung
Allerdings: einen besseren Sibelius-Dirigenten als Salonen gibt es derzeit wohl nicht. Und auch keinen, der in der Neuen Musik so viele gute Komponisten und Werke entdeckt. Die europäische Erstaufführung des Violinkonzerts des 38-jährigen Isländers Daniel Bjarnason war ein Ereignis und auch das „Lumière et Pesanteur“ der finnischen Komponisten Kaija Saariaho: ein spannendes, farbiges, an Filmmusik erinnerndes Werk.
Mit seinen ruhig fließenden Klängen leitete es die sechste Sinfonie von Sibelius perfekt ein. Wie am Schluss in der siebten Sinfonie des finnischen Komponisten imponierte Salonens eleganter Dirigierstil, mit dem er weiche Übergänge schuf und beiden Sinfonien, die mehr Fantasien und sinfonische Dichtungen als Sinfonien sind, Struktur gab.
Bjarnasons Violinkonzert erinnerte an das 25 Jahre ältere Violinkonzert von Ligeti. Solist Pekka Kuusisto hatte viel improvisatorischen Freiraum, um auch zu pfeifen und zu singen. Mit seiner rhythmischen Schärfe und seiner farbigen Instrumentierung, von Solist und Orchester glänzend gespielt, hat das Werk vielleicht eine Zukunft in den Konzertsälen.