Durcheinander wird zum Welttheater

Musiktheater im Revier

Der italienische Komponist Nino Rota (1911-79) verdankt seinen Weltruf den über hundert genialen Filmmusiken, die er für Regisseure wie Fellini ("La dolce vita"), Visconti oder Coppola ("Der Pate") schrieb. Von seinen zehn Opern wurde dagegen nur eine wirklich wahrgenommen: "Der Florentiner Hut", komponiert 1945, uraufgeführt 1955.

GELSENKIRCHEN

, 21.11.2016, 12:49 Uhr / Lesedauer: 1 min
Herrlich verrückt: auch bei der Fahrt mit dem Auto herrscht turbulentes Chaos.

Herrlich verrückt: auch bei der Fahrt mit dem Auto herrscht turbulentes Chaos.

Im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MiR) feierte das buffoneske, chaotisch turbulente Stück am Samstag eine vom Publikum begeistert aufgenommene Premiere.

Zwei Liebespaare geraten in Verruf und in Streit um ein Hochzeitsgeschenk, um einen strohgelben Florentiner Hut, der verschwunden ist - und erst zum Ende hin stellt sich heraus, dass ihn ein Pferd gefressen hat.

In den Streit ist schließlich die ganze Hochzeitsgesellschaft verwickelt, ohne eigentlich zu wissen, warum.

Und so erlebt man ein Durcheinander, das an unsinnigen Slapsticks kaum mehr zu überbieten ist. Das Unglaubliche daran ist, dass Nino Rota das tatsächlich komponiert hat - die Musik provoziert ein Wechselbad der Stile: klassische Opera buffa, italienischer Verismo, Operettenklänge und Jazzharmonien a la Gershwin laufen kaleidoskopartig ineinander.

Neues Haus klingt gut

Dirigent Thomas Rimes, die Philharmonie Westfalen, das Regieteam Sonja Trebes, Dirk Becker, Jula Reindell wie auch das große Solisten- und Chorensemble haben es optimal verstanden, dieses herrlich unsinnige Durcheinander zu gestalten und aus einer Bagatelle ein Welttheater zu machen.

Wer das Mir in dieser Spielzeit neu besucht, wird zudem mit Staunen zu hören bekommen, dass der Bühnen- und Orchesterraum durch seinen Umbau eine besondere akustische Qualität gewonnen hat.

 

Termine: 26.11., 3./11./22./30.12., 5.1., 4./12.2.; Karten: Tel. (0209) 4097200.