Dortmunds Bürgermeister: Nehmen Sorgen ernst
Hinweis auf Anschlag
Die am Donnerstag in Berlin unter Terrorverdacht festgenommenen Islamisten sind wieder auf freiem Fuß. Die Männer wurden festgenommen, weil es Hinweise auf einen Anschlag in Dortmund gab. Die Dortmunder Polizei ist alarmiert, auch Dortmund Oberbürgermeister hat sich inzwischen zu den Festnahmen geäußert.

Polizisten stehen in Berlin-Britz vor einem ein verdächtigen Transportfahrzeug. Zuvor waren zwei Männer aus der Islamistenszene festgenommen worden.
Das Wichtigste in Kürze:
- Nach Hinweisen auf einen drohenden islamistischen Terroranschlag in Dortmund hatte die Polizei in Berlin insgesamt drei mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen.
- Bei den Hauptverdächtigen handelt es sich nach Informationen des „Tagesspiegels“ und der dpa um einen Syrer und einen Tunesier.
- Der Verdacht, dass sie in einem Auto Sprengstoff aufbewahren, bestätigte sich aber nicht.
- Inzwischen sind die Männer wieder auf freiem Fuß.
- Die Nervosität in der Region wächst. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau: "Wir nehmen die Sorgen der Dortmunderinnen und Dortmunder ernst."
- NRW-Innenminister Jäger warnt jedoch vor Hysterie; zurzeit gäbe es keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Anschläge in NRW.
Drei wegen Terrorverdachts in Berlin festgenommene Männer sind wieder freigelassen worden. Bei den Durchsuchungen einer Moschee und eines Autos am Donnerstag sei „nichts Gefährliches“ gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher am Freitag.
Zuerst hatte die Polizei am Donnerstag zwei mutmaßliche Islamisten im Alter von 28 und 46 Jahren mit syrischer und tunesischer Nationalität festgenommen. Einen dritten Mann, zu dem die Behörden zunächst keine näheren Angaben machten, fasste die Polizei in der Nacht zu Freitag. Alle drei konnten den Polizeigewahrsam am Freitagvormittag wieder verlassen.
Zuvor hatte es Hinweise gegeben, die in Berlin vorübergehend festgenommenen Islamisten hätten einen Anschlag in Dortmund geplant. „NRW nimmt die anhaltend hohe Gefährdungslage nach den Anschlägen von Paris sehr ernst und hat die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen veranlasst“, sagt NRW-Innenminister Jäger.
„Die notwendigen Kräfte sind sensibilisiert und einsatzbereit.“ Deutschland und somit auch NRW würden „im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus“ stehen.
„Es gab einen raschen Informationsaustausch im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum in Berlin. Das zeigt, dass wir wachsam und hochsensibel sind“, so Jäger. Derzeit gebe es aber keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne in Nordrhein-Westfalen.
Der Minister betonte, er würde auch weiterhin Weihnachtsmärkte oder Fußballspiele besuchen: „Wenn wir unsere weltoffene Art zu leben aufgeben würden, hätten die Terroristen ein wichtiges Ziel erreicht.“
Sierau: Nehmen die Sorgen ernst
Auch Dortmund Oberbürgermeister Ulrich Sierau äußerte sich zum Terrorverdacht. "Wir nehmen die Sorgen der Dortmunderinnen und Dortmunder ernst", sagt Sierau vor dem Hintergrund der Terrorermittlungen in Berlin und möglicher Verbindungen nach Dortmund.
"Die Stadt Dortmund hat großes Vertrauen in die Arbeit der Polizei und der Ermittlungsbehörden in Berlin und Dortmund." Es bestehe ein intensiver Austausch über die aktuelle Sicherheitslage. "Ein akuter Anlass zur Sorge besteht in Dortmund derzeit nicht", so Sierau.
Darum sind die Verdächtigen wieder frei
Weil sich "kein dringender Tatverdacht" ergeben habe, würden keine Haftbefehle beantragt, bestätigte die Berliner Polizei unserer Redaktion am Freitagmorgen. Es seien weder Waffen noch Sprengstoff bei dem Zugriff sichergestellt worden. Daher wurden die beiden Männer aus Syrien und Tunesien wieder frei gelassen. Die Staatsanwaltschaft Berlin führt gegen die beiden Festgenommenen jedoch weiterhin ein Ermittlungsverfahren.
Die Dortmunder Polizei bemüht sich nach den Ereignissen in Berlin und den Hinweisen auf einen drohenden Terroranschlag in Dortmund unterdessen um ein genaueres Bild der Lage. "Sie können sich sicher sein, dass wir mit allen weiteren Sicherheitsbehörden in einem engen Informationsaustausch stehen", so Polizeipräsident Gregor Lange am Freitagmorgen.
"Die Sicherheit der Dortmunder Bevölkerung hat für uns oberste Priorität und wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Informationslage inwiefern sich Dortmund als mögliches Anschlagsziel konkretisieren lässt zu verdichten", sagte der Polizeipräsident weiter.
„Wir verfolgen die Ermittlungen in Berlin im Moment sehr aufmerksam“, sagte ein Sprecher der Dortmunder Polizei. Die Informationslage sei aber dünn. Zur Frage, ob nach den Festnahmen die Polizeipräsenz erhöht wurde, sagte eine Sprecherin lediglich, dass die Polizei jederzeit hochflexibel Personal zur Sicherheit einsetze.
Die erste Meldung über mögliche Anschläge in Dortmund hatte der Berliner "Tagesspiegel" veröffentlicht. Diese wurde am Donnerstagabend bestätigt. Demnach stammen die Informationen aus einer Aktion zur Überwachung der Islamistenszene in der Hauptstadt. Zunächst gab es keine Informationen darüber, ob die zu erst festgenommenen 28 und 46 Jahre alten Männer tatsächlich einen solchen Anschlag verüben wollten.
Durchsuchungen in Berlin
In einer Moschee und einem Transporter, der den Verdächtigen gehören soll, suchten Spezialisten am Donnerstag nach Sprengstoff, ohne fündig zu werden. Gegen die Männer wird laut Polizei wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat ermittelt.
Nach den Erkenntnissen aus der Überwachungsaktion der Polizei hatten die Behörden den Verdacht, Teile eines Sprengsatzes und womöglich Waffenteile hätten von München zur Moschee eines islamischen Kulturvereins in Berlin-Charlottenburg transportiert werden sollen. Von dort hätten demnach Waffen und Sprengstoff für einen Anschlag nach Dortmund gebracht werden sollen.
Das mögliche Anschlagsziel in Dortmund blieb zunächst offen. Ebenso unklar ist, ob es sich bei den Verdächtigten um islamistische Gefährder handelt, die den Behörden bekannt sind.
Am Donnerstagabend wurde im Berliner Ortsteil Britz, wo zuvor die mutmaßlichen Islamisten festgenommen worden waren, der blaue Transporter mit Berliner Kennzeichen durchsucht. Auch hier wurde nichts gefunden. Weil die Ermittler zunächst Sprengstoff in einer verdächtigen Tasche in dem Wagen vermuteten, wurden 16 umliegende Häuser mit rund 120 Bewohnern vorübergehend evakuiert. Auch Bomben-Entschärfer waren am Ort.
An den Ermittlungen sind laut Polizei die Generalstaatsanwaltschaft und der Staatsschutz beteiligt. Gut 200 Polizisten waren im Einsatz, darunter das Spezialeinsatzkommando.
Mit dpa