DFB-Studie zu Spielabbrüchen: Streit mit Schiedsrichtern und harte Fouls sind häufigste Auslöser

Fußball

Der DFB hat eine deutschlandweite Studie zu Spielabbrüchen veröffentlicht. Dabei stehen vor allem die Schiedsrichter im Fokus, die häufig Angst um ihr eigenes Wohlergehen haben.

Kreis Unna

von Josua Schwarz

, 12.02.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dass die Polizei wie hier nach dem Spielabbruch zwischen dem VfB Lünen und Osmanlispor anrücken muss, ist selten. Eine Studie im Auftrag des DFB befasst sich jetzt mit den Ursachen von Spielabbrüchen.

Dass die Polizei wie hier nach dem Spielabbruch zwischen dem VfB Lünen und Osmanlispor anrücken muss, ist selten. Eine Studie im Auftrag des DFB befasst sich jetzt mit den Ursachen von Spielabbrüchen. © Günther Goldstein

Dieser Fall sorgte im westfälischen Fußball vor wenigen Wochen für Aufsehen. Am 19. Dezember soll beim Spiel zwischen dem FC Brünninghausen III und Genclerbirligi Hörde in der Kreisliga C2 ein Hörder Spieler den Schiedsrichter bedroht und geschlagen haben. Die Situation eskalierte und das Spiel wurde abgebrochen. Das Urteil: Ein Jahr Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 200 Euro. Diese Attacke auf einen Unparteiischen ist jedoch kein Einzelfall.

Das geht aus einer deutschlandweiten Studie im Auftrag des DFB von Dr. Thaya Vester von der Universität Tübingen zu Spielabbrüchen im Amateurfußball hervor. Dabei untersuchte Vester alle Spielabbrüche der Saisons 2018/19 und 2019/20 auf ihre Hintergründe und Auswirkungen. Insgesamt wurden 2,35 Millionen Fußballspiele analysiert. Bei 973 war es zu Spielabbrüchen gekommen.

Vermeintliche Fehlentscheidungen sorgen für meiste Spielabbrüche

In der Studie, die erst in einigen Wochen veröffentlicht wird, heißt es, dass fast jeder dritte Spielabbruch (29,8 Prozent) eine vermeintliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters zur Ursache hatte. Die Auseinandersetzung über den Schiedsrichter steht also häufig im Mittelpunkt der Diskussionen und Handgreiflichkeiten, die zu einem Spielabbruch führen.

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Deswegen ist es nicht besonders überraschend, dass sich bei 38,6 Prozent der Spielabbrüche der Schiedsrichter selbst in Gefahr sah. Der Respekt vor den Unparteiischen scheint zumindest in einigen Fällen nicht besonders hoch zu sein. Aus den Vorab-Ergebnissen geht auch hervor, dass bei 26,1 Prozent der Spielabbrüche eine Auseinandersetzung über die Frage, ob ein Zweikampf nur hart geführt wurde oder ob ein grobes Foul vorlag, ursächlich war. Kulturelle Konflikte (4,7 Prozent) oder Fehlverhalten von Zuschauern (4,2 Prozent) seien weniger von Bedeutung.

Dr. Vester fordert härteres Durchgreifen bei Spielabbrüchen

Vester berechnete auch eine Abbruchquote: Diese liegt bei 0,041 Prozent. Das sind im Schnitt jedes 2415. Spiel. Trotz dieser vermeintlich geringen Zahlen hält es Dr. Thaya Vester für wichtig, dass in diesen Fällen härter durchgegriffen wird.

In einer Presseinfo des DFB erklärte die Kriminologin: „Mir fehlt bisweilen das klare Durchgreifen. Nur wenige Landesverbände ahnden Vergehen mit weitergehenden Auflagen wie Platzaufsicht oder Vereinssperre.“

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Häufig arbeiten die Verbände mit Geldstrafen im niedrigen dreistelligen Bereich und Wertungen. Für Vester ist das nicht konsequent genug. Sie ist der Meinung, dass dafür gesorgt werden muss, dass sich die Täter mit ihren eigenem Fehlverhalten auseinandersetzen.