Andris Nelsons fasziniert als kluger Klangregisseur
Philharmonia Orchestra London
Das Konzerthaus hat seine Exklusivkünstler gut vernetzt. Andris Nelsons setzte am Donnerstag (mit Petrenko-Vollbart), 26. Januar, die "Bruckner-Experience" seines Vorgängers Yannick Nézet-Séguin fort. Mit dem Orchester seines Vorvorgängers, Esa-Pekka Salonen, dem Philharmonia Orchestra London. Auf dem Programm stand ein sinfonischer Gigant: Bruckners fünfte Sinfonie.

Andris Nelsons begeistert im Dortmunder Konzerthaus.
Der Komponist nannte das anderthalbstündige Epos "Die Phantastische". Mehr ist diese Sinfonie jedoch ein sensibles, sehr ruhiges Porträt eines einsamen Menschen. Nelsons durchforstete mit dem glänzenden Orchester die gewaltigen Dimensionen der Fünften überaus kontrastreich.
Ein dreifaches Forte hat Bruckner im Schlusschoral in die Partitur geschrieben, ein zweifaches Piano an den gezupften Beginn in den Bässen. Dazwischen lagen in Nelsons dichter und sehr konzentrierter Interpretation 90 spannende Minuten, in denen das Orchester seinen Rang als Weltspitzen-Klangkörper eindrucksvoll unterstrich.
Ruhiger gewordener Motivator
Der 38-jährige Lette, der künftige Gewandhauskapellmeister, ist ruhiger und vergeistigter geworden, ruht am Pult in sich, ist aber immer noch ein Motivator. Mehr noch war er in diesem Werk jedoch ein intelligenter Klangregisseur.
Wie ein Organist spielte Nelsons mit den Registern des Orchesters, zelebrierte Weihevolles ohne Pathos und öffnete riesige dynamische Räume. Das hatte Wirkung, wenn sich Klangmassen entluden, faszinierte aber auch in den leisen Passagen: Wie geheimnisvoll das Adagio in sich ruhte, war großartig.