Unwetter am Wochenende: Eispanzer auf den Straßen und ganz viel Schnee

Wetter

Der Deutsche Wetterdienst warnt vor extremem Unwetter. Gerade auf der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland könnte es schlimm kommen: hier Eispanzer, dort hohe Schneeverwehungen.

Kreis Unna, Kreis Coesfeld

, 05.02.2021, 14:18 Uhr / Lesedauer: 2 min
Gefährliche Verkehrsbedingungen drohen am Samstagabend und Sonntag, noch gefährlicher als Ende Januar hier auf dem Archivbild in Recklinghausen.

Gefährliche Verkehrsbedingungen drohen am Samstagabend und Sonntag, noch gefährlicher als Ende Januar hier auf dem Archivbild in Recklinghausen. © Marcel Kusch/dpa

Die Empfehlung von Ines von Hollen, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst, ist eindeutig: „Wer kann, bleibt am besten zuhause.“ Der Tipp gilt ab Samstagabend und reicht bis weit in den Montag hinein. Draußen erwartet die Menschen dann Winterwetter von der ungemütlichsten Art: Eisregen, heftiger Schneefall und dabei empfindlicher Ostwind. „Unwetter“, fasst von Hollen zusammen: und das auf der höchsten Alarmstufe. Dabei geht es um mehr als nur um rutschige Fahrbahnen.

Von Süden nach Norden: Eisregen geht in Schnee über

In der Nacht zu Sonntag wird es Niederschlag geben, der von Süden aus über das Land wandert. Von welcher Art er sein wird, kann die Metrologin noch nicht genau sagen. Wahrscheinlich werde es in Lünen noch Eisregen sein, in Nordkirchen aber schon Schnee. Die Grenze sieht sie zwischen Ruhrgebiet und Münsterland. Fest steht: „In der Eifel wird es nur regnen“ und in Münster und Bielefeld wohl schneien. In Nordkirchen könne sie sich bereits in der Nacht mehr als 20 Zentimeter Schnee vorstellen.

Wo es schneien wird, bleibt der Schnee auch liegen. Von einer „weißen Pracht“ will die Mitarbeiterin des Deutschen Wetterdienstes aber nicht sprechen. Eine steife Ostbriese mit einer Windstärke von bis zu 8/9 lass alle, die sich hinauswagten, empfindlich frieren. Außerdem sorge sie für gefährliche Schneeverwehungen. Und unter dem Schnee sei es so wie da, wo er nicht fällt, sondern es Eis regnet: spiegelglatt.

Vereinzelt bis zu 40 Zentimeter Schnee

Bei Minustemperaturen von 3 und 4 Grad in der Nacht zu Sonntag werden Schnee und Eis auch liegen bleiben Tagsüber am Sonntag sagt Ines von Hollen für das an sich wärmere Ruhrgebiet Temperaturen von 0 und minus 2 Grad voraus - auf jeden Fall unterhalb des Gefrierpunkts. Im Laufe des Sonntags werden sich vermutlich die Kreise Coesfeld und Unna komplett weiß färben je weiter es nach Norden gehe, umso intensiver. Vereinzelt könnten im Münsterland bis zu 40 Zentimeter Schnee fallen. „Das alleine ist schon extremes Unwetter“, sagt von Hollen. Und dazu komme noch Eis-Gefahr - nicht nur unter den Sohlen und Reifen.

„Auch der Schienenverkehr ist dabei betroffen“, sagt von Hollens Kollege Frank Kahl von der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. Vereiste Weichen sind jedes Jahr im Winter ein Problem für die Bahn. Kahl und von Hollen gehen aber noch weiter.

Schneechaos mit umknickenden Strommasten möglich

Es bestehe auch Gefahr von Eisbruch: Bäume und Strommasten, die unter der Last des Eises brechen. „Das ist wirklich brisant“, sagt Kahl. Welche Kräfte da wirken können, hatten die Menschen im Westmünsterland Ende 2005 erfahren, als Strommasten wie Streichhölzer umknickten.

Ist die drohende Rückkehr des Winters ein Indiz dafür, dass die Temperaturen insgesamt wieder sinken? Das verneint Kahl. Die Temperatur im Januar sei in NRW mit 1,9 Grad etwas höher gewesen als der Mittelwert (1,1), die Im Dezember mit 4,6 Grad (Mittelwert 2,3) aber deutlich höher. „Und im Dezember war es viel zu trocken.“ Im Januar habe es zwar mehr geregnet als üblich „und das scheint sich gerade fortzusetzen“. Ob das aber Auswirkungen für die Gesamtbilanz habe, lasse sich noch nicht sagen.

Ines von Hollen wird als Metrologin am Sonntag selbst Dienst haben beim Wetterdienst und verfolgen können, ob und wie ihre eisigen Prognosen eintreffen. „Notfalls“, sagt sie, „werde ich da übernachten“. Denn bei der Wetterlage unterwegs zu sein, sei auf jeden Fall ein hohes Risiko. „Das sollte sich jeder zweimal überlegen.“