Zurzeit läuft die große Revision beim Trianel-Kraftwerk in Lünen.

Zurzeit läuft die große Revision beim Trianel-Kraftwerk in Lünen. © GUENTHER GOLDSTEIN

Trianel-Kraftwerk in Lünen steht still trotz der aktuellen Energiekrise

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Zum Schutz der Gasreserven sollen Kohlekraftwerke vorübergehend wieder ans Netz gehen. Das hat der Bundestag beschlossen. Das Lüner Trianel-Kraftwerk steht dagegen trotz der Krise still.

Lünen

, 09.07.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Kohlekraftwerk am Lüner Stummhafen in Lippholthausen ist eines der jüngsten Kohlekraftwerke in Deutschland. Im Dezember 2013 war das 750-Megawatt-Kraftwerk ans Netz gegangen: mit einer 1,4-Milliarden-Euro-Investition gilt es als die größte in der Lüner Stadtgeschichte. Durch den hohen Wirkungsgrad von 45,95 Prozent und Filteranlagen auf dem neusten Stand der Technik hat das Kraftwerk wesentlich geringere Emissionen als veraltete Anlagen. Dennoch ist es in diesem Sommer 2022 nicht am Netz. Dabei hat der Bundestag gerade erst (7. Juni) eine vorübergehende Mehrnutzung von Kohlekraftwerken zum Schutz der Gasreserven beschlossen. Was ist da los?

Seit Ende Mai ist Trianel-Kraftwerk vom Netz

Ingela Marré, Sprecherin der Trinael GmbH in Aachen, antwortet mit einem Wort: „Revision“. Um die Funktionsfähigkeit des Kohlekraftwerks Lünen zu gewährleisten, seien Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten in regelmäßigen Abständen nötig. Das geht nur, wenn der Betrieb stillsteht. Das Lüner Kraftwerk ist bereits seit Ende Mai vom Netz. „Seitdem werden sämtliche Bauteile und technischen Einrichtungen des Kraftwerks sorgfältig auf Verschleiß und Mängel überprüft und gegebenenfalls instand gesetzt.“ Die Pause fällt in diesem Jahr jedoch länger aus als üblich.

Auch dafür hat Ingela Marré eine einfache Erklärung: Nach einer Betriebszeit von neun Jahren - und das ist in diesem Jahr der Fall - seien zusätzliche Arbeiten vorgeschrieben: „Es wird eine zusätzliche turnusmäßige Druckprüfung am Kessel durchgeführt, eine sogenannte Festigkeitsprüfung. Dazu werden die Wasser- und die Dampfteile des Kessels mit dem 1,1-fachen Betriebsdruck mit Wasser abgedrückt.“ Das sei sehr zeitintensiv. Erstmals nach der Inbetriebnahme 2013 würden auch die Turbinenventile einer umfassenden Revision und Sanierung unterzogen.

400 Tonnen schweres Ersatzteil wird eingebaut

Seit Ende 2021 wartet ein Ersatzteil darauf, eingebaut zu werden: das Stator-Mittelteil des Generators - ein Kernbestandteil des Kraftwerksgenerators. Bei einer anderen routinemäßigen Revision vor zwei Jahren waren Schäden am Siemens-Generator festgestellt worden.

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Ein besonderer Schwertransport war nötig, damit das 400 Tonnen schwere Ersatzteils Ende Oktober zum Ort des Geschehens kam: von Siemens in Mülheim an der Ruhr per Schiff zum Stummhafen und von dort weiter mit Schwerlasttransporten über die Straße. Dafür waren neue Zuwegungen auf dem Kraftwerksgelände angelegt worden.

Am Generator des Trianel-Kraftwerks Lünen müssen Arbeiten stattfinden. Ersatz ist seit Ende 2021 vor Ort.

Am Generator des Trianel-Kraftwerks Lünen müssen Arbeiten stattfinden. Ersatz ist seit Ende 2021 vor Ort. © GUENTHER GOLDSTEIN

Um all diese Arbeiten zu erledigen, sind zurzeit bis zu 400 zusätzliche Mitarbeiter von Fremdfirmen aus Lünen und Umgebung im Kraftwerk beschäftigt. Wann genau die Arbeiten beendet werden können, steht laut der Trianel-Sprecherin derzeit noch nicht fest: „Wir gehen derzeit davon aus, dass das Kraftwerk im Laufe des Augusts wieder seinen Betrieb aufnehmen kann.“

Fernwärmeversorgung wird sichergestellt

Das Krankenhaus, das Rathaus und die Haushalte im Lüner Zentrum, die vom Kraftwerk mit Fernwärme versorgt werden, müssen sich bis dahin aber nicht mit kalten Duschen zufriedengeben. Die Fernwärmeversorgung der Stadt Lünen könne während dieser Zeit uneingeschränkt aufrechterhalten werden, sagt Marré: „Hierfür werden die Hilfskessel und sogenannte Hotmobile, also kleinere Heißwassererzeuger, eingesetzt.“

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Die am Donnerstag (7. Juni) vom Bundestag beschlossenen Gesetzesänderungen, um mehr Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung heranzuziehen, ist eine Reaktion auf die starke Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1. Für einen Übergangszeitraum sollen Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen, die gegenwärtig nur eingeschränkt verfügbar sind, vor der Stilllegung stehen oder sich in der Reserve befinden, um dafür Gas-Kraftwerke vom Netz nehmen zu können. Das Lüner Kohle-Kraftwerk ist von dieser Gesetzesänderung nicht unmittelbar betroffen, da es sich im regulären Betrieb befindet - wenn nicht gerade Revision ist.

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