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Notfallplan Gas: Trianel rechnet noch nicht mit späterem Kohleausstieg
Gasmarkt
Der Kohleausstieg ist bis Ende 2038 vorgesehen. Die neue Bundesregierung möchte ihn auf 2030 vorziehen. Der Ukraine-Krieg könnte diese Pläne zerschlagen. Das würde auch Trianel betreffen.
Die Trianel GmbH (Aachen) verfolgt mit Argusaugen das anhaltende Wirrwarr um russische Gaslieferungen nach Europa. Und das kommt nicht von ungefähr:
Die Stadtwerke-Kooperation betreibt neben dem Kohlekraftwerk in Lünen auch noch das Trianel-Gaskraftwerk Hamm und den Trianel-Gasspeicher Epe.
Eigenen Angaben zufolge, versorgen die 57 Trianel-Gesellschafter über sechs Millionen Menschen in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz mit Energie. Zu den Gesellschaftern gehört auch die Stadtwerke Lünen GmbH.
Notfallplan Gas
Auf die Frage unserer Redaktion, ob und wie sich ein russischer Gaslieferstopp auf das Unternehmen auswirken würde, erklärte eine Trianel-Sprecherin am Freitag (1. April), dass sich das „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen lässt“.
Sollte es tatsächlich zu einem Lieferstopp kommen, sagte die Sprecherin weiter, würde der Notfallplan Gas greifen und vertraglich geregelte Abschaltvereinbarungen mit der Industrie oder der Wechsel auf andere Energieträger die Nachfrage nach Erdgas drosseln:
„Die Branche steht hierzu im engen Austausch mit den Behörden. Wir beobachten die Lage genau.“
Wie berichtet, bereitet sich die Bundesregierung vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf eine erhebliche Verschlechterung der Gasversorgung vor. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte deswegen am Mittwoch (30. März) in Berlin die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen und erklärt, das diene der Vorsorge, die Versorgungssicherheit sei weiterhin gewährleistet.

Das Archivbild zeigt die überirdischen technischen Anlagen des Trianel-Erdgasspeichers in Gronau-Epe. © Trianel (A)
Kritische Situation
Dazu erklärte die Trianel-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion:
„Die Frühwarnstufe basiert auf dem Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland. Es geht dabei um die vorsorgliche Überprüfung der Marktmechanismen, falls es zu einer kritischen Situation in der Gasversorgung kommen sollte. Es handelt sich also um eine sinnvolle Vorsorge-Maßnahme, wobei aktuell kein Versorgungsengpass vorliegt.“
Ungeachtet dessen hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck jüngst in einem Rundfunk-Interview erklärt, dass es kurzfristig sein könne, dass „wir vorsichtshalber, um vorbereitet zu sein für das Schlimmste, Kohlekraftwerke in der Reserve halten müssen, vielleicht sogar laufen lassen“.
Späterer Kohleausstieg
Dazu hieß es jetzt bei Trianel: „Zu den Plänen der Bundesregierung, den Kohleausstieg vorzuziehen beziehungsweise aufgrund des Ukraine-Kriegs nach hinten zu verlegen, gibt es derzeit noch nichts Konkretes. Hier kann höchstens spekuliert werden. Auf Grundlage des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes rechnen wir weiterhin mit einem Betriebsende des Trianel Kohlekraftwerks Lünen in den frühen 2030er Jahren.“
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
