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Tischlerei aus Lünen erlebte Corona-Hoch, dann folgte der Einbruch
Handwerk
Der Betrieb „Innenausbau Krause“ aus Lünen erlebte während Corona „eines der besten Jahre“. Dann meldete die Tischlerei Kurzarbeit an. Die Handwerkskammer Dortmund fasst die Zahlen zusammen.
Als im März 2020 die Corona-Pandemie Deutschland mit voller Wucht traf, wuchs die Verunsicherung in der Gesellschaft. Durch den Lockdown mussten Schulen, Geschäfte und auch Gastronomie-Betriebe schließen. Für das Unternehmen von Heinz-Werner Krause begann jedoch „eines der besten Jahre“, wie der Inhaber sagt.
Die Tischlerei sei auf den Innenausbau von Gastronomien spezialisiert. Das spielte Krause und seinen Mitarbeitern während des Lockdowns in die Karten. „Viele Restaurants und Gaststätten haben die Zeit während des ersten Lockdowns genutzt, um zu renovieren“, erklärt der Tischlermeister bei der Konjunktur-Pressekonferenz der Handwerkskammer Dortmund. Er ergänzt: „Unsere Auftragsbücher waren zu diesem Zeitpunkt voll.“

Tischlermeister Heinz-Werner Krause hat sich mit seinem Betrieb auf den Innenausbau von Gaststätten spezialisiert. © privat
Dementsprechend gut sei der Betrieb durch die Pandemie gekommen. Das Hoch hielt bis zum Herbst an und flaute im November ab. Von da an schlitterte der Lüner Handwerksbetrieb in eine kurze Krise. „Anfang 2021 mussten wir für etwa zwei Monate Kurzarbeit anmelden“, gesteht er.
Gesunken ist während der Pandemie die Stimmung der Handwerksbetriebe, wie die Handwerkskammer Dortmund mitteilt. So sehen im Frühjahr 2021 nur 39 Prozent der befragten Unternehmen der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen ihre Geschäftslage als „gut“ an. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 53 Prozent.
Eine ähnliche Tendenz lässt sich bei der Auftragslage beobachten. Gaben im Frühjahr 2020 nur 19 Prozent der Betriebe an, dass ihre Auftragslage gesunken ist, sind es derzeit 49 Prozent, die weniger Aufträge bekommen. Bei 53 Prozent der Handwerksunternehmen ist der Umsatz im Frühjahr 2021 gesunken. Ein Jahr zuvor war dies nur bei 18 Prozent der Fall.
„Grundsätzlich ist das Baugewerbe besser durch die Pandemie gekommen als die Personenbezogenen Dienstleistungen. Im Gegensatz zu Frisören konnte beispielsweise auf dem Bau weitergearbeitet werden,“ sagt Kammer-Präsident Berthold Schröder. Dementsprechend unterschiedlich bewerten die einzelnen Gewerbegruppen ihre Situation.
Bei den Personenbezogenen Dienstleistungen gaben nur 48 Prozent der Betriebe in der Handwerkskammer Dortmund an, mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden zu sein. Die Unternehmen blicken allerdings positiv in die Zukunft. Derzeit glauben 27 Prozent der Betriebe in der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen, dass sich der Umsatz des Handwerks verbessern wird. Im Herbst 2020 glaubten nur 23 Prozent daran.
Baugewerbe steht vor neuer Herausforderung
Dem Baugewerbe steht neben der Pandemie eine neue Herausforderung bevor. „In fast allen Gewerben besteht Materialknappheit und eine damit verbundene Preiserhörung“, sagt Schröder. Daher würden viele Betriebe auf diesem Gebiet fürchten, Kurzarbeit anmelden zu müssen. Dies zeige sich aber noch nicht in den Umfragewerten, die die Handwerkskammer erhoben hat.
Die Tischlerei von Heinz-Werner-Krause kämpft ebenfalls mit langen Lieferzeiten von Materialien. „Zur Zeit sind die Auftragsbücher wieder gut gefüllt, aber wir können wegen der fehlenden Baustoffe keine kurzfristigen Aufträge mehr entgegennehmen“, erklärt der Tischlermeister.
Generell führe die Materialknappheit dazu, dass Unternehmen auch keine verbindlichen Preisangaben mehr machen könnten. Die Betriebe müssten mit Preisgleitklauseln arbeiten, führt Kammer-Präsident Schröder aus. „Kurzfristige Preissprünge von 30 bis 40 Prozent sind möglich - beispielsweise für Holz. Diese gestiegenen Einkaufspreise muss das Handwerk weitergeben“, meint er. Daher sei es fair, den Kunden den Einkaufspreis für das Material offen zu legen.
Nachwuchssuche gestaltet sich schwierig
Für zusätzliche Probleme sorgt die Schwierigkeit, neuen Nachwuchs für Handwerksberufe zu gewinnen. „Bislang haben wir einen neuen Auszubildenden eingestellt, wir suchen allerdings noch einen zweiten“, schildert Krause. Früher habe er 25 bis 30 Bewerbungen auf seinem Schreibtisch gehabt - nur fünf waren es für das neue Ausbildungsjahr. „Das mag auch daran liegen, dass beispielsweise keine Praktika möglich waren“, vermutet der Inhaber der Tischlerei.
Es kommen also wenige Bewerber auf viele freie Stellen. „Aktuell haben wir über 1000 freie Lehrstellen. Die Betriebe suchen händeringend“, sagt Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Dortmund. Die Gründe für die schleppende Nachwuchssuche sind vielfältig.
„Zu den ausgefallenen Messen und Praktika kommt hinzu, dass es weniger Schulabgänger gibt - alleine in Dortmund fehlen 600 potenzielle Auszubildende“, so Mouelhi-Ort. Diese Beobachtung hat auch Krause gemacht. „Vier der fünf Bewerber kamen nicht aus der Schule, sondern haben ein Studium abgebrochen“, meint er.
Die Ausbildungsbereitschaft sei trotz der angespannten Lage im Handwerk weiterhin hoch. Etwa 65 Prozent der Unternehmen bilden aus, heißt es. Dabei bedeutet eine Ausbildung eine hohe Investition. Etwa 5600 Euro im Jahr koste eine Ausbildung für eine Person. Trotzdem betont Krause, dass Auszubildende für seinen Betrieb sehr wichtig sind - besonders für die Zukunft des Betriebes, in die Krause mit gemischten Gefühlen blickt.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.