Peinliche Pannen am Preußen-Bahnhof Lünen
Chronik der Planungsfehler
Am Bahnhof Preußen im Lüner Stadtteil Horstmar haben im November 2013 erste Bauarbeiten begonnen. Jetzt sieht es so aus, als könnte dieser Zustand noch bis 2016 andauern - peinliche Pannen bei der Planung sind der Hintergrund: Erst wurden Gebäude vergessen, jetzt stimmt die Höhe des Bahnsteigs nicht.

106 Stufen führen die Pendler zu Gleis 3. Die Fußgängertreppe ist für viele Pendler ein Ärgernis, für Ältere sogar ein ernsthaftes Hindernis. Da bei den Planungen erneut eine Plannungspanne passiert ist, ist ein Ende der Arbeiten noch nicht in Sicht.
- Seit November 2013 wird der Bahnhof Preußen modernisiert. Doch immer wieder gibt es Verzögerungen.
- Erst hatten die Planer einen Personentunnel und eine Treppe nicht auf dem Schirm.
- Jetzt stimmen zwischen den Gleisen und einem neugebauten Bahnsteig Abstand und Höhenunterschied nicht.
- Vielleicht müssen sogar die Gleise neu verlegt werden.
- Zudem sorgt eine nicht barrierefreie Treppe mit 106 Stufen für Unmut - besonders bei älteren Fahrgästen.
- Im Juli soll ein neuer Zeitplan vorliegen. Es ist nicht klar, ob der Bahnhof noch in diesem Jahr fertig wird.
Der Bahnhof Preußen soll saniert und modernisiert werden. Das heißt: neue Treppen, ein Aufzug, ein neuer Wetterschutz, ein Blindenleitsystem und damit auch komplett neue Bahnsteige. Doch die Arbeiten verzögerten sich. Zunächst sollten sie im Januar 2015 abgeschlossen sein, dann im dritten Quartal dieses Jahres - jetzt muss erst ein neues Konzept her.
Hintergrund sind zwei peinliche Pannen bei den Planungen:
Im März hatte sich herausgestellt, dass die Bahn "während der laufenden Arbeiten im nicht einsehbaren Bereich andere im Erdreich liegende Fundamentierungen vorgefunden" habe. Bedeutet: Die Planer hatten einen Personentunnel und eine Treppe nicht auf dem Schirm. Die Folge: Zeitverzögerung um mindestens ein halbes Jahr und Kostensteigerung um 600.000 Euro.
Jetzt der nächste Lapsus: „Die Bahnsteigkanten des neuen Mittelbahnsteiges haben Abweichungen zur Soll-Gleislage“, heißt es in einer Erklärung der Bahn. Bedeutet: Zwischen den Gleisen und einem neugebauten Bahnsteig stimmen offenbar Abstand und Höhenunterschied nicht. Es handle sich um einen Fehler bei den Vermessungsarbeiten des beauftragten Planungsbüros, wie ein Bahnsprecher auf Anfrage mitteilte. Ob es sich bei der Abweichung um einige Zentimeter oder einen größeren Messfehler handelt, konnte die Bahn nicht mitteilen.
Muss der neue Bahnsteig Preußen zurückgebaut werden?
Und wie geht es jetzt weiter?
Sicher ist: Dieser Fehler verlängert die Modernisierungsarbeiten. Wie eine Bahnsprecherin am Montag mitteilte, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder muss der Bahnsteig neu an das Gleis angepasst werden - oder andersherum. Am wahrscheinlichsten sei derzeit, die Gleise neu zu verlegen.
„Unsere Fachleute arbeiten mit Hochdruck an der neuen Planung“, erklärte die Sprecherin. Ein genaues Konzept werde Mitte Juli vorliegen. Dann erst könne eine zuverlässige Prognose für das Ende der Umbauarbeiten gemacht werden. Ob sie noch in diesem Jahr beendet werden können „Darüber kann man nur spekulieren“, sagte die Bahnsprecherin am Montag.
Verzögerung nicht das einzige Ärgernis
Doch nicht nur die ständigen Verzögerungen ärgern die Fahrgäste: Zu dem Behilfsbahnsteig führt eine hohe Stahlbrücke. Sie wurde zwar extra für die Umbauphase gebaut, dennoch sorgt sie bei einigen Pendlern für schlechte Stimmung. Viele ältere Fahrgäste sehen die Brücke als Hindernis. Über 106 Stufen müssen die Fahrgäste zum Übergangsgleis, 53 nach oben und 53 auf der anderen Seite wieder herunter. Die Fußgängerbrücke scheint zur Dauerlösung geworden zu sein, dabei ist sie alles andere als barrierefrei.
Kurios: Die Bahn hat einen Mitarbeiter am Bahnhof im Einsatz, der eigentlich dafür sorgen soll, dass sich niemand in dem verengten Bereich neben der Baustelle aufhält. Aber immer häufiger hilft er älteren Pendlern beim Überqueren der Brücke.
Insgesamt 3,4 Millionen Euro Kosten - bislang
Für den Lüner SPD-Landtagsabgeordneten Rainer Schmeltzer ist der Unmut extrem groß. „Die Brücke ist ein Hindernis und die Geduld der Leute ist am Ende“, sagte Schmeltzer.
Die Modernisierung des Bahnhofs kostet die Deutsche Bahn insgesamt 3,4 Millionen Euro. Ursprünglich waren 2,8 Millionen Euro geplant.
Die Arbeiten ziehen sich seit anderthalb Jahren hin.
November 2013 bis Januar 2014: Bau des Behelfsbahnsteigs und der Fußgängerbrücke.
Juni 2014: Behelfsbahnsteig und Fußgängerbrücke werden in Betrieb genommen.
Juli 2014: An Gleis 2 beginnen die Modernisierungsarbeiten.
Ende 2014: Gleis 2 ist fertiggestellt, die Bauarbeiten werden an Gleis 1 fortgesetzt.
März 2015: Weil in den Unterlagen der Bahn nicht alle bestehenden Baukonstruktionen angegeben waren, kommt es zu Verzögerungen.
April 2015: Wegen des Vermessungsfehlers eines externen Planungsbüros müssen die Bauarbeiten unterbrochen werden.
Juli 2015: Ein neues Konzept soll Klarheit für das weitere Vorgehen schaffen.