Die 80-jährige Lünerin fiel auf eine Variante des Enkeltricks herein. Zum Schluss hatte sie aber noch Glück im Unglück.

© Montage Leonie Sauerland

Lünerin (80) fiel auf Enkeltrick rein: „Ich war tagelang wie gelähmt“

rnBetrug per SMS

Weil sie glaubte, dass ihr Sohn Hilfe braucht, fiel eine Lüner Seniorin auf Betrüger rein, die sie per SMS um über 1400 Euro brachten. Die 80-Jährige hatte jedoch am Ende Glück im Unglück.

Lünen, Alstedde

, 24.03.2022, 14:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eigentlich schaltet Martha Berger (Name geändert) abends gegen 20 Uhr ihr Handy immer ab: „Wer mich danach erreichen will, soll auf dem Festnetz anrufen.“ Am Donnerstagabend (17.3.) hatte sie aber vergessen, das Handy auszumachen. Plötzlich merkte die 80-Jährige, die weder mit ihren Namen noch mit einem Foto im Artikel stehen möchte, dass sie eine Nachricht bekommen hat. Die SMS schien von ihrem Sohn zu kommen. „Hallo Mama, kannst du mir nicht helfen, ich hab mein Handy verloren“ hieß es da in der Nachricht. Er habe nun ein temporäres Handy und mit dem forderte er sie auf, ihm sofort Geld zu überweisen.

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„Ich hab wirklich gedacht, es wäre mein Sohn, hab nicht geahnt, dass da jemand ganz anderer dahinter steckt“, so Martha Berger. Deshalb fragte sie auch nicht über Festnetz bei Sohn oder Schwiegertochter nach, sondern glaubte, was sie da im Handy las. „Ich schöpfte keinen Verdacht, auch als er mich darum bat, noch heute Abend etwas zu aktivieren.“ Was das sollte, verstand die Seniorin nicht, sie schlug per SMS vor, dass sie gleich am Freitagmorgen das geforderte Geld überweisen wolle. Darauf ließ sich der vermeintliche Sohn ein.

Weil die Sparkassen-Filiale in Alstedde nur dienstags und mittwochs geöffnet hatte, erledigte Martha Berger die Überweisung von 1450 Euro am Freitagmorgen online und teilte das dem vermeintlichen Sohn per SMS mit. „Dann hat er mich gebeten, ein Foto der Überweisung zu schicken. Ich hab das auch gemacht, mich aber dann doch gewundert und dachte, so etwas hätte mein Sohn nie verlangt.“ Weil die Alstedderin misstrauisch wurde, ließ sie vorsichtshalber Kredit- und EC-Karte sperren.

Auch mit Telefonaten versuchen die Betrüger, vor allem Senioren um ihr Erspartes oder um Schmuck zu bringen. Die Polizei rät: Übergeben Sie niemals wildfremden Leuten Geld oder Wertgegenstände.

Auch mit Telefonaten versuchen die Betrüger, vor allem Senioren um ihr Erspartes oder um Schmuck zu bringen. Die Polizei rät: Übergeben Sie niemals wildfremden Leuten Geld oder Wertgegenstände. © picture alliance/dpa

Am Freitagabend war sie mit ihrem Lebensgefährten unterwegs, traf Bekannte und kam mit einer Dame ins Gespräch. „Als ich ihr erzählte, was mir da passiert ist, war sie erschrocken und meinte, hoffentlich sei ich nicht auf Verbrecher reingefallen.“

Sohn wusste nichts

Wieder zu Hause rief Martha Berger ihren Sohn an und fragte ihn, ob er das Geld bekommen habe. Der Sohn wusste nicht, was seine Mutter da wollte, fragte nach, von welchem Geld sie denn rede. Da war der 80-Jährigen klar, dass sie tatsächlich auf Betrüger hereingefallen ist. „Ich hab sofort die Leiterin der Sparkasse Alstedde angerufen, mich entschuldigt, weil es schon abends war.“ Die Filialleiterin riet ihr, sofort am Montag zur Hauptstelle zu fahren.

Seit Donnerstagabend stand die Seniorin aus Alstedde unter Schock. „Ich war wie gelähmt.“ Und das über das komplette Wochenende. Am Montagmorgen stand sie um 8.30 Uhr vor der Tür der Sparkassen-Hauptstelle. Und dort überbrachte ein Mitarbeiter ihr richtig gute Nachrichten: „Er sagte, eine Berliner Bank habe die ganzen 1450 Euro wieder auf mein Konto überwiesen.“ Natürlich war Martha Becker erleichtert und beschloss, dass sie einen Teil des Geldes an eine caritative Einrichtung für Kinder überweisen wird: „Das mache ich sowieso regelmäßig, jetzt wird es etwas mehr.“ Weil sie so froh ist, dass alles doch noch gut ausgegangen ist. Aber erst am Montagabend löste sich die Schockstarre.

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Vorsichtshalber wandte sie sich dann doch an die Polizei und erstattete Anzeige. „Die Kommissarin war auch sehr freundlich. Aber dann sagte sie, ich würde in drei Monaten einen Brief bekommen mit der Mitteilung, das Verfahren sei eingestellt.“ Darüber ärgerte sich Martha Berger sehr: „Und es hat mir auch jegliche Hoffnung genommen, dass die Halunken gefasst werden.“

Anzeige ist wichtig

Auch wenn es schwierig für die Polizei ist, die Betrüger zu ermitteln, weil die meistens aus dem Ausland agieren, bittet Nina Kupferschmidt, Sprecherin der Polizei Dortmund, alle Opfer solcher Taten, sich bei der Polizei zu melden. „Es ist wichtig, dass so eine Tat angezeigt wird. Nur wenn wir von den Fällen wissen und auch merken, dass sich solche Fälle häufen, können wir Warnmeldungen herausgeben und uns auch um Prävention kümmern.“

Auch mit Anrufen von angeblichen Polizisten versuchen Betrügerbanden, Senioren ums Ersparte zu bringen. Gesundes Misstrauen ist der wichtigste Rat der Polizei.

Auch mit Anrufen von angeblichen Polizisten versuchen Betrügerbanden, Senioren ums Ersparte zu bringen. Gesundes Misstrauen ist der wichtigste Rat der Polizei. © picture alliance/dpa

Und es gebe durchaus auch Fahndungserfolge. So erwischte die Polizei erst kürzlich zwei so genannte „Abholer“ auf frischer Tat in Lünen. Ein anderer „Abholer“ stand vor kurzem vor Gericht. „Vieles ist dennoch leider nicht rückverfolgbar, gerade bei den Betrügereien am Telefon oder Handy, die Betrüger arbeiten mit der modernsten Technik“, so die Pressesprecherin der Polizei. In Fällen wie dem von Martha Berger brauchte es nicht mal einen „Abholer“, denn die Täter ließen ihr Opfer das Geld überweisen.

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Wenn die Polizei von den Taten weiß, könne man sich, so Nina Kupferschmidt, auch um die Opfer kümmern - im Sinne des Opferschutzes. Oft stürzen Senioren, wenn sie auf die Betrüger hereingefallen sind, in ein tiefes Loch. Mitarbeiter des Präventionskommissariats halten Kontakt und sprechen mit den Opfern. Sie können Hilfsbedarf feststellen und Angebote vermitteln.

Der wichtigste Rat, den Nina Kupferschmidt gibt, damit die Täter keinen Erfolg haben, ist „man sollte misstrauisch sein, wenn am Telefon oder Handy direkt oder per SMS ein angeblich nahestehender Mensch Geld verlangt. Das ist normalerweise einfach nicht üblich.“ Am besten sei es, den angeblichen Anrufer übers Festnetz zurückzurufen und nachzufragen. „Die Täter probieren ihre Masche lange aus und üben auf die Opfer extremen Druck aus.“

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Inzwischen hat Martha Bergers Schwiegertochter ihr Infos über die verschiedenen Enkeltricks geschickt. „Die schaue ich mir genau an und hebe sie auch auf.“ Damit sie nicht noch mal Opfer von Betrügern wird.

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