
© Matthias Stachelhaus
Lüner Reisebüros: Freude über Aufschwung durch Ukraine-Krieg getrübt
Kunden zögern
Die Corona-Zahlen sinken, die Reiselust wächst. Für die Osterferien gab es schon wieder Buchungen in Lüner Reisebüros. Doch nun zögern Reisewillige - wegen des Kriegs in der Ukraine.
Michael Sulwessak hat sich bewusst für eine Ausbildung zum Reiseverkehrs-Kaufmann entschieden. Er wollte anderen Menschen gerne dabei helfen, die schönste Zeit des Jahres, den Urlaub, nach ihren Wünschen zu verbringen. Bereut hat der Mitarbeiter des Reisebüros „Megalastminute 24“ an der Cappenberger Straße in Lünen seine Berufswahl nicht. „Langweilig wird es nie“, meint Sulwessak mit einer Portion Galgenhumor.
Derzeit habe man in der Reisebranche irgendwie nie die Möglichkeit, mal durchzuatmen. Erst stoppte die Corona-Pandemie bei vielen Menschen die Reiselust oder verhinderte, Traumziele anzusteuern. „Jetzt gab es einen kleinen Aufschwung, aber aufgrund der aktuellen Ereignisse ist es wieder ruhiger geworden“, so Sulwessak. Mit „aktuelle Ereignisse“ meint er den Krieg in der Ukraine. „Die meisten Buchungen für die Osterferien sind schon getätigt, die trifft das nicht. Aber für Sommer und Herbst sind Kunden schon etwas verunsichert, da haben wir schon Anfragen bekommen aufgrund des Krieges.“
Eine Kundin meldete sich und war froh, schon 2021 für eine Ostsee-Kreuzfahrt an Bord gegangen zu sein - mit St. Petersburg als Ziel. „Wir nehmen an, dass viele Reedereien keine Ziele in Russland mehr anfahren und die Reisen umrouten werden.“
Hatten uns gerade über Grenzöffnungen gefreut
Es habe, so Sulwessak, in seinem Berufsleben immer schon Schwierigkeiten von außen gegeben - von der Insolvenz eines Reiseveranstalters, Terroranschlägen, Wirbelstürmen zu ungewöhnlichen Zeiten über Vulkanausbrüche und Airline-Pleite bis nun zur Pandemie. „Und als wir uns gerade gefreut haben, dass die USA, Kanada und Australien ihre Grenzen wieder für Touristen öffnen, beginnt Russland einen Krieg gegen die Ukraine.“
Für die Osterferien haben sich viele Kunden für Ziele in Griechenland, der Türkei und auf den Kanaren entschieden. Sulwessak: „Aber auch Kreuzfahrten sind wieder gefragt, das funktioniert mit dem Impfschutz auch ganz gut.“
Dass die Kunden wieder buchen, bestätigt auch Andre Walbaum vom Reisebüro Walbaum & Akgül an der Bebelstraße. „Ob die Kunden dann wirklich reisen werden, steht auf einem anderen Blatt, da muss man die Lage abwarten.“ Die meisten Kunden buchen die Flex-Option mit, bei der man - je nach Veranstalter - bis zu sieben Tage vor Abreise stornieren oder umbuchen kann. „So hat man Planungssicherheit.“ Die Osterferien wollen Familien gerne auf den Kanaren, in Ägypten oder auch auf den Kapverden verbringen, die seien ein neuer Renner bei den Kunden.
Auch Joachim Horn vom gleichnamigen Reisebüro an der Graf-Adolf-Straße stellt für die Osterferien eine gute Nachfrage fest: „Sie liegt allerdings noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau und es sind auch noch Plätze frei, sowohl bei Flug- oder Busreisen, bei Ferienwohnungen oder Kreuzfahrten.“ Verschiedene Reiseveranstalter hätten auch Kapazitäten nachgebucht.

Reisebüro-Chef Joachim Horn: Auch Dubai ist derzeit bei den Kunden ein beliebtes Ziel für die Osterferien. © Beate Rottgardt (Archiv)
Gefragt seien vor allem Sonnenziele: „Die Kanaren, Mallorca und wer es aktiv mag, gerne auch Madeira. Aber auch Dubai wird gebucht und Ägypten wegen der Garantie auf Sonne und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis spielt bei vielen Kunden eine Rolle.“
Flex-Option oder Rücktrittsversicherung
Manche Kunden fragten auch nach der Flex-Option, „aber die meisten wollen einfach Urlaub machen, sichern sich aber ab, falls sie krank werden, dann aber mit der normalen Reiserücktrittsversicherung.“
Aktuell keine Bedenken wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs hätten bislang Kunden des RTS-Reisebüros an der Bäckerstraße geäußert, so Reiseverkehrs-Kauffrau Romina Schink. „Viele Kunden haben auch von 2021 auf 2022 umgebucht. Aber es gibt noch freie Plätze auch für die Osterferien.“ Gefragt seien auch hier die Kanaren, Griechenland, Ägypten und die Türkei.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
