
© Beate Rottgardt
Lüner Filmfan hört bei „vollen Kinosälen“ auf sein Bauchgefühl
Kinofest Lünen
Die Vorfreude aufs Kinofest nach einem Jahr Zwangspause ist bei Filmfan Björn Schreiter groß. Auch wenn er nicht weiß, ob er sich auf volle Kinosäle wirklich einlassen will.
Zehn Tickets hat Björn Schreiter in seinem Handy. Der Lüner Architekt ist seit vielen Jahren großer Kinofest-Fan und freut sich auch in diesem Jahr darauf, in der Cineworld spannende Filme zu sehen und mit anderen Zuschauern und den Gästen aus der Branche zu diskutieren. Zwischen 23. und 27. November ist er oft im Lüner Kino zu Gast.
Weltweit keine Infektionen in Kinos bekannt
„Ich habe wieder viele Filme gefunden, die ich gerne sehen möchte.“ Nach einigen Jahren hat er sich auch wieder für den Kurzfilm-Wettbewerb eine Karte im Internet bestellt. Obwohl er noch nicht genau weiß, ob er sich auf das Abenteuer „volles Kino“ einlassen wird. Bislang, so die beiden Cineworld-Betreiber und Festival-Veranstalter Lutz Nennmann und Meinolf Thies, seien keine Infektionen in Kinos weltweit bekannt. Zudem würden alle Vorgaben eingehalten und strengstens überprüft, so Nennmann.
„Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, in einem vollen Kinosaal zu sitzen“, sagt Björn Schreiter. Er wird auf sein Bauchgefühl hören, abwarten, wie es sich für ihn anfühlt, wenn eine Vorstellung, die er sich ausgesucht hat, ausverkauft ist. „Ich trage ja auch Verantwortung für meine Familie und auch meine Mitarbeiter.“

Vom 23. bis 27. November verwandelt sich die Cineworld wieder ins Festivalkino fürs Lüner Kinofest. © Günter Blaszczyk (Archiv)
Trotzdem freut er sich sehr auf das 31. Lüner Kinofest. Einige der zehn Filme, die er sich ausgesucht hat, sieht er sich zusammen mit seinem Studienfreund Knut an, der wieder mal fürs Festival aus Münster nach Lünen kommt und einige Tage bei Familie Schreiter zu Besuch sein wird. Schreiters Frau Bianca hat sich zwei Filme ausgesucht. Den Familienfilm „Träume sind wie wilde Tiger“ besucht sie mit ihrem Mann, den Film „Nö“ mit dessen Studienfreund.
„Ich hab im Programm viel gefunden, das mir gefallen hat“, gibt es ein Lob des begeisterten Kinofest-Besuchers für die Auswahl der neuen künstlerischen Leiterin Sonja Hofmann. Diesmal hat sich Schreiter keine Trailer angeschaut, bevor er sich sein persönliches Kinofest-Programm zusammengestellt hat. „Ich hab die Filme nur anhand der Beschreibung im Programm oder der Titel ausgesucht.“
Treffen im Cineworld-Foyer
Für ihn ist das Kinofest ein persönliches Jahresevent, auch weil es dann ein gemeinsames Kino-Erlebnis mit dem Studienfreund gibt. „Diesmal haben wir relativ viele Filme, die wir gemeinsam schauen. Aber auch Titel, die nur einer sehen will, da treffen wir uns dann zwischendurch im Cineworld-Foyer.“
Als das geplant Kino-Film-Fest 2020 wegen des Lockdowns doch abgesagt werden musste, war dies für Schreiter schon traurig: „Das Kinofest gehört für mich zum Jahresablauf, so wie Ende Oktober das Naturfoto-Festival. Normalerweise bringe ich da beim Fotomarkt immer meine Kamera zum Reinigen hin.“ 2020 fanden beide Veranstaltungen nicht statt: „Da hat was gefehlt.“
Im Sommer 2020 wurde Schreiter Mitglied des neu gegründeten Lüner Filmclubs, aber auch der konnte lange nicht mit Filmvorführungen in der Cineworld an den Start gehen. Da kam der Lockdown dazwischen.
Wie das 31. Kinofest vom 23. bis 27. November wird, dafür hat Schreiter „noch kein richtiges Gespür“. Doch er hofft trotz der wichtigen Corona-Regeln „ein bisschen auf Atmosphäre“. Er will sich auch den Eröffnungsfilm „Hannes“ ansehen. „In den letzten Jahren bin ich immer erst sehr spät zu der Eröffnung gekommen, weil ich es als stressig empfand, wenn es immer so voll und eng im Foyer war.“
Spaß begann später
Für ihn begann der Spaß am Festival immer erst, wenn der Film eine knappe Stunde vorbei war und sich das Foyer leerte. „Wenn man keine Angst mehr haben musste, das einem jemand Currywurst-Sauce auf die Jacke kleckert und niemand einem den Ellenbogen in den Rücken stößt, dann war es nett und man konnte mit den Leuten in Ruhe über den Film reden.“
An den anderen Festivaltagen genoss der Lüner immer die besondere Atmosphäre zwischen den Filmen, wenn er die Zeit im oberen Foyer für Gespräche mit anderen Filmfans aus der Region nutzte und mehr über ihre Eindrücke von den Filmen erfuhr. „Man sieht viele Leute immer wieder beim Kinofest.“ Die erste Gelegenheit, sich auszutauschen, gab es in diesem Jahr nicht - wegen der Corona-Regelungen.
In früheren Jahren startete der Vorverkauf zeitgleich online und an den Kinokassen. Dieses Jahr gab es fünf Tage lang die Tickets nur online. „Ein bisschen hat mir das traditionelle Schlangestehen vor dem Kino beim Vorverkaufsstart gefehlt, da trifft man normalerweise die bekannten Festivalgänger das erste Mal.“
Ticketverkauf im Internet
Mit dem Ticketkauf im Internet war der technikbegeisterte Architekt aber sehr zufrieden. „Das funktionierte ziemlich schwellenarm, für mich ist das ein großer Fortschritt, dass ich die Tickets jetzt im Handy habe. Auch wenn es natürlich nett ist, die Karten in der Hand zu halten.“
Ein Lob gibt es von ihm an die Organisatoren um Sonja Hofmann und Theaterleiter Max Biela: „Die Außenwirkung des Programms und der Vorverkauf fühlen sich für mich gut organisiert an. Von außen betrachtet macht das alles einen guten Eindruck.“
Er hat sich auch eine Karte für den Abschluss mit der Preisverleihung und der Stefan-Zweig-Verfilmung „Schachnovelle“ am 27.11. um 14 Uhr gekauft. „Für mich ist es ein echter Vorteil, seitdem der Abschluss auf den Samstag vorverlegt wurde. „Am Sonntag wusste man ja schon, dass man montags wieder arbeiten muss und hatte da nicht groß Zeit, den ganzen Abend im Kino oder Theater beim Abschluss zu verbringen.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
