Lena (l.) und Christian Schneider kümmern sich weiter um Oksana (2.v.l.) und ihre Tochter Viktoria, die aus Kiew geflüchtet sind. Auch wenn Mutter und Tochter mittlerweile eine eigene Wohnung haben.

Lena (l.) und Christian Schneider kümmern sich weiter um Oksana (2.v.l.) und ihre Tochter Viktoria, die aus Kiew geflüchtet sind. Auch wenn Mutter und Tochter mittlerweile eine eigene Wohnung haben. © Günther Goldstein

Lüner Familie: Kontakt zu ukrainischen Gästen ist weiter intensiv

rnDerzeit sind sie auf Heimatbesuch

Derzeit sind die Gedanken von Lena Schneider oft in der Ukraine. Denn dort sind Oksana und Viktoria auf Heimaturlaub. Sechs Wochen waren Mutter und Tochter bei der Lüner Familie zu Gast.

Lünen

, 13.07.2022, 15:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Lange haben Oksana (37) und Viktoria (13), Mutter und Tochter aus Kiew, überlegt, ob sie in den Sommerferien für drei Wochen in ihre ukrainische Heimat fahren sollen. „Sie haben auch uns gefragt, aber was sollten wir sagen, außer, dass ich es nicht machen würde“, so Lena Schneider. Die Lünerin hat Oksana und Viktoria zusammen mit ihrer Familie in ihrem Haus aufgenommen, als die beiden Ukrainerinnen wegen des russischen Krieges aus ihrer Heimat fliehen mussten. Derzeit sind Mutter und Tochter noch in Kiew. Lena Schneider hofft, dass sie in der vierten Ferienwoche gesund und sicher wieder nach Lünen kommen.

Besuch in Kiew

Dank eines günstigen Flugtickets ging es zunächst von Dortmund nach Krakow in Polen und dann mit dem Bus in die Ukraine. Der hatte dann jedoch eine Panne und sie mussten viereinhalb Stunden auf einen Ersatzbus warten. Zuerst waren sie bei Oksanas Mutter, die gut zwei Stunden von Kiew entfernt lebt. „Da haben wir Fotos aus dem Garten bekommen.“ Dann trauten sich Mutter und Tochter schließlich doch, in ihre Heimatstadt Kiew zu reisen, auch wenn dort der Krieg natürlich zu spüren ist.

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Zwischendurch bekommt Lena Schneider immer wieder Nachrichten aufs Handy, in denen sich Oksana für die Gastfreundschaft und Hilfe der Lüner Familie bedankt. Nach den Ferien wird Viktoria wieder die Geschwister-Scholl-Gesamtschule besuchen, kommt dann in die 8. Klasse, zusammen mit Justus, dem gleichaltrigen Sohn der Lüner Familie. Und Mutter Oksana, die in ihrer Heimat als Erzieherin gearbeitet hat, freut sich darauf, einen zertifizierten Sprachkurs zu beginnen. „Die Einstufung ihrer Sprachkenntnisse hat sie schon absolviert. Und vor den Ferien war sie schon drei Mal in der Woche im Schulzentrum Altlünen zu einem anderen Sprachkurs für ukrainische Frauen.“

Lena Schneider hält auch Kontakt zu Oksana und Viktoria, während Mutter und Tochter derzeit auf Heimaturlaub sind.

Lena Schneider hält auch Kontakt zu Oksana und Viktoria, während Mutter und Tochter derzeit auf Heimaturlaub sind. © Beate Rottgardt (Archiv)

Der zertifizierte Kurs ist wichtig, damit Oksana demnächst arbeiten kann. Das würde sie gerne tun. Sie hat in ihrer Heimat Sozialpädagogik und Lehramt für Grundschulen studiert und täglich von 8 bis 18 Uhr gearbeitet. „Sie vermisst nicht nur Familie und Freunde, sondern auch, zu arbeiten.“

Sechs Wochen lang haben Oksana und Viktoria bei Familie Schneider In der Geist gelebt. Dann konnten sie in ihre eigene Mietwohnung in der Nähe der Innenstadt ziehen. Der Kontakt zwischen den Schneiders und den beiden Ukrainerinnen ist nach wie vor intensiv. „Es war sogar einfacher, als sie noch bei uns wohnten. Wir können wegen der Sprachbarriere ja nicht einfach telefonieren, wenn etwas zu regeln ist. In der Zeit, in der sie bei uns wohnten, konnte ich einfach anklopfen und Bescheid sagen, so müssen wir Nachrichten hin und her schicken, mit Übersetzungsprogramm.“

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Eigentlich hatten sich Lena und Christian Schneider überlegt, nach Oksana und Viktoria weitere Geflüchtete aufzunehmen. Doch sie kümmern sich ja gerne weiter um die beiden und haben damit doch einiges zu tun. „Das haben wir vorher etwas unterschätzt.“ Bereut haben sie ihren Entschluss, Geflüchteten aus der Ukraine ein Zuhause auf Zeit zu geben, aber nie.

Eine ukrainische Flagge weht vor Gebäuden in Kiew. Derzeit sind Oksana und Viktoria in ihrer Heimatstadt zu Besuch.

Eine ukrainische Flagge weht vor Gebäuden in Kiew. Derzeit sind Oksana und Viktoria in ihrer Heimatstadt zu Besuch. © picture alliance/dpa/AP

Als Mutter und Tochter bei ihnen wohnten, waren sie auch immer beispielsweise zu Familienfeiern mit eingeladen oder auch zu anderen Festen, zu denen die Familie ging. So gab es natürlich an Ostern auch für Oksana und Viktoria Geschenke. „Da haben wir auch erfahren, dass es den Osterhasen oder Schoko-Eier in der Ukraine nicht gibt.“ Mit Oksana nimmt Lena Schneider seit Mai einmal in der Woche an einem Schnupperkurs des Lüner SV teil, die beiden lernen dort Tennisspielen.

Mit Rädern unterwegs

Lena Schneiders Vater hatte den beiden Ukrainerinnen zwei gut erhaltene Fahrräder zur Verfügung gestellt, damit sie problemlos in Lünen unterwegs sein können. Die Wohnung bekamen sie vom Bauverein vermietet, konnten Möbel vom Vorbesitzer abkaufen und bekamen auch vom Bauverein Kleiderschränke und Betten samt Bettdecken und -wäsche zur Verfügung gestellt.

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„Uns war es wichtig, dass sie eine Wohnung in der Nähe finden, um schnell zu uns kommen zu können. Deshalb haben wir auch schnell nach ihrem Einzug bei uns damit angefangen, die Behörden zu kontaktieren. Vielleicht haben wir die beiden ein bisschen entmündigt. Sie waren ja noch gar nicht richtig angekommen und konnten sich auch keine Gedanken machen, wie lange sie bleiben würden.“ Als sie im März in Lünen ankamen, ahnten sie sicher nicht, dass sie noch im Sommer und vermutlich darüber hinaus noch hier bleiben würden.

In der Pubertät

Der größte Teil der Kommunikation lief und läuft über Oksana. „Viktoria ist mit 13 in der Pubertät und auch eher zurückhaltend, dass sie oft alleine rumhängt, kennt sie wahrscheinlich nicht anders, weil ihre Mutter ja auch jeden Tag lange gearbeitet hat.“ Dennoch taut das Mädchen langsam auf. So war Viktoria in den Osterferien in der Stadt-Insel zusammen mit Lena Schneiders Kindern Justus und Klara. Und auch den 13. Geburtstag von Justus feierte sie mit.

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Dank Kontakten zu einem Lüner Schwimmverein bekamen Mutter und Tochter Badeanzüge und gespendete Eintrittskarten, konnten so mit Familie Schneider schon öfter ins Freibad gehen. „Aber sie werden auch immer selbstständiger, sind beispielsweise mit dem Zug einen Tag nach Köln gefahren, weil wir ihnen von der Stadt erzählt haben.“

Auch die Hausgemeinschaft der Mietwohnung habe die beiden herzlich aufgenommen und auch Hilfe angeboten. „Klara und ich waren auch schon bei ihnen zu Besuch.“ Nun hoffen alle, dass die beiden gesund zurückkommen.

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