Lutz Nennmann freut sich über viele prominente Gäste und begeistertes Publikum, das die schöne Atmosphäre lobt. Der Veranstalter des 32. Kinofests und Cinworld-Betreiber ist aber auch enttäuscht - der Kartenverkauf blieb deutlich hinter den Erwartungen von Nennmann und seinem langjährigen Kompagnon zurück. Knapp 4500 Tickets wurden für die fünf Tage Kinofest verkauft. Das sind zwar 1500 mehr als im vergangenen Jahr. Doch standen auch doppelt so viele Filme auf dem Programm und die komplette Cineworld mit allen sechs Sälen fürs Kinofest zur Verfügung.
„Das Feedback ist super. Organisation und Atmosphäre und das Gastronomiekonzept, vor allem auch unser Team waren super.“ Doch der Ticketverkauf sei, so Nennmann, „für so ein Festival mit dem Umfang an Tagen, Sälen und Filmen nicht genug.“ Nennmann vermutet, dass die Fußball-WM im Winter doch eine Rolle spielte, obwohl viele Leute sie angeblich boykottieren wollen. „Wir ignorieren die WM aus vielen Gründen, passen unsere Spielzeiten nicht an wie schon mal bei solchen Veranstaltungen im Sommer.“

Aus ihren anderen Kinos, die normales Programm zeigen, weiß er, dass die WM durchaus Auswirkungen hat, weniger Zuschauer kommen. „Mit Beginn der WM sind die Besucherzahlen eingebrochen.“ Man hätte aber nicht in den Dezember gehen können, da dann die Weihnachtsfilme ins Kino kommen und auch nicht früher im November, weil man dann mit anderen Festivals kollidiert wäre. Dazu kommen immer noch Corona und das veränderte Konsumverhalten angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation im Lande.
Die Zuschauer, die beim Kinofest waren, seien hoch zufrieden gewesen „und werden es hoffentlich weiter erzählen.“ Auch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns wünschte sich bei der Abschluss-Gala, dass es beim 33. Kinofest 2023 wieder volle Kinosäle gibt.

Höhepunkte für Nennmann waren, dass das überarbeitete Gastronomiekonzept mit neuem Catering-Partner ein gutes Echo fand. Aber natürlich auch, dass 160 Gäste aus der Filmbranche zu den Filmen gekommen sind. „Dass es uns gelungen ist, mit Mario Adorf einen Weltstar nach Lünen zu holen, ist großartig. Als Cineast und Veranstalter neben ihm im eigenen Kino zu stehen und ihm einen Preis fürs Lebenswerk zu überreichen, war ein besonderer Moment als Kinomacher.“
Dass Adorf auf eigenen Wunsch einen Tag länger blieb als geplant und mit seiner Tochter den Film „Die Libelle und das Nashorn“ besuchte und die Zuschauer überraschte, war ein großes Kompliment für die Veranstalter und „ein kleiner Ritterschlag“. Adorfs Laudator Dieter Kosslick habe sich auch noch mal bedankt, freut sich Nennmann.

Gefreut hat sich Nennmann auch über den Überraschungsbesuch von Comedian Olaf Schubert, der damit die Veranstalter, vor allem aber das Publikum sehr glücklich machte. Zehn Minuten vor Ende des Films „Olaf Jagger“ kam er an, von der Aufzeichnung der „heute show“ in Köln. Auch die Begegnung mit Clemens Schick sei beeindruckend gewesen. „Wir wollten immer alle Generationen zum Kinofest bringen, das ist jetzt durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den beiden Hochschulen Dortmund und Wuppertal gelungen.“
Fürs Cineworld-Team geht es ohne Pause weiter mit dem Weihnachtsgeschäft. Für den neuen Avatar-Film bekommt der größte Cineworld-Saal eine neue 3D-Laser-Projektion, die die Kinobetreiber 200.000 Euro kostet. Für 30.000 Euro gab es neue 3D-Brillen, die 40 Prozent leichter als ihre Vorgängermodelle sind. Ausgaben, die besonders weh tun, wenn die finanzielle Bilanz des Kinofests nicht so ausfällt, wie erhofft. Nennmann: „Aber ich bleibe optimistisch, denn die Filmstarts, die für 2023 angekündigt sind, sehen gut aus.“ Anfang Januar setzen sich die Verantwortlichen zusammen und reden darüber, wie es weitergehen wird.
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