Folgen des Lippehochwassers in Lünen, Selm und Werne „Glaube, dass das gut für die Natur ist“

Folgen des Lippehochwassers: „Unspektakulärer, als viele denken“
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So wie Ortschaften überall in Deutschland hatte die Hochwassersituation auch Lünen, Werne und Selm zwischen den Jahren fest im Griff. Viele Besucher der Lüner Innenstadt blieben beispielsweise auf der Lippebrücke stehen, um sich selbst ein Bild von dem Naturschauspiel zu machen. Was für die Bürger interessant und spektakulär aussieht, ist für den Experten Ilias Abawi, Sprecher des Lippeverbandes, etwas Normales. „Das ist viel unspektakulärer als viele denken. Das ist halt die Natur“, sagt Abawi im Gespräch mit der Redaktion.

Er sieht das Hochwasser als etwas Normales an. „Das Wetter hat schon immer Einfluss auf den Wasserstand der Flüsse genommen“, so Abawi. Das einzig Besondere an dem Hochwasser Ende des Jahres sei laut ihm die Länge des Hochwassers gewesen. „Es ist nur wichtig, dass es zu keinen ungewollten Überschwemmungen gekommen ist. Zum Glück war das an der Lippe nicht der Fall“, erklärt er.

Gehe von positivem Effekt für die Natur aus

Da die Lippe schon öfters Hochwasser hatte, geht Abawi nicht davon aus, dass das Hochwasser Schäden an der Natur verursacht hat – ganz im Gegenteil. „Ich glaube, dass das Hochwasser gut für die Natur ist, beispielsweise an den Auen wie in Olfen“, sagt Abawi und begründet seine Meinung: „Dort gibt es ein niedrigeres Grundwasser. Da tut es den Auen gut, wenn sie Wasser bekommen.“

Doch laut ihm hat das Hochwasser nicht nur der Natur, sondern auch der Lippe selbst helfen können. Im November 2023 erklärte Abawi, dass „es der Lippe guttut, wenn sie von Zeit zu Zeit etwas mehr Wasser führt, weil dann auch Auenbereiche innerhalb des Flussbettes geflutet werden, die ansonsten trockenstehen“.

Schäden an der Natur durch die Lippe seien ihm nicht bekannt. „Wenn es zu Schäden gekommen ist, dann am Hochwasserschutz. Wenn da etwas an den Deichen abgebrochen sein sollte, werden wir das Ausbessern“, versichert der Sprecher des Lippeverbandes.

Eine Aufräumaktion, um mögliche Veschmutzungen durch das Hochwasser zu beseitigen, wird es seitens des Lippeverbandes nicht geben. „Dass nach so einem Hochwasser Unrat angespült wird, ist völlig normal. Wir schauen regelmäßig nach einem Turnus und kontrollieren, wie es beispielsweise an den Lippeauen aussieht. Wenn uns dann etwas auffällt, wird das nach und nach weggeräumt“, erklärt Abawi.

Kann Veränderungen geben

Auch wenn es keine Schäden an der Natur durch das Hochwasser gegeben hat, glaubt Abawi, dass es zu Veränderungen in der Natur gekommen sein könnte. „Es kann sein, dass es Veränderungen in der Natur gibt. Beispielsweise könnten sich neue Flussrinnen in den Auen bilden”, sagt er.

Konrad Linnemann mit einem seiner Highland-Rinder
An Heiligabend musste Züchter Konrad Linnemann seine Highlander-Herde im Naturschutzgebiet in Lünen-Alstedde an der Lippe vor eben dieser in Sicherheit bringen. © Foto Helga Felgenträger (A)

Auswirkung auf die Landwirte

Zwar hat das Haochwasser laut Abawi keine größeren Auswirkungen auf die Natur rund um die Lippe, auf die Landwirte, die Felder nahe dem Fluss haben, hatte es das. So musste Konrad Linnemann seine 60 Highland-Rinder in Lünen-Alstedde mit großer Unterstützung seiner Freunde an Heiligabend evakuieren – im letzten Augenblick, als Trecker gerade noch in das überflutete Gebiet fahren konnten.

Doch Verluste musste der Landwirt nicht beklagen. So konnten die Rinder am Sonntag (28. Januar) wieder auf die Weide gebracht werden, teilweise mit gerade geborenen Kälbchen.

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