Nach dem Hochwasser in den Lippeauen Werne und Lünen Haben die Rinder überlebt, Herr Linnemann?

Nach dem Hochwasser: Haben die Rinder überlebt , Herr Linnemann?
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Das Lippehochwasser ist auf dem Rückzug. Damit normalisiert sich die Ende Dezember 2023 noch lebensbedrohliche Situation für die Weidetiere im Naturschutzgebiet Lippeaue zwischen Werne-Stockum und Lünen: für die Highland-Rinder, die gerettet wurden vor den Wassermassen und für die Heckrinder, nahe Verwandte der ausgestorbenen Auerochsen, die bleiben mussten. Konrad Linnemann kümmert sich seit rund 25 Jahren um die Tiere. Er atmet auf.

Die eigenen 60 Highland-Rinder in Lünen-Alstedde hatte Konrad Linnemann mit großer Unterstützung seiner Freunde an Heiligabend evakuieren können – im letzten Augenblick, als Trecker gerade noch in das überflutete Gebiet fahren konnten. Für die rund 50 Heckrinder mitsamt Kälbern, die im Dienst des Kreises Unna grasen, kam das nicht infrage. „Die lassen sich nicht treiben.“ Sie lebten schließlich unter nahezu wilden Bedingungen.

Wie robust diese Heckrinder sind, haben sie bewiesen. Weder in der Stockumer noch in der Langerner Herde gebe es Verluste. Das war nicht selbstverständlich, auch wegen unvernünftiger Menschen. Auf der Stockumer Lippebrücke hätten Schaulustige laut gerufen und applaudiert, als Rinder schwimmend die nahe Anhöhe, eine sogenannte Rettungsinsel, erreichten. „Die Tiere haben sich so erschrocken, dass sie sofort wieder zurückschwammen“, sagt Linnemann.

Gefahr durch Schaulustige

In Langern sei es auch nicht besser gewesen. „Die Tiere können zwar schwimmen, aber nicht dauerhaft.“ Linnemann sorgte dafür, dass in Stockum Straße und Fußweg gesperrt wurden, in Langern versperrte er selbst die Zuwegung zur Aue mit Strohballen. Und er sorgte dafür, dass die Tiere an den wenigen ausreichend hohen Stellen Futter finden konnten: Heusilage.

Eine Heckrinder-Gruppe im November 2023 im Naturschutzgebiet Lippeaue zwischen Stockum und Lünen. Das Hochwasser hat kurz danach den Lebensraum der Tiere dramatisch eingeschränkt.
Eine Heckrinder-Gruppe im November 2023 im Naturschutzgebiet Lippeaue zwischen Stockum und Lünen. Das Hochwasser hat kurz danach den Lebensraum der Tiere dramatisch eingeschränkt. © Biologische Station UN/DO

Am Sonntag (28. Januar) kehren seine Highland-Rinder („die sehen zwar zotteliger aus als die Heckrinder, sind aber zahmer“) nach Alstedde zurück, teilweise mit gerade geborenen Kälbchen. Nachwuchs hat sich inzwischen auch bei den Heckrindern eingestellt.

„Die Rettungsinseln sind einst gezielt angelegt worden in der Aue, um den Tieren im Hochwasserfall Schutz zu bieten“, sagt Dr. Anne Happe, Leiterin der Bio-Station für Dortmund und den Kreis Unna. Ob sie ausreichen, gelte es jetzt zu prüfen und nachzubessern. Zumindest in Alstedde, sagt Konrad Linnemann, sei alles überschwemmt gewesen.

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Exkursion zu den Heckrindern

Wer die Heckrinder besser kennenlernen möchte, sollte sich den 10. April vormerken. Die Bio-Station lädt ab 17 Uhr zu einer zweistündigen Exkursion zu den Heckrindern ein. Mit dabei: Züchter Konrad Linnemann und Vogelkundler Klaus Nowack. Treffen ist Am Tibaum in Stockum.

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