Der Lüner Unternehmer Peter Czub hätte gerne die ehemalige Mercedes-Fläche gekauft und entwickelt. Daraus wurde nichts. Czub und seinen Mitstreitern gehört aber ein Nachbargrundstück.
Scharfe Kritik an den Plänen des Bauvereins zu Lünen zur Entwicklung der ehemaligen Mercedes-Fläche im Herzen der Lüner City äußert Peter Czub. Der Lüner Unternehmer ist neben Ahmet Sönmez und Adam Koscielski Gesellschafter der Immobiliengesellschaft CSK (Lünen), die nach eigenen Angaben „anspruchsvolle Bauvorhaben mit zukunftsorientierter Nutzung baut“. Und genau das hat CSK auch in der Lippestadt vor.

Der Lüner Unternehmer Peter Czub hält von den Plänen des Bauvereins zur Entwicklung der ehemaligen Mercedes-Fläche gar nichts. © Walkusz
Czub und seine Mitstreiter haben Ende 2018 die alte Stadtvilla an der Lange Straße 96 in bester Innenstadtlage gekauft. Ende April 2019 rollten dort die Bagger an und rissen die marode Villa ab. Seitdem ist auf dem Grundstück direkt neben der ehemaligen Mercedes-Fläche nichts mehr passiert. Dazu hatte Peter Czub im Sommer noch erklärt: „Wir warten einfach ab, was nebenan auf dem Grundstück passiert. Wir haben keine Eile.“ Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Hier stand einmal die alte Stadtvilla. Vermutlich soll hier „hochwertige Wohnbebauung“ entstehen. Das 1000 Quadratmeter große Grundstück grenzt direkt an die ehemalige Mercedes-Fläche in der Lüner City. © Goldstein
„Seit Herbst 2018 suchen wir das Gespräch und den Dialog mit dem Nachbarn und Eigentümer der ehemaligen Mercedes-Fläche - auch über die Bauordnung in Lünen. Vom Bauverein waren bisher keine Informationen zu bekommen. Einzig und alleine haben wir erfahren, dass die Fläche künftig ‚Lindenquartier‘ genannt werden soll. Diese wenigen Informationen haben wir über die Presse bekommen.“
Das sagte Peter Czub am Mittwoch (23. Dezember) im Gespräch mit unserer Redaktion.
Laut Czub steht „Architektur immer im Kontext“ - was soviel heißen soll wie:
„Auch der flüchtige Betrachter kann oftmals wahrnehmen, ob sich ein Architekt mit der Nachbarschaft auseinander gesetzt hat oder nicht. Es ist eine Frage von der Qualität der Architektur, diese Auseinandersetzung zu leisten. Und genau aus diesem Grunde haben wir das Gespräch und den Dialog mit dem Bauverein gesucht, leider vergeblich und bisher ohne Reaktion.“
Kein Blatt vor den Mund nimmt Peter Czub auch, wenn es um die Pläne des Bauvereins geht:
„Die bisher veröffentliche Planung für die Fläche ‚Lindenquartier‘ halte ich für diesen exorbitant spannenden Standort für maximal ‚mittelmäßig‘. Es ist eine rückwärts gerichtete Architektur, wie eine Jeans aus dem letzten Jahrtausend. Der Standort hat etwas Besseres verdient.“
Lünens Politiker seien in der Vergangenheit deutlich mutiger gewesen, sonst wären das Rathaus, das Theater, die Geschwister-Scholl-Gesamtschule, aber auch in der jüngeren Vergangenheit das Hospiz oder das Caritas Gebäude nicht entstanden, erklärte der CSK-Gesellschafter - und dass die ehemalige Mercedes-Fläche für ein Leuchtturmprojekt geeignet sei.
„Keine Elbphilharmonie für Lünen“
„Es wird dort nicht die Elbphilharmonie für Lünen entstehen, aber die verantwortlichen Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Eigentümer der Fläche sind in einer Verantwortung, dort eine Qualität von Architektur zu schaffen, die auch in den Augen unserer Enkel noch Zustimmung findet. Mittelmaß hat keine Zukunft.“
Andreas Zaremba, Chef des Bauvereins zu Lünen, hielt sich auf Nachfrage bedeckt zu den Vorwürfen Czubs. Schriftlich teilte Zaremba der Redaktion Mittwoch mit:
„Zum derzeitigen Zeitpunkt werden wir zu unserem Entwurf keine weiteren Erläuterungen veröffentlichen, da wir uns zur Zeit in Abstimmung mit der Verwaltung der Stadt Lünen befinden. Der Bauverein wird ein innovatives und nutzerfreundliches Konzept entwickeln, das sowohl der Stadt, den künftigen Bewohnern als auch dem Standort absolut gerecht wird.“
Bauverein: Sehr positive Resonanzen
Zudem, schrieb Andreas Zaremba weiter, „haben wir sehr positive Resonanzen für die Weiterentwicklung unseres Konzeptes erhalten. (...) Sowohl durch Leserbriefe in den Ruhr Nachrichten als auch über viele persönliche Gespräche, insbesondere mit Fachleuten, wurden wir in unserer Meinung gestärkt, an der Weiterentwicklung unseres Entwurfs festzuhalten“.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es immer mal wieder Kritik aus der Bürgerschaft an den „altbackenen und provinziellen Plänen“ des Bauvereins zu Lünen gegeben. Nach Informationen unserer Redaktion stand auch der im Frühjahr 2019 von der Verwaltung ins Leben gerufene Lüner Beirat für Stadtgestaltung und Baukultur (LBSB) den Plänen zumindest skeptisch gegenüber. Offiziell bestätigen will das jedoch niemand.
Erst Ende November hatte Architekt Prof. Gerold Wech (82) im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, dass es sich bei der ehemaligen Mercedes-Fläche um die zentralste, öffentlich wirksame Stelle in Lünen handele: „Hier kreuzen sich zwei Hauptwege aus zwei Richtungen. Hier betritt man die Stadt. Hier soll ein Zeichen sein, für Lünen als Stadt“, hatte Wech gesagt.
In den Plänen des Bauvereins sieht er das nicht. Er verwies auf andere kritische Stimmen, die die Pläne als provinziell bezeichnen. Hinter vorgehaltener Hand sei von „kleinstädtischem Altstadtcharakter“ die Rede oder von „dörflicher Retro-Anmutung“. Offen wolle das aber niemand ansprechen. Bis auf Peter Czub, der in Lünen allerdings nicht unumstritten ist. Und zwar aus folgendem Grund:
Czub war gemeinsam mit dem Lüner Immobilienmakler Helmut von Bohlen Geschäftsführer der Park Concept GmbH (Lünen), die für das 20-Millionen-Euro-Bauprojekt Stadtquartier am Park verantwortlich zeichnete. Die Vermarktung lief gut. Bis kurz vor Schluss, da fehlte der Park Concept auf einmal das Geld. Handwerker warteten auf ihre Überweisungen, einige Wohnungen waren noch nicht fertig oder voller Mängel. In der Folge übernahm der Insolvenzverwalter 2016 das Ruder.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
