Stadtquartier am Park: Eigentümer finanzieren Klage, aber sehen wohl kein Geld mehr

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Stadtquartier am Park: Eigentümer finanzieren Klage, aber sehen wohl kein Geld mehr

rnMillionenprojekt in der Insolvenz

Seit 2016 läuft das Insolvenzverfahren rund um das Millionen-Bauprojekt Stadtquartier am Park. Eigentümer haben Klagen unter anderem gegen Ex-Geschäftsführer Czub finanziert - ohne Erfolg.

Lünen

, 23.05.2019, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ende 2016 hatte Helmut von Bohlen den Antrag auf Insolvenz für die Park Concept GmbH gestellt, das ist bald 2,5 Jahre her. Von Bohlen war gemeinsam mit Peter Czub Geschäftsführer der Firma, die für das Millionen-Bauprojekt Stadtquartier am Park verantwortlich zeichnete. Die Villen 1 bis 4, dazu das Haupthaus an der Dortmunder Straße: Das Stadtquartier prägt das Stadtbild und hatte ein Volumen von weit über 20 Millionen Euro. Die Vermarktung lief gut. Bis kurz vor Schluss, da fehlte der Park Concept auf einmal das Geld. Handwerker warteten auf ihre Überweisungen, einige Wohnungen waren noch nicht fertig oder voller Mängel.

In der Folge übernahm der Insolvenzverwalter das Ruder. Der erstattete, nachdem er Informationen eines von von Bohlen beauftragten Gutachters erhielt, mehrere Anzeigen gegen Bauleiter Ludger Kablitz, Handwerker und Ex-Geschäftsführer Czub. Es ging um Millionenbeträge. Zur Finanzierung der Rechtsstreitigkeiten sammelten von Bohlen und Insolvenzverwalter - Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White & Case - Geld. Laut von Bohlen haben 29 Eigentümer insgesamt 56.000 Euro in den Topf getan. Eigentümer hofften, so noch Geld für Mängelbeseitigung und Fertigstellung zu bekommen.

Klage scheitert vor dem Landgericht Essen

Aber vergebens: Direkt das erste Verfahren wurde schon am 21. Februar 2019 vor dem Landgericht Essen abgewiesen. Die Klage richtete sich gegen den Handwerksbetrieb Harfid aus Essen, der den Rohbau errichtet hat. Der Wunsch des Insolvenzverwalters: Rückzahlung von insgesamt 671.000 Euro - es gebe „Überzahlungen“, die Schlussrechnungen seien unvollständig und nicht prüffähig, argumentierte er. Das Gericht sah das anders und „stützte sich auf eine Darlegungs- und Beweislastverteilung zu meinen Lasten“, wie Insolvenzverwalter Schulte-Kaubrügger in seinem Verwalterbericht schreibt, der dieser Redaktion vorliegt. Heißt: Die Eigentümer bleiben auch auf diesen Kosten sitzen.

Ihr Geld war aufgebraucht, deswegen stellte der Insolvenzverwalter auch fast alle anderen rechtlichen Bemühungen ein - und zeigte kurz darauf für das Insolvenzverfahren Masseunzulänglichkeit an. Das ist sozusagen eine Insolvenz in der Insolvenz. Der Verwalter hatte im Verfahren neue Aufträge vergeben, etwa an Rechtsanwälte - und konnte diese Verbindlichkeiten jetzt selbst nicht mehr bedienen. Was der Insolvenzverwalter persönlich dazu sagt, ist nicht klar. Anfragen dieser Redaktion werden seit Monaten nicht beantwortet - die zuständigen Sachbearbeiter sind immer „im Gespräch“, „rufen aber gern zurück“. Ein Rückruf kam bisher aber nie.

Bleibt nur der Verwalterbericht. Dort schreibt Schulte-Kaubrügger, das Verfahren werde wohl erst Ende 2020 abgeschlossen, also in frühestens 1,5 Jahren.

Beim Richtfest 2013 war die Stimmung noch gut: (v.l.) Bauleiter Ludger Kablitz und die Bauherren Peter Czub und Helmut von Bohlen.

Beim Richtfest 2013 war die Stimmung noch gut: (v.l.) Bauleiter Ludger Kablitz und die Bauherren Peter Czub und Helmut von Bohlen. © Peter Fiedler

„Ein zivilrechtliches Verfahren um Schadenersatz wird aber weitergeführt“, sagt Geschäftsführer und Immobilienmakler Helmut von Bohlen, „es richtet sich gegen Herrn Czub“. Laut von Bohlen ist es unter anderem wegen überhöhter Handwerkskosten zur Insolvenz gekommen, Peter Czub sei als Geschäftsführer für diese Arbeiten verantwortlich gewesen. Czub selbst sagt, eine Insolvenz sei vermeidbar gewesen. Von Bohlen habe einen Kredit nicht verlängern wollen, daran sei das Projekt gescheitert: „Ich hätte es gerne zu Ende geführt“, sagt er. Von Bohlen dementiert das. „Zu dem Zeitpunkt den Kredit zu verlängern, wäre Kreditbetrug gewesen“, sagt er. Außerdem hätte auch ein Darlehen am Ende nichts an der Insolvenz geändert.

Den Schaden haben am Ende die Handwerker - und die Eigentümer. Manche haben eine Rate des Kaufpreises einbehalten, bei vielen reicht das aber nicht, um die Arbeiten fertigzustellen und Mängel zu beseitigen. Manfred Königsmann ist einer von ihnen. Er ist verärgert. Über den Insolvenzverwalter, „der hat sich monatelang gar nicht gerührt und auf Schreiben nicht reagiert.“ Über die beiden (ehemaligen) Geschäftsführer von Bohlen und Czub, „die laufen immer noch erhobenen Hauptes durch Lünen.“ Und insgesamt: „Es sieht so aus, dass die Hauptverantwortlichen ungeschoren davonkommen. Das ist ärgerlich für alle Beteiligten.“