
Der Dortmunder Gino Ulitzka hat sich vor fünf Jahren mit einer Holzfirma selbstständig gemacht. Nun zieht der Unternehmer in das alte Bürohaus Brauch. © Leonie Freynhofer
Lünen statt Düsseldorf: Besondere Holzprodukte ziehen ins Bürohaus Brauch
Neueröffnung
Ende Januar hatte das Bürohaus Brauch seinen Standort an der Cappenberger Straße aufgegeben. Im Sommer soll dort nun ein neues Geschäft eröffnen - mit besonderen Holzprodukten im Repertoire.
„Eigentlich ist das alles durch meine Schwiegermutter entstanden, der ich für ihre neue Wohnung einen Waschtisch gebaut habe“, erzählt Gino Ulitzka, während er auf einem Stapel großer Bodenfliesen sitzt. Um ihn herum: eine Großbaustelle mit Eimern, Pappbergen, Besen und Farbtöpfen.
Fünf Jahre nach diesem Familiengefallen eröffnet der Unternehmer sein erstes eigenes Geschäft in dem alten Bürohaus Brauch, das vor Jahrzehnten einmal das Kaiserliche Postamt war. Noch ist nur durch die Aufdrucke an den großen hohen Fensterscheiben zu erkennen, welcher Laden dort bald eröffnen wird. Das soll sich bestenfalls noch im Juni ändern, denn dann ziehen ganz besondere Holzprodukte in das Geschäft ein.
Erstes Geschäft überhaupt soll in Lünen eröffnen
Ulitzka ist eigentlich gelernter Schreiner, hat aber nie in dem Beruf gearbeitet. „Das hat mich finanziell nicht so gereizt“, erklärt er die Entscheidung. Bevor er sich dann 2017 doch wieder ganz dem Holz widmete, ist er im Marketing und Vertrieb mit einer eigenen Firma tätig gewesen. Nach 12 Jahren habe er aber „irgendwie die Lust verloren“ und wollte etwas Neues starten. Die Anfrage seiner Schwiegermutter, ihr einen Waschtisch zu bauen, war dann der Anfang von etwas ganz Großem.
Denn bei diesem Produkt sollte es nicht bleiben. Ulitzka gründete das Unternehmen „Woodstyle360“, das heute im gleichnamigen Onlineshop über 1000 verschiedene Artikel im Sortiment hat. Hinter dem Firmennamen stecken handgefertigte Holzprodukte. Tische, bei denen noch genau die Maserung zu erkennen ist, Schneidbrettchen im Stil eines Schachbrettes und bald auch Outdoor-Möbel. „Jedes ein Unikat“, betont der 40-Jährige. Alle Varianten werden es aber nicht in das Geschäft an der Cappenberger Straße in Lünen schaffen, das das erste Vor-Ort-Geschäft von „Woodstyle360“ in Deutschland ist.
Dass der Geschäftsführer sich für diesen Standort entschieden hat, liegt neben hohen Mietpreisen in Städten wie Düsseldorf und Berlin auch an der nicht zufriedenstellenden Objektsuche beispielweise in Dortmund. „Ich habe mich einfach in die Optik hier verliebt. Das passt perfekt zu unserem Unternehmen“, schwärmt Ulitzka und zeigt auf die bereits schwarz angemalte Decke des Geschäftes und die mit Logos beklebten großen Fenster, die den Raum mit Licht durchfluten.

Anfang April hat das Team von Gino Ulitzka begonnen, das Innere des Bürohaus Brauch zu sanieren. © Woodstyle360
In dem Ladenlokal stehen ihm nun mehrere Räume für die Produktpräsentation und Kundenberatungen zur Verfügung. Das sah zu Beginn der Firmengründung noch ganz anders aus. In einem 24 Quadratmeter großen Raum in Unna startete er mit „Woodstyle360“. Innerhalb von wenigen Wochen sei alles voll mit Bestellungen und dem benötigten Material gewesen, erinnert sich Ulitzka. Anfang 2018 vergrößerte er sich dann auf 180, kurze Zeit später auf 380 Quadratmeter. Seit zwei Jahren haben er und seine Mitarbeiter einen Ausstellungsraum in Waltrop.
Instagram als wichtiger Ort für Kunden-Akquirierung
Der gebürtige Dortmunder hat heute ein ganzes Team um sich herum aufgebaut und zählt bereits einige bekannte Persönlichkeiten wie die Musiker Eko Fresh und Dante Thomas, den Schauspieler und DJ Jan Leyk und die Influencerin Elena Miras zu seinen Kunden. „Ich hätte nie gedacht, dass das so extrem explodiert. Für mich war anfangs eher der Gedanke: ‚Ich verkauf mal ein paar Tische‘“.
Instagram spielt heute für den Unternehmer eine große Rolle. 90 Prozent seiner Kunden würde er über die Social-Media-Plattform akquirieren, erklärt er. Der Account mit fast 20.000 Followern zeigt großflächig bestehende Produkte, anstehende Projekte und gibt Einblicke hinter die aufwendige Tischlerarbeit.

Gino Ulitzka ist gelernter Schreiner, hat aber bis zur Firmengründung von „Woodstyle360“ nicht in dem Beruf gearbeitet. © Woodstyle360
Die Nähe zu den Abnehmern seiner Wohnzimmer- und Esstische oder Schneidbrettchen ist ein weiterer bedeutender Punkt. „Wir sind locker und kommunizieren ständig mit unseren Kunden. Sie sehen beispielsweise die rohe Holzplatte und alle weiteren Prozesse.“ Über einen WhatsApp-Chat laufen viele der Bestellungen bei „Woodstyle360“ ein, erklärt Ulitzka weiter. Derzeit komme sein Team kaum hinterher alles innerhalb von 24 Stunden auch zu abzuarbeiten. Von den aktuellen Lieferzeiten der Endprodukte ganz zu schweigen. Allein auf ein Schneidbrettchen müssten Kunden vier Wochen warten.
Produkte von „Woodstyle360“ haben ihren Preis
Wenn der Firmengründer mitten im Baustellenchaos über sein fünf Jahre altes Unternehmen spricht, wird schnell deutlich, wie sehr er hinter seinem Konzept und der Machart seiner Produkte steht. „Ich sehe selten etwas cooleres vom Design“, erklärt er. Sein Holzunikate könnten beispielweise mit Epoxid-Harz und Farbe verziert werden, nach Wunsch auch mit Gold.

Im Sortiment von „Woodstyle360“ gibt es unter anderem Schneidebretter in besonderer Optik. © Woodstyle360
Ein Blick auf die Website von „Woodstyle360“ verrät: Billig ist anders. Ein Esstisch kann schon mal mit 4000 Euro zu Buche schlagen. „Uns ist wichtig, dass die Kunden bereit sind, für unser Handwerk auch den nötigen Preis zu zahlen“, erläutert der 40-Jährige. Im gleichen Atemzug erklärt Ulitzka aber, dass er nicht nur Produkte für Menschen machen möchte, die viel Geld ausgeben wollen und können. Daher verkaufe er auch viele Dinge, die zwar „highend“ produziert seien, aber keinen „Highend-Preis“ hätten. In der Praxis ist das beispielsweise der Tisch „Jedermann“, der bei 950 Euro anfängt.
Gino Ulitzka rechnet bei seinen Produkten aber nicht nur in Geldscheinen, sondern hat auch das Thema Nachhaltigkeit auf dem Schirm. Für die Kunden gibt es etwa sogenannte Räucherflocken - mit Wodka, Rum und Whiskey veredelte Späne, die beim Abschleifen der großen Holzplatten übrig bleiben. „Pellets daraus zu pressen, war für mich nicht interessant wegen des Preises. Und da ich ein Barbecue-Freund bin, wurde es eben dieses Naturprodukt.“
Erster Verkaufsstore soll „Allround-Laden“ werden
Das Angebot von „Woodstyle360“ schließt mehrere Sparten mit ein. Das Geschäft an der Cappenberger Straße geht dahingehend noch einen Schritt weiter. Denn vor Ort hat Ulitzka zusätzliche Partner mit ins Boot geholt. „Das soll sich zu einem Allround-Store entwickelt, in dem wir neben dem Möbel und anderen Holzprodukten auch Spiegel, Fliesen und spezielle Raumtrenner mit Stahl und Glas anbieten,“ erklärt der Unternehmer. Der Kunde solle sich so viele kreative Idee in ein und demselben Laden holen.
Der Umbau für dieses Gesamtkonzept hat Ulitzka viel Geld, Zeit und Nerven gekostet. Am 1. April hat er mit seinem Team im Inneren des ehemaligen Bürohauses alles leergeräumt und das Geschäft komplett entkernt. Wenn der 40-Jährige auf die vergangenen drei Monate blickt, kommt ihm die ganze Arbeit fast unwirklich vor. „Was wir hier gemacht haben, ist heftig. Aber ich habe die Deadlines extra so gesetzt, weil wir im Sommer eröffnen wollen.“

Ende Mai herrschte noch eine Großbaustelle im dem zukünftigen Laden von „Woodstyle360“. © Leonie Freynhofer
Er gibt sich sehr zuversichtlich, dass alles auch pünktlich fertig wird und im Juni eröffnet werden kann. Die Vorfreude ist bereits jetzt „unheimlich groß“ und die Eröffnung „was ganz Besonderes“. Ulitzka sei gespannt, wie der Verkaufsstore ankommt, denn ein Einzelhandel sei nun mal etwas ganz anderes als ein Onlineshop.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
