
Marion und Matthias Wulf haben sich mit ihrer beliebten Bäckerei an der Bebelstraße vor 25 Jahren selbstständig gemacht. Zum Jubiläum wurde umgebaut. © Günther Goldstein
Zum Jubiläum gönnt sich die Lüner Bäckerei Wulf ein paar Neuerungen
25 Jahre
Handwerkskunst in der Backstube und gute Kundenkontakte im Ladenlokal - das ist dem Ehepaar Wulf wichtig. Seit 25 Jahren führen die beiden ihre Bäckerei an der Bebelstraße, bewusst ohne Filialen.
Schon das Kennenlernen von Marion und Matthias Wulf hatte mit dem Bäcker-Handwerk zu tun. Er absolvierte seine Lehre zum Bäcker und Konditor in einer Iserlohner Konditorei. Sie war im selben Betrieb Auszubildende als Bäckereifachverkäuferin.
„Später haben wir in Dortmund in verschiedenen Betrieben gearbeitet“, erzählt Marion Wulf. Ihr Mann stammt aus einer selbstständigen Handwerksfamilie in Dortmund-Huckarde und träumte davon, sich mit seiner großen Liebe auch selbstständig zu machen. Dann entdeckte das Paar eine Annonce des Lüner Bäckermeisters Behrens, der seine Bäckerei an der Bebelstraße verpachten wollte.
„Der Betrieb war genau unsere Kragenweite, so richtig schön klein, aber fein“, erinnert sich die 49-Jährige. Ein Jahr nach der Hochzeit pachtete das Paar die Bäckerei und zog 1996 nach Lünen. Zum Jahreswechsel 96/97 wurde daraus die Bäckerei Wulf. Zuerst pachteten die Wulfs die Bäckerei, seit einigen Jahren gehört ihnen der Betrieb samt Ladenlokal.

Die Mitarbeiterinnen - hier noch in dem Geschäft, wie es vor dem Umbau aussah - fühlen sich in dem Ladenlokal wohl. © Carolin Rau (Archiv)
Bereut haben Bäckermeister Matthias Wulf und seine Frau, die neben ihrer Ausbildung auch einen Ausbilderschein hat, ihren Umzug an die Lippe und den Sprung in die Selbstständigkeit nicht. Eigentlich hätten sie schon Anfang 2022 das Silberjubiläum feiern können, doch da hatte die Pandemie noch alles im Griff. Lieber abwarten, dachte sich das Ehepaar. Und als es nun endlich Frühling wurde und viele Corona-Regeln fielen, war die Feierlaune da.
Zum Jubiläum schenkten die Wulfs sich, den Mitarbeitenden und den Kunden einen Umbau des Ladenlokals. „Für mich ist es wichtig, dass die Kundschaft sich im Laden wohlfühlt. Ich bin ganz bewusst ins Geschäft gegangen und habe mir überlegt, wie wir mehr Pep hineinbekommen.“ Zusammen mit heimischen Handwerkern, Maler Fittinghoff, Elektro Strunk und Tischlerei Fuß, wurden die Pläne umgesetzt. „Wir wollten ein paar neue Akzente setzen, ohne unserer Linie untreu zu werden.“
Die Rechnung ging auf: „Wir haben viel Zuspruch von unseren Kunden bekommen. Und auch unsere Verkäuferinnen finden es gut, dass wir gleichzeitig die Arbeitsabläufe optimiert haben. Alle haben es sich verdient, sich wohlzufühlen.“ Insgesamt hat die Bäckerei 13 Mitarbeitende in Backstube und Geschäft - in Voll- und Teilzeit.

Marion und Matthias Wulf waren auch bei Hoffesten und anderen Veranstaltungen mit ihren Backwaren zu Gast. © Quiring-Lategahn
Ob eines der drei Kinder des Ehepaares in die beruflichen Fußstapfen von Mama (49) und Papa (51) treten wird, ist eher fraglich. Die eine Tochter ist Köchin, die Schwester studiert Pädagogik und der 14-jährige Sohn hat sich noch nicht entschieden, was er einmal beruflich machen will. „Aber er sieht natürlich, was es bedeutet, selbstständig zu sein - harte Arbeit und Sieben-Tage-Woche.“ Die Eltern sind ohnehin der Ansicht, dass ihre drei Sprösslinge das machen sollen, was ihnen Spaß macht, jeder in seinem Beruf aufgehen soll.
Keine Filialen
Bewusst haben sich die Wulfs dafür entschieden, es bei einem Geschäft zu belassen, keine Filialen zu eröffnen. Auch wenn sie dafür manchmal belächelt wurden. „Natürlich beliefern wir auch mal größere Firmen mit Backwerk. Aber der Hauptumschlagort unserer Waren bleibt das Geschäft an der Bebelstraße. Da ist auch immer ein Ansprechpartner für die Kunden vor Ort.“ Bäckermeister Matthias Wulf setzt auf eigene Mehlmischungen und hört auch auf die Resonanz seiner Kunden.
„Das Zwischenmenschliche ist uns wichtig, unsere Kunden schätzen das genauso wie das Handwerk. Wir suchen immer das Gespräch, man teilt seit vielen Jahren Freud und Leid.“ Das merkten sie auch in der Pandemie. „Da kamen manchmal ältere Leute einfach nur wegen eines Brötchens. Ob sie das wirklich brauchten, wissen wir nicht, aber ihnen fehlte einfach der Kontakt zu anderen Menschen.“ Das Menschliche ist ein wichtiger Aspekt, um als kleiner Familienbetrieb zu überleben. „Wenn unsere Kunden uns auch außerhalb des Geschäfts ansprechen, dann ist das eigentlich das größte Kompliment.“

Bäckermeister Matthias Wulf (r.) und ein Mitarbeiter in der Backstube. In der großen Schüssel ist die in Rum eingelegte Früchtemischung für den Stollen, der in der Weihnachtszeit zum Programm gehört. © Beate Rottgardt (Archiv)
Seit 25 Jahren setzt Bäckermeister Wulf auch auf Abwechslung beim Kuchen und bei Torten. Da legt er Wert auf Saisonales. „Momentan ist Erdbeerzeit, dann kommen die Pflaumen, die Äpfel und natürlich Weihnachten. Immer wechselndes Programm.“ Und wenn sich Kunden mit besonderen Wünschen melden, werden auch die nach Möglichkeit erfüllt. Neue Ideen gibt es auch durch Fortbildungen, Webinare und den Blick in alte Rezeptsammlungen.
Auch wenn sie jeden Tag mit leckeren Kuchen und Torten zu tun hat, isst Marion Wulf gerne Süßes. „Alles außer Mohn mag ich. Meine Schwiegermutter versteht bis heute nicht, dass ich immer noch täglich Kuchen esse.“ Und zwar mindestens ein Stück. „Wenn unsere Konditorin etwas Neues ausprobiert, müssen wir das natürlich außerdem kosten. Wir müssen ja wissen, wie es schmeckt und was wir den Kunden anbieten.“ Ihr Mann mag am liebsten Kuchen mit Obst: „Matthias isst besonders gerne Erdbeerkuchen und dann wieder Pflaumenkuchen, mit ein bisschen Schlagsahne.“
Neue Öffnungszeiten
Zum Silberjubiläum gab es noch eine Änderung der Öffnungszeiten. Montags bis freitags ist die Bäckerei nun von 5 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 5 bis 13 Uhr und sonntags von 7.30 bis 12 Uhr. „Dass wir keine Mittagspause mehr machen und dafür abends etwas eher schließen, liegt am veränderten Essverhalten der Kunden. Es wird weniger Brot gekauft, eher mehr Brötchen. Abends gehen die Leute eher essen, als dass sie Schnitten schmieren.“ Die neuen Öffnungszeiten kommen an. Mittags können jetzt auch Bestellungen und Nachfragen bearbeitet werden.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
